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Plakatmotiv: White Squall - Reißende Strömung (1996)

Coming of Age auf einem mäßig
dramatischem Segelschulschiff

Titel White Squall - Reißende Strömung
(White Squall)
Drehbuch Todd Robinson
Regie Ridley Scott, USA 1996
Darsteller

Jeff Bridges, Caroline Goodall, John Savage, Scott Wolf, Jeremy Sisto, Ryan Phillippe, David Lascher, Eric Michael Cole, Jason Marsden, James Rebhorn u.a.

Genre Drama, Abenteuer
Filmlänge 125 Minuten
Deutschlandstart
2. Mai 1996
Inhalt

Im Jahr 1960 sticht das Segelschulschiff Albatross in See, um für ein Jahr durch die Karibik zu kreuzen. Die Crew – zwölf Jugendliche unterschiedlicher Herkunft und der bärbeißige Skipper Sheldon.

Ihre Reise verläuft nicht lange problemlos. Die ungewohnten, engen Verhältnisse an Bord führen zu offenen Feindseligkeiten unter den Teenagern. Dann aber läuft die Albatross in einen schweren Orkan.

Das verändert alles ...

Was zu sagen wäre

Der Film sieht aus, als hätte Ridley Scott all die Seefahrer-Action nachholen wollen, die ihm bei seinem vorherigen Abenteuerfilm 1492 nicht gelungen sind. "White Squall" ist ein undramatischer Film. Weder gibt es einen großen Erzählbogen, noch gibt es eine Hauptfigur, der wir folgen sollen. Augenscheinlich will Scott uns einfach mitten hinein werfen in sein Filmprojekt, das „auf einer wahren Begebenheit“ beruht – Hui wie spannend!!

Da sind mehrere junge Männer aus begüterten Elternhäusern, also junge Opfer alter Immer–schon-so-gemacht-Väter, die wir anfangs nur schwer auseinanderhalten können, und ein cooler Kapitän mit allerdings unklarer Mission. Er ist liiert mit einer – ebenfalls – coolen Frau, die mit an Bord ist und die hier und da einen klugen Drehbuchsatz sagt. Unter den Schülern polarisiert sich zwar der Off-Erzähler heraus, aber an Bord der Albatross und im Rahmen dieses Films spielt der Jüngling keine dramaturgische Rolle. Ebensowenig, wie der arrogante Sohn einflussreicher Eltern, dem Ridley Scott ein paar Minuten Hauptrolle zugesteht.

Bei diesem Projekt, das historisch in ähnlich verbürgt stattgefunden haben soll, sind die Hauptfiguren eher Schachfiguren, die man für den Film herum schiebt. Klare Positionen bezieht niemand. Zwar lernen wir das Personal an Bord der Albatross kennen, aber es gibt niemanden, an dem wir uns orientieren könnten. Plakatmotiv (US): White Squall (1996) Das ist ungewöhnlich im zeitgenössischen Hollywoodkino. Ridley Scott feiert den einjährigen Segelten, auf dem Jungs zu Männern reifen sollen, als visuell bestechendes Abenteuer mit Vorkommnissen hier und da.

"White Squall" verwehrt sich der alltäglichen Betrachtungsweise. Ridley Scott schickt verschiedene junge Männer in ein Abenteuer und schaut, was mit ihnen passiert. Eine Hauptfigur gibt es nicht. In seiner Themenauswahl und seinen Settings ist Ridley Scotts Filmschaffen erfrischend unterschiedlich. Der Mann, der preisgekrönte Werbefilme dreht, geht über seine Vision – also das Bild, das er vor Augen hat – auf neue Stoffe zu. Schaue ich mir seine bisherigen Filme an, ist keiner wie der andere – außer, dass sie alle prachtvoll gefilmt sind (s.u.). Die Dramaturgie spielt häufig die zweite Geige. Seine Bilder erzählen die Geschichte, oder die Geschichten. So, wie im vorliegenden Fall.

Dieses feuchte Coming-of-Age-Drama ist vor allem eine Reifeprüfung für Hollywoods kommende Schauspielergarde vor dramatischer Welle. Ryan Phillippe (Crimson Tide – 1995) immerhin war kurz eine High-School-Teenager-Drama-Karriere vergönnt (an der Seite seiner späteren Ehefrau Reese Witherspoon glänzte er böse als Sebastian Valmont in Eiskalte Engel – 1999), bevor er wieder in der Versenkung des B-Kinos verschwand und verzweifelt versuchte, im anspruchsvollen Genre zu punkten.

Jeff Bridges als bärbeißiger Pädagogen-Kapitän spielt seine Rolle souverän herunter ("Wild Bill" – 1995; "Explosiv" – 1994; Spurlos – 1993; König der Fischer – 1991; "Die fabelhaften Baker Boys" – 1989; Tucker – 1988; Starman – 1984; Tron – 1982; Heaven's Gate – 1980; King Kong – 1976; Mr. Universum – 1976; Die Letzten beißen die Hunde – 1974; Die letzte Vorstellung – 1971).

Wenn der Kinovorhang sich wieder schließt, versucht man noch, sich an die schönen Bilder zu erinnern, die bald verblassen.

Wertung: 6 von 11 D-Mark
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