Der angesehene Illusionist Stanley wird in den 1920er Jahren an die Côte d’Azur beordert, um dort einen Schwindel aufzudecken: An der französischen Mittelmeerküste treibt die vermeintliche Wahrsagerin Sophie ihr Unwesen und zieht mit ihren Prophezeiungen den Reichen und Schönen das Geld aus den prallgefüllten Taschen.
Um den Fall zu lösen, stürzt sich der englische Gentleman in das ausschweifende Leben der dekadenten Oberschicht. Neben dem Luxus in Form von pompösen Villen und exzessiven Partys mit jeder Menge Jazzmusik ist es vor allem die attraktive Hellseherin, die Stanley zunehmend den Kopf verdreht. Al
sich Sophie und Stanley langsam näherkommen, beginnt sogar der Meisterillusionist selbst daran zu zweifeln, dass die junge Dame eine Betrügerin ist …
„Ich komme gerne in die Provence. Da war ich noch nicht.“, sagt Sophie und vielleicht ist das schon der Hintergrund für diesen Film: Woody Allen war noch nie in der Provence. Er wäre nicht der erste, der diesen wunderschönen Flecken Erde zur Kulisse eines Films macht, um mal auszuspannen. Ridley Scott, zum Beispiel, hat das mit Ein gutes Jahr (2006) auch schon gemacht.
Eine Sommerfrische mit religiösem Eifer
Woody Allen nimmt eine Sommerfrische. Aber er wäre nicht Woody Allen, wenn er dann nur Lavendel und Weinberge zeigen würde. Er verknüpft die natürliche Schönheit Südfrankreichs mit dem üppigen Dekor der 1920 Jahre und lässt dann seine Protagonisten 90 Minuten über Magie streiten – bei Allen Synonym für die Religion im Allgemeinen. „Sie waren sehr viel glücklicher, als Sie sich ein paar Lügen gegönnt haben, Stanley“, klagt Sophie – ohne Gott kein Glück, kein Spaß, soll das wohl heißen. ”Wir alle hoffen, dass jemand Übermächtges daher kommt. Aber die einzige Übermacht, deren Auftritt gewiss ist, hat eine Sense im Gepäck“, ätzt Stanley, der den Woody-Allen-Part in diesem Film hat.
Der alte Firth und die bezaubernde Stone
Dafür scheint ununterbrochen die Sonne und strahlt die göttlich aufspielende Emma Stone bezaubernd in die Kamera (Gangster Squad – 2013; The Amazing Spider-Man – 2012; The Help – 2011; Crazy, Stupid, Love. – 2011; Freunde mit gewissen Vorzügen – 2011; Einfach zu haben – 2010; Zombieland – 2009); souverän, gelassen und mit großer Natürlichkeit spielt sie die mutmaßliche Betrügerin. Etwas verstörend ist ihr Alter.
Colin Firth, Jahrgang 1960 macht Emma Stone, Jahrgang 1988, schöne Augen? Die Geschichte spielt in den wilden 1920er Jahren, da waren ähnliche Szenarien noch eher mal üblich; vor allem, wenn auf der einen Seite viel Geld im Spiel war. Aber hier funktioniert das nicht. Es funkt nicht zwischen Stone und Firth. Dazu schwurbelt der Oscar-Preisträger Colin Firth (Dame, König, As, Spion – 2011; The King's Speech – 2010; Tatsächlich … Liebe – 2003) den sarkastischen Nihilismus seines Stanley etwas zu gelangweilt herunter.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass Woody Allen vor allem seinen Rhythmus – jedes Jahr einen Film – treu bleiben muss, nach seinem fulminanten Blue Jasmin aber nicht wirklich eine Geschichte hatte und er also in seinen Zettelkasten gegriffen und ein paar Sottisen über Glaube, Alter und Frauen auf Drehbuchlänge aufgeblasen hat. Sein Kameramann Darius Khondji (der Franzose ist seit Midnight in Paris, 2011, Allens Haus-Kameramann) hat dann Allens Sarkasmus in schöne, sonnige, elegante Bilder gekleidet.
Die Filme von Woody Allen
- Drehbuch, Schauspieler: Was gibt's Neues, Pussy? (What's New Pussycat), 1965
- Regie: What's up, Tiger Lily (What's up, Tiger Lily), 1966
- Schauspieler: Casino Royale (Casino Royale), 1967
- Regie, Schauspieler: Woody, der Unglücksrabe (Take the Money and run), 1969
- Regie: Bananas (Bananas), 1971
- Schauspieler: Mach's noch einmal, Sam (Play it again Sam), 1972
- Regie, Schauspieler: Was Sie schon immer über Sex wissen wollten (Everything You wanted to know about sex but were afraid to ask), 1972
- Regie, Schauspieler: Die Letzte Nacht des Boris Gruschenko (Love & Death), 1975
- Regie, Schauspieler: Der Schläfer (Sleeper), 1973
- Schauspieler: Der Strohmann (The Front), 1976
- Regie, Schauspieler: Der Stadtneurotiker (Annie Hall), 1977
- Regie: Innenleben (Interiors), 1978
- Regie, Schauspieler: Manhattan (Manhattan), 1979
- Regie, Schauspieler: Stardust Memories (Stardust Memories), 1980
- Regie, Schauspieler: Eine Sommernachts-Sexkomödie (A Midsummernight Sexcomedy), 1982
- Regie, Schauspieler: Zelig (Zelig), 1983 Regie
- Schauspieler: Hannah und ihre Schwestern (Hannah and her sisters), 1985
- Regie, Schauspieler: Broadway Danny Rose (Broadway Danny Rose), 1984
- Regie: The Purple Rose of Cairo (The Purple Rose of Cairo), 1985
- Regie: Radio Days (Radio Days), 1987
- Regie: Eine andere Frau (Another woman), 1988
- Regie: September (September), 1989
- Regie, Schauspieler: Verbrechen und andere Kleinigkeiten (Crimes and Misdemeanors), 1989
- Regie, Schauspieler: New Yorker Geschichten (New York Stories), 1989 Episodenfilm
- Regie: Alice (Alice), 1990
- Schauspieler: Ein ganz normaler Hochzeitstag (Scenes from a mall), 1991
- Regie, Schauspieler: Schatten und Nebel (Shadow and Fog), 1992
- Regie, Schauspieler: Ehemänner und Ehefrauen (Husbands and Wifes), 1992
- Regie, Schauspieler: Manhattan Murder Mystery (Manhattan Murder Mystery), 1993
- Regie: Bullets over Broadway (Bullets over Broadway), 1994
- Regie, Schauspieler: Geliebte Aphrodite (Mighty Aphrodite), 1995
- Regie, Schauspieler: Alle sagen: I love you (Everyone says I love You), 1996
- Regie, Schauspieler: Harry außer sich (Deconstructing Harry), 1997
- Regie: Celebrity - Schön. Reich. Berühmt (Celebrity), 1998
- Stimme: Antz (Antz), 1998
- Regie: Sweet and Lowdown (Sweet and Lowdown), 1999
- Schauspieler: Picking up the Pieces - Ich habe doch nur meine Frau zerlegt (Picking up the Pieces), 2000
- Regie, Schauspieler: Schmalspurganoven (Small Time Crooks), 2000
- Regie, Schauspieler: Im Bann des Jade Skorpions (The curse of the Jade Scorpion), 2001
- Regie: Sounds from a Town I love (Kurzfilm), 2001
- Regie, Schauspieler: Hollywood Ending, 2002
- Regie: Anything else, 2003
- Regie: Melinda und Melinda (Melinda and Melinda), 2004
- Regie: Match Point (Match Point), 2005
- Regie: Scoop - Der Knüller (Scoop), 2006
- Regie: Cassandras Traum (Cassandra's Dream), 2007
- Regie: Vicky Cristina Barcelona, 2008
- Regie: Whatever works - Liebe sich wer kann (Whatever works), 2009
- Regie: Ich sehe den Mann Deiner Träume (You will meet a tall dark Stranger), 2010
- Regie: Midnight in Paris, 2011
- Regie: To Rome with Love, 2012
- Regie: Blue Jasmine, 2013
- Schauspieler: Plötzlich Gigolo, 2013
- Regie: Magic in the Moonlight, 2014
- Regie: Irrational Man, 2015
- Regie: Café Society, 2016
- Regie: Wonder Wheel, 2017
- Regie: A Rainy Day in New York, 2019
- Regie:
Rifkin's Festival, 2020 - Regie:
Ein Glücksfall, 2023