Werner provoziert bei der Phonoptimierung seiner Satten Literschüssel den Unmut der wackeren Polizisten Bruno und Helmut zu einer materialintensiven Verfolgungsjagd mit unschönem Ausgang für die Ordnungshüter.
Auch sonst ist alles normal in Knöllerup, dem schönen Städtchen an der Schlei. Jedoch schwant es böse: Der ruchlose Bauunternehmer Günzelsen plant den Abriss des Hafenviertels, um dort ein Einkaufszentrum zu errichten.
Der böse Baulöwe hätte sich besser nicht mit Werner, Andi und den Rockern anlegen sollen. Als im Tumult um das Hafenviertel, in dem auch Omas Imbiss und die Kneipe "Dezibel" zuhause sind, die Kaffeetasse vom Präsi – ein Geschenk von seiner geliebten Oma – auf der Strecke bleibt, ist Achterbahn ...
Meister Röhrig holt sich immer noch frisch glimmende Stumpen aus der Innentasche seiner Arbeitsjacke. Das hat auch im dritten Werner-Film seinen Charme nicht verloren. Ebenso wenig, wie Röhrigs Fistelstimme oder Jan Feder, der dem Rocker Herbert eine nicht zu erschütternde Autorität gibt.
Es geht um böse Baulöwen, Sex mit Abhängigen und die Idylle, in der alles so ist, wie es immer schon war und auch immer bleiben soll. Werner heizt mit einer neuen 1.000-Kubik-Maschine, die er aus alten Eisenresten zusammengebraten hat, übers flache Land. Käptn Brassmann, der gerne lautstark Seemannslieder singt und nicht nüchtern zu kriegen ist, wohnt auf einem Walfänger im Hafen von Knöllerup, wo auch Werner und Andi in ihrem Schuppen basteln. Nebenan treffen sich Rocker in der Kneipe "Dezibel", und ein paar Alkis lungern im Gasthaus "Bottelhof" herum. Zum Hafenviertel gehört auch noch ein Imbiss, den Werners Oma betreibt und somit auch endlich ihren Premieren-Auftritt im Film hat. Und diese Idylle will Baulöwe Günzelsen durch eine Shopping Mail zerstören. Die wilde Anarchie, die den frühen Werner auszeichnete, ist auch in den Comics längst durch eine kalkulierte Wir-gegen-die-Haltung ersetzt worden, mit der man den Kreis der Leserschaft in die bürgerliche Mitte vergrößern kann. Übersetzt heißt das: Es ist nicht mehr einfach „Achterbahn“, weil die Jungs Bölkstoff abpumpen wollen und sich so geben, wie das Publikum im Kinosessel sich gerne geben würde, aber nie tut. Jetzt geht es gegen einen Gegner, den auch jeder im Kinosessel kennt und gegen den Kinonormalbesucher jederzeit die Faust recken darf.
Es geht gegen die Bonzen, die mit ihrem Geld das schöne Immer-schon-so mit Beton zuscheißen. Ja, richtig gelesen. Im letzten Fünftel fliegt einem in dem Film die Scheiße um die Ohren. „Fäkalalarm in Knöllerup“ steht als Untertitel auf dem Kinoplakat. Das trifft es ganz gut. Der Film besticht durch Pipi- und Kafka-Humor für die Kleinsten. Dabei geht unter, dass die Animation fantasievoll ist und auch technisch überzeugt.
Aber "Werner", der Es-lebe-das-Leben-solange-Du-nur-genug-Bier-und-'n-Chopper-hast-Anarcho, eingepackt in eine teure Unternehmung, wie sie das Kino nun einmal ist? Wenn der Filmproduzent nun mal auf seine Gewinne angewiesen ist, dann aber einen Hausbau-Produzenten zum Gegner der liebenswerten Anarcho-Rocker stilisiert, jagt ein Klischee das nächste und erwürgt alles Menschliche, das den Charakteren einst inne wohnte und sie erfolgreich machte.
Genug gesehen.
In den Comics lebte Werner ursprünglich während seiner Lehrzeit in Flensburg, in dessen Vorort Mürwik sich das Kraftfahrt-Bundesamt befindet. Der im Film verwendete Name Knöllerup setzt sich wahrscheinlich aus dem Wort Knöllchen und der Endung "-rup" zusammen. In Angeln, an dessen Rand Flensburg liegt, existieren verschiedene Dörfer mit dieser Endung. In Flensburg jedenfalls gibt es immer wieder Pläne, ganze Teile des Flensburger Hafens, insbesondere das Gebiet an dessen Ostufer, zu bebauen. 2003 gründeten einige besorgte Bürger deshalb die Bürgerinitiative IG-Ostufer. 2007 beispielsweise gab es Pläne im Rathaus, die am Ostufer einen Hotelneubau vorsahen. Dies wurde von einem großen Teil der Bevölkerung abgelehnt und nicht realisiert. 2016 wurde das ehemalige "Hotel Kayser’s Hof" nach mehrmonatigem Umbau als "Hotel Hafen Flensburg" neu eröffnet.
Die Werner-Filme
- Werner – Beinhart! (1990)
- Werner – Das muss kesseln! (1996)
- Werner – Volles Rooäää!!! (1999)
- Werner – Gekotzt wird später (2003)
- Werner – Eiskalt! (2011)