Rom. Ewige Stadt. Stadt der Geschichte. Stadt vieler Geschichten.
- Die Touristin Hayley lernt den Römer Michelangelo kennen und verlobt sich mit ihm. Um den Schwiegersohn und seine Familie kennenzulernen, reisen ihre Eltern an, die Psychiaterin Phyllis und der gescheiterte Opernregisseur Jerry. Michelangelos Vater Giancarlo verfügt über eine hervorragende Gesangsstimme, die allerdings nur beim Duschen zur Entfaltung kommt. Jerry arrangiert eine Opernaufführung, die das neu entdeckte Talent in einer Duschkabine bestreitet …
- Antonio und Milly sind Flitterwöchner aus der Provinz und wollen seine Verwandten treffen, die ihm zu einer Karriere in Rom verhelfen könnten. Während Milly sich in der Stadt verirrt hat, dringt die Prostituierte Anna in das Hotelzimmer der beiden ein und bringt Antonio in eine kompromittierende Situation. Antonio muss gegenüber den Verwandten nun Anna als seine Frau ausgeben, während Milly auf ihrer Suche nach dem Weg zum Hotel den Schauspieler Luca Salta trifft, der auf ein Schäferstündchen aus ist …
- John Foy besucht mit Frau und Freunden zum Abschluss eines Urlaubs noch einmal Rom, wo er als junger Mann gelebt hat. Er trifft auf Jack, der in Johns früherer Gegend wohnt, wo er mit Sally zusammen lebt, die Besuch von ihrer Freundin Monica erhält, einer glücklosen Schauspielerin mit Hang zur Selbstdarstellung und amourösen Abenteuern. Prompt beginnt Jack eine Affäre mit ihr …
- Leopoldo Pisanello ist ein einfacher Angestellter, der von seiner Umwelt nicht beachtet wird. Über Nacht wird er ohne Grund zur Berühmtheit, erfährt eine bevorzugte Behandlung, wird von Reportern interviewt und ist Thema ausführlicher Berichterstattung, zudem hat er Affären mit mehreren Frauen. Nach kurzer Zeit beginnt die Popularität, ihm ausgesprochen lästig zu werden …
Wie schön: Woody Allen zeigt sich von seiner poetischen Seite und lässt den Alterszynismus, der in seinen vergangenen europäischen Filmen an so vielen Stellen durchschlägt, im Köcher. Das muss was mit dem Zauber der Stadt Rom zu tun haben. So verliebt war er nicht mal in Barcelona.
Von Film zu Film verlässt Allen seinen american way to tell ein bisschen mehr und taucht ein in das Zwischenreich europäischer Klassik, lässt sich treiben von Mythen, vom Zauber einer Stadt wie Rom. Die Versatzstücke abendfüllender Handlungen verflüchtigen sich zu geistreichen kleinen Anekdoten über das Wesen der Liebe. Gibt es im Vorgänger, "Midnight in Paris", noch die geschäftsreisenden, die Handlung immer wieder voran treibenden Snobs, verglühen diese in Rom lediglich zu Auslösern von allerlei Verwicklungen. Wunderbar leicht und charmant gespielt.
Woody Allen und Judy Davis – die sich langsam zu Allens seinem Alter angepassten Muse entwickelt – ist gewohnt zappelig sarkastisch und Penélope Cruz, die sich in Vicky, Cristina, Barcelona (2008) zu Oscar-Ehren gespielt hat, legt hier noch ein Schippe drauf und erschlägt das intellektuelle Personal mit purer Erotik und engem roten Kleid. Alec Baldwin spielt endlich mal wieder in einer neutralen Rolle, die er nicht mit dämonisch funkelndem Blick oder sonstwie prügelnd spielen muss (Departed – Unter Feinden – 2006; …und dann kam Polly – 2004; Pearl Harbor – 2001; Das Mercury Puzzle – 1998; Auf Messers Schneide – 1997; Das Attentat – 1996; Nicht schuldig – 1996; Shadow und der Fluch des Khan – 1994; "Getaway" – 1994; Malice – Eine Intrige – 1993; Jagd auf Roter Oktober – 1990; Great Balls of Fire – 1989; Die Mafiosi-Braut – 1988; Beetlejuice – 1988). Und Ellen Page (Inception – 2010; "Juno" – 2007), spielt alle unter den Tisch.
Eingestreut ist die Geschichte des armen Mittelständlers, den eines Morgens die Kamerateams überfallen und ich frage mich, ob das nicht fast schon dokumentarischen Charakter hat. Der arme Leopoldo Pisanello, dem Roberto Benigni eine stolze Römerseele gibt, ist im Grunde genommen die mit Gehirn ausgestattete Version des Menschenzoos, den man jeden Nachmittag bei RTL II zu sehen bekommt: "Das TV-Ereignis der Woche", begrüßt die Reporterin ihre Zuschauer in Leopoldos Badezimmer. „Wir zeigen, wie dieser Mann sich rasiert. Vom ersten bis zum letzen Barthaar.”
Und es gibt die klassischen Dialoge aus der Feder Woody Allens:
„Sie ist schön, witzig, klug. Männer liegen ihr zu Füßen. Liegt wohl an ihrer erotischen Ausstrahlung”, sagt Sally.
„Kein Problem. Nach Sallys Beschreibung ist sie neurotisch und unberechenbar”, erklärt ihr Freund Jack.
”Schön. Witzig. Klug. Sexy. Da passt neurotisch unbedingt dazu“ wirft John ein.
„Sagenhaft, dass das Colloseum immer noch steht. Nach so langer Zeit. Ich meine … Sally und ich, wir müssen alle fünf Monate die Fliesen im Bad erneuern. So großartige Architekten …”
Und natürlich heißt der junge Römer im Film Michelangelo. Die ewige Stadt glüht durch die Optik von Kameramann Darius Khondji. Ähnlich, wie schon in Paris verwöhnt Woody Allen uns mit einer Märchenversion dieser ewigen Stadt. Europa verzaubert Allen. Allen verzaubert Europa. Jedenfalls für die zwei Stunden im Kino. Da schrecken ihn auch große Sponsorenauftritte nicht. Allen dreht in Europa, seit er hier mehr Geldgeber findet, als in den USA. Prompt fliegt sein gescheiterter Opernregisseur Jerry mit der Alitalia nach Rom und das Flugzeug ist so zugekleistert mit Namenszügen des Unternehmens, dass das schon wirkt wie Satire. Allen schert so was nicht, so lange er mit Judy Davis seinen Spaß hat.
Die Filme von Woody Allen
- Drehbuch, Schauspieler: Was gibt's Neues, Pussy? (What's New Pussycat), 1965
- Regie: What's up, Tiger Lily (What's up, Tiger Lily), 1966
- Schauspieler: Casino Royale (Casino Royale), 1967
- Regie, Schauspieler: Woody, der Unglücksrabe (Take the Money and run), 1969
- Regie: Bananas (Bananas), 1971
- Schauspieler: Mach's noch einmal, Sam (Play it again Sam), 1972
- Regie, Schauspieler: Was Sie schon immer über Sex wissen wollten (Everything You wanted to know about sex but were afraid to ask), 1972
- Regie, Schauspieler: Die Letzte Nacht des Boris Gruschenko (Love & Death), 1975
- Regie, Schauspieler: Der Schläfer (Sleeper), 1973
- Schauspieler: Der Strohmann (The Front), 1976
- Regie, Schauspieler: Der Stadtneurotiker (Annie Hall), 1977
- Regie: Innenleben (Interiors), 1978
- Regie, Schauspieler: Manhattan (Manhattan), 1979
- Regie, Schauspieler: Stardust Memories (Stardust Memories), 1980
- Regie, Schauspieler: Eine Sommernachts-Sexkomödie (A Midsummernight Sexcomedy), 1982
- Regie, Schauspieler: Zelig (Zelig), 1983 Regie
- Schauspieler: Hannah und ihre Schwestern (Hannah and her sisters), 1985
- Regie, Schauspieler: Broadway Danny Rose (Broadway Danny Rose), 1984
- Regie: The Purple Rose of Cairo (The Purple Rose of Cairo), 1985
- Regie: Radio Days (Radio Days), 1987
- Regie: Eine andere Frau (Another woman), 1988
- Regie: September (September), 1989
- Regie, Schauspieler: Verbrechen und andere Kleinigkeiten (Crimes and Misdemeanors), 1989
- Regie, Schauspieler: New Yorker Geschichten (New York Stories), 1989 Episodenfilm
- Regie: Alice (Alice), 1990
- Schauspieler: Ein ganz normaler Hochzeitstag (Scenes from a mall), 1991
- Regie, Schauspieler: Schatten und Nebel (Shadow and Fog), 1992
- Regie, Schauspieler: Ehemänner und Ehefrauen (Husbands and Wifes), 1992
- Regie, Schauspieler: Manhattan Murder Mystery (Manhattan Murder Mystery), 1993
- Regie: Bullets over Broadway (Bullets over Broadway), 1994
- Regie, Schauspieler: Geliebte Aphrodite (Mighty Aphrodite), 1995
- Regie, Schauspieler: Alle sagen: I love you (Everyone says I love You), 1996
- Regie, Schauspieler: Harry außer sich (Deconstructing Harry), 1997
- Regie: Celebrity - Schön. Reich. Berühmt (Celebrity), 1998
- Stimme: Antz (Antz), 1998
- Regie: Sweet and Lowdown (Sweet and Lowdown), 1999
- Schauspieler: Picking up the Pieces - Ich habe doch nur meine Frau zerlegt (Picking up the Pieces), 2000
- Regie, Schauspieler: Schmalspurganoven (Small Time Crooks), 2000
- Regie, Schauspieler: Im Bann des Jade Skorpions (The curse of the Jade Scorpion), 2001
- Regie: Sounds from a Town I love (Kurzfilm), 2001
- Regie, Schauspieler: Hollywood Ending, 2002
- Regie: Anything else, 2003
- Regie: Melinda und Melinda (Melinda and Melinda), 2004
- Regie: Match Point (Match Point), 2005
- Regie: Scoop - Der Knüller (Scoop), 2006
- Regie: Cassandras Traum (Cassandra's Dream), 2007
- Regie: Vicky Cristina Barcelona, 2008
- Regie: Whatever works - Liebe sich wer kann (Whatever works), 2009
- Regie: Ich sehe den Mann Deiner Träume (You will meet a tall dark Stranger), 2010
- Regie: Midnight in Paris, 2011
- Regie: To Rome with Love, 2012
- Regie: Blue Jasmine, 2013
- Schauspieler: Plötzlich Gigolo, 2013
- Regie: Magic in the Moonlight, 2014
- Regie: Irrational Man, 2015
- Regie: Café Society, 2016
- Regie: Wonder Wheel, 2017
- Regie: A Rainy Day in New York, 2019
- Regie:
Rifkin's Festival, 2020 - Regie:
Ein Glücksfall, 2023