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Plakatmotiv: Young Adult (2011)

Coming-of-Age-Drama
einer Mit-Dreißigerin

Titel Young Adult
(Young Adult)
Drehbuch Diablo Cody
Regie Jason Reitman, USA 2011
Darsteller

Charlize Theron, Patton Oswalt, Patrick Wilson, Elizabeth Reaser, Collette Wolfe, Jill Eikenberry, Richard Bekins, Mary Beth Hurt, Kate Nowlin, Jenny Dare Paulin, Rebecca Hart, Louisa Krause, Elizabeth Ward Land, Brian McElhaney, Hettienne Park u.a.

Genre Drama
Filmlänge 94 Minuten
Deutschlandstart
23. Februar 2012
Inhalt

Mavis Gary, Mitte 30, lebt in Minneapolis. Jedenfalls nennt sie das unablässige Abhängen im Bett, im Café vor dem leeren PC leben. Sie schreibt Bücher. Jedenfalls, wenn ihr was einfällt. Was es nicht tut. Sie ghostwrited für die Jugendbuchserie einer Autorin, die eingestellt wird, bei der ihr Name nur im Klappentext auftaucht. Entsprechend motiviert sitzt sie vor ihrem leeren Bildschirm und trinkt sich erst einmal einen, als sie eine E-Mail „Schaut mal, wer da ist!“, steht da geschrieben. Dazu gibt es das Foto eines Babys. Ihr Ex, Buddy aus der High School, ist Vater geworden. In Mercury. Wo Mavis aufgewachsen ist. Wo sie Minneapolis „Mini-Apple“ nennen, in stolzer Anlehnung an den Big Apple. ... Naja, so denken sie halt in Mercury.

Und jetzt ist Buddy Vater geworden. Mavis sürzt in eine Lebenskrise. Was hilft gegen die Krise? Back to the Roots vielleicht. Mavis beschließt, sich Buddy zurückzuholen. Das heißt, Mavis sagt, sie werde Buddy aus der Familienhölle Mercury, wo man „Mini-Apple“ statt Minneapolis sagt, befreien.

In Mercury ist alles wie immer. Selbst das Motel ist irgendwie ätzend. Immerhin gibt es eine Kneipe, wo sie erst einmal das Date mit Buddy klar macht. Morgen Abend. An der Theke trifft sie auf - wiehießdernoch? - Matt Freehauft, der in der High School seinen Spind neben ihrem hatte. Das war doch der, den alle für schwul hielten damals und der deswegen im letzten Jahr an der Schule derart verprügelt worden war, dass er nur an Krücken laufen kann und dessen Liebesleben seither funktionsmäßig ... naja ... eingeschränkt ist. Immerhin kann man mit Matt ein wenig quatschen und schließlich erzählt Mavis ihre Absicht, sich Buddy zurückzuholen. „Aber er ist verheiratet. Hat Familie!“ „Glaubst Du wirklich, er fühlt sich wohl? Ist glücklich in diesem … Mercury?

Am nächsten Abend brezelt sich Mavis auf und trifft ihren Ex-Freund. Eine netter Abend ohne besondere Vorkommnisse, allerdings bildet Mavis sich ein, Buddy schon fast rum zu haben. Sie erzählt Matt davon, mit dem sie sich anschließend ordentlich einen antrinkt – Matt hat Selbstgebrannten in der Garage.

Mercury. Buddy. Ein paar Dates – auch zusammen mit Buddys Frau. Und ein Kuss. Der eigentlich nichts am Status Quo verändert, den aber Mavis als Plus verrechnet und Buddy gar nicht - er hat ihn schnell vergessen. Schließlich liebt er seine Frau und sein Baby. Mavis' Motive hat er immer noch nicht durchschaut. Die werden allerdings sehr offensichtlich und sind auch nicht zu überhören, als ihr auf der Namensgebungs-Party von Buddys Tochter die Nerven durchgehen und sie sich den Frust, die Enttäuschungen und die Verletzungen der letzten 15 Jahre von der Seele schreit ...

Was zu sagen wäre

Kinoplakat: Young Adult

Typen wie ich“ sagt der körperlich Versehrte zur psychisch Versehrten, „sind auf der Welt, um Frauen wie Dich zu lieben!

Ganz schön beeindruckend, so lässig so gut zu sein. Jason Reitman (Up in the Air – 2009; "Juno" – 2007; "Thank You for Smoking" – 2005) hat sich still und humorvoll als großer Kinoerzähler seiner Generation, der Thirtysomethings etabliert. Die ersten zwanzig Minuten gehören einer ausgesprochen smoothen, einsamen, verzweifelt nicht untergehen wollenden Charlize Theron. Geredet wird da wenig, die ersten sieben Minuten gleich gar nicht.

Charlize Theron im Kerle-Modus

Theron füllt die Leinwand und erobert die Story, der ich ohne Gegenwehr folge, obwohl sie, mit Verlaub, auf Arschloch-Tour geht: „Buddy Slade has a life.“ „No, he has a Baby. And Babys are boring!“ Das ist nicht ganz die Sorte Held, die uns das kommerzielle Erzählkino im allgemeinen erlaubt. Und wenn, dann ist der Held ein Kerl. Bei denen weiß man ja, dass „die so sind“. Aber Frauen? Noch dazu eine, die aussieht wie Charlize Theron (Hancock - 2008; Im Tal von Elah – 2007; The Italian Job – Jagd auf Millionen – 2003; Im Bann des Jade Skorpions – 2001; 15 Minuten Ruhm – 2001; Die Legende von Bagger Vance – 2000; The Yards – 2000; Wild Christmas – 2000; Gottes Werk & Teufels Beitrag – 1999; Mein großer Freund Joe – 1998; Im Auftrag des Teufels – 1997; That Thing You Do! – 1996; 2 Tage in L.A. – 1996), die an jedem Finger zehn Männer haben kann? Mrs. Theron macht das wunderbar. Ich wage die Behauptung: Mit jeder anderen halbwegs vergleichbaren A-Schauspielerin hätte das nicht funktioniert. Die junge Julia Roberts hätte das noch ähnlich überraschend hinbekommen.

Die Autorin Diablo Cody und Regisseur Reitman wollen uns natürlich keine Arschloch-Story erzählen. Statt dessen erzählen sie die Liebesgeschichte zweier Versehrter, die zueinander nicht können - und in diesem Aufbau spielt Buddy nur die Rolle des Schönlings, über den unsere Heldin irgendwann hinweg kommen muss.

Nonchalant erzählt, wunderbar gespielt

In diesem wunderbaren Werk, das seinen Charme noch ausbreitet, nachdem sich der Kinovorhang längst geschlossen hat, treffen zwei aufeinander, denen das Leben nicht zugewandt war, die das Leben deswegen hassen. Die jeweiligen Szenen, in denen diese persönlichen Verletzungen offenbar werden, kommen so nonchalant um die Ecke, dass es mich aus dem Sessel hebt. Nein, dieses kleine Meisterwerk ist keine romantic comedy - obwohl es lustige Situationen gibt und es auch romantisch zugeht. „You are better than this”, ist der entscheidende Satz. Ein Film über Einsamkeit, über verpasste Chancen und wenn man sich immer intensiver fragt, wie Reitman seine Heldin aus diesem unentwirr- und unentschuldbaren Gefühlschaos wohl raus bekommt – und wie er sie belohnt, mit welcher Art richtigen Lebens, platzt die Big Bomb.

Und dann stehen sie da, die beiden vom Leben Versehrten, nackt, und versuchen sich zu trösten ... Das ist noch nicht das Ende, aber das ist groß. Jason Reitman, der Chronist der Generation 24/7 hat seinem Ryan Bingham eine jüngere Schwester gegeben. Haben George Clooney und Charlize Theron eigentlich schon mal zusammen gearbeitet? Wäre sicher spannend. Sofern Jason Reitman Regie führt!

Wertung: 7 von 7 €uro
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