IMDB
Plakatmotiv: Karawane der Frauen (1951)
Endlich bekommen die
Pionierinnen ihr Recht
Titel Karawane der Frauen
(Westward the Women)
Drehbuch Charles Schnee
nach einer Geschichte von Frank Capra
Regie William A. Wellman, USA 1951
Darsteller Robert Taylor, Denise Darcel, Hope Emerson, John McIntire, Julie Bishop, Lenore Lonergan, Henry Nakamura, Marilyn Erskine, Beverly Dennis, Renata Vanni, Ted Adams, Claire Andre, Raymond Bond, Polly Burson, Archie Butler, Claire Carleton, Bill Cartledge, Mary Casiday, John Cason, George Chandler, Doris Cole, Mikel Conrad, Pat Conway, Gene Coogan u.a.
Genre Western
Filmlänge 115 Minuten
Deutschlandstart
16. September 1952
Inhalt

Wir schreiben das Jahr 1851: Roy E. Whitman ist der Bürgermeister einer kleinen aufstrebenden Stadt in einem Tal in Kalifornien. Dort arbeiten und leben mittlerweile über 100 Männer, die dort nur dann sesshaft bleiben wollen, wenn sie eine Familie gründen können. Es gibt in diesem Tal jedoch keine Frauen.

Plakatmotiv (US): Westward the Women (1951)Whitman heuert den Scout Buck Wyatt an, um einen Treck mit 150 Frauen quer durch den Kontinent zu führen. Wyatt hat jedoch große Zweifel, dass er so viele Frauen sicher nach Kalifornien bringen kann. Er hält dies für unmöglich. Erst als Whitman ihm eine Prämie von 1.000 Dollar verspricht, sagt Wyatt zu. Gemeinsam reisen sie nach Chicago; dort heuert Whitman genügend Frauen für seine Männer in Kalifornien an. Die Frauen wählen aufgrund von Fotografien ihre künftigen Ehemänner aus. Buck Wyatt hat jedoch nach wie vor Zweifel, ob das Unternehmen gelingt

Eine bunte Gesellschaft macht sich nun auf den Weg nach Westen. Patience Hawley ist eine ältere Witwe eines Kapitäns aus Neuengland. Maggie O’Malley ist ein Bauernmädchen, das auch sehr gut mit dem Gewehr umgehen kann. Rose Meyers ist schwanger ohne Ehemann. Die Italienerin Mrs. Maroni ist Witwe und reist mit ihrem 9-jährigen Sohn. Fifi Danon und Laurie Smith sind zwei ehemalige Prostituierte, die ein neues Leben beginnen möchten. Buck heuert außerdem 15 Männer an, die mit ihm den Treck beschützen sollen. Er warnt aber gleichzeitig die Männer wie auch die Frauen, dass er keine Beziehungen unter den Frauen und Männern des Trecks dulden werde.

Nach einer kurzen Lehreinführung beginnt die große Reise. Buck muss auch sogleich einen Mann wieder zurückschicken, der sich an eine Frau herangemacht hat und verspricht, dass er den nächsten Mann, der mit einer der Frauen anbändelt, sofort erschießen würde. Bald ist auch erkennbar, dass die Reise tatsächlich so schwierig und gefährlich ist, wie Buck es erwartet hat. Indianer zeigen sich, greifen den Treck allerdings nicht an. Laurie Smith wird von einem der Männer vergewaltigt, der daraufhin von Buck erschossen wird; ein zweiter Mann, der Buck in den Rücken schießen will, wird von Maggie getötet. In der Nacht verlassen daraufhin einige Männer mit einigen Frauen den Treck. Der junge Sid Cutler, der sich in Rose Meyers verliebt hat, kann Rose nicht überreden den Treck zu verlassen und bleibt.

Als Buck die Flucht dieser Gruppe wahrnimmt, entschließt er sich, dass nun auch die Frauen Männerarbeit übernehmen müssen. Sie erhalten Schießübungen. Fifi Danon erzeugt eine Stampede des Trecks als sie auf einen Hasen schießt. Als Buck sie zur Rede stellt, reitet sie fort. Buck folgt ihr und nach einer weiteren Auseinandersetzung erkennen beide, dass sie sich lieben. Als sie zum Treck zurückkommen, wird dieser gerade von Indianern angegriffen. Dabei kommen einige Frauen ums Leben. Buck und der japanische Koch Ito sind nun die letzten Männer im Treck. Buck erklärt den Frauen, dass es besser wäre, umzukehren, doch die Frauen wollen weiterziehen …

Szenenbild: Karawane der Frauen (1951)

Was zu sagen wäre

Der Film macht schon nach fünf Minuten Spaß, weil er die Geschlechterrollen wenn schon nicht auf den Kopf stellt so aber deren Unterschiede egalisiert. Der Vorteil: Wenn mal ein Planwagen abstürzt und eine/r ums Leben kommt, verharrt der Film in der Trauer mit den Frauen – anders als in den Männer-Western, in denen ein verlorener Planwagen halt als Schicksal in einem kurzen Zwischenschnitt so hingenommen wird.

Der Film  wird zwar über seinen kernigen Hauptdarsteller Robert Taylor (Quo Vadis – 1951) verkauft. Es ist aber ein Film der Frauen. Das ist eine schöne neue Farbe im Westerngenre – ausgerechnet in einem Schwarz-WeißFilm: Jene Wesen, die im Allgemeinen dem Mann um den Hals und sonst nicht zur Last fallen sollen, treten hier in den Mittelpunkt des Geschehens. Auch ihr Lebenszweck ist es am Ende, einem Mann um den Hals zu fallen. Aber dafür nehmen sie die Strapazen einer langen und gefährlichen Reise – von Chicago im Planwagentreck bis an die Westküste – auf sich, die auch manchen Mann überfordern würde, und die Männer, die sie dann im Westen treffen und am besten ehelichen sollen, sollten sich nicht der Illusion hingeben, hier ein leicht verführbares Heimchen zu bekommen.

Diese Frauen haben Großes geleistet und gezeigt: Frauen können das auch – reiten, schießen, Yi-Haa! rufen. Robert Taylor, der im eben erschienenen Quo Vadis ein unerträglicher Kerl war, schwört die wartenden Männer ein: „Ihr wartet auf Sie. So wollen es die Frauen. So wird's auch gemacht! Sie wollen nicht kommen, solange sie so zerlumpt sind. Und wer ihnen zu nahe kommt, denen verpassen sie eine Kugel. Ihr habt es schwer gehabt. Aber niemals so schwer wie diese Weiber. Das sind Frauen, sage ich Euch. Jede von ihnen ist Gold wert. Ich warne Euch: Nehmt Euch ja zusammen; dass Ihr gut mit ihnen umgeht! Wehe Euch, wenn Ihr sie schlecht behandelt.“ Der Film feiert das Ethos harter Arbeit.

Die Männer in diesem Film treten in der Mehrheit als potenzielle Gefahrenherde auf, die vor allen Weiber sehen. Schließlich müssen sich die Frauen von allem trennen, was reiner Ballast ist – und sie trennen sich von Vielem; aus Cowboy-Sicht zu wenig … aber von Vielem. Das sind Frauen, die haben bewiesen, dass sie ebenso tough sind, wie die Kerle; manche der starken, tapferen Frauen wirken zwischenzeitlich so teilnahmslos im Treck, dass man sich schon wieder fragt, wie die ohne Männer auskommen sollen – ein Tribut der männlichen Filmemacher an das männliche Publikum, denn sie haben dennoch etwas geschafft, was manche der Jungs nie schaffen würden.

Es ist eine schöne Randbemerkung dieses Films, dass ausgerechnet Betty, Witwe eines Seefahrers, die alles über die Seefahrt weiß, aber nichts über das Leben in der Prärie, dann diejenige ist, die ihre Mulis sicher über gefährliches Stock-und-Stein-Terrain leitet. Sechs Jahre nach Kriegsende bietet dieser Film eine Würdigung der Trümmerfrauen, jener Frauen, die zu Hause Haus, Hof und Kinder aufrecht gehalten haben, während die Männer im Krieg und in Gefangenschaft waren.

Der Pioniergeist der Frauen ist stark, so wie der der Männer vor ihnen, aber sie legen dennoch Wert auf die Etikette: „Das Zeug ist in Fetzen. So sehen wir ja aus wie alte Schlampen. Besorg uns erstmal Kleider, dass wir wie Damen aussehen. Schau doch mal her, wie wir dastehen!“ (Und da will ich als Unbeteiligter dazwischenrufen Genauso, wie ich mir eine Traumfrau vorstelle: nicht so Püppchenhaft) „Wir bleiben hier, bis Du Kleider bringst. Und wenn die Männer ankommen, bevor wir fertig sind, dann gibt's blaue Bohnen!

Am Ende wird halt nicht ein paar grenzdebilen Gorillamännchen ein paar Weibchen zugeführt … am Ende treffen sich Männlein und Weiblein auf Augenhöhe. Robert Taylor kann seinen Machismo, den er gerade in Quo Vadis verspritzt hat (verspritzen musste?), wieder wett machen.

Wertung: 5 von 6 D-Mark
IMDB