Jim Morrison hat keinen Bock auf sein Studium an der L.A.-Filmschule. Er schmeißt die Brocken hin. Bald darauf gründet er die Band "The Doors". Die 60er Jahre haben gerade begonnen.
Anfangs ist die Band ein Insider-Tip. Aber bald schon sind die vier weltberühmt! Morrison aber wollte was anderes: die totale Freiheit. Er stürzt sich auf neue Drogen. Und läutet damit den Schwanengesang der Doors ein …
Oliver Stones Potrait der amerikanischen Rockband stieß auf sehr unterschiedliche Reaktionen – und ist damit ein typischer Stone-Film. Schon seine früheren Werke, Platoon (1986) etwa, oder Geboren am 4. Juli (1989) waren stets für giftige Kommentare gut.
Unabhängig davon aber ist "The Doors" ein Drogentrip in Form bewegter Bilder und dem Rock der Doors. So zugedröhnt wie die Protagonisten wirkt der Film, der ihnen folgt. Das heißt nicht, dass Stones Film ins Klamaukige abdriftet. Im Gegenteil. Die subjektive, fast impressionistische Machart macht es dem Zuschauer, der die erzählte Geschichte 25 Jahre später im Kinosessel verfolgt, nachempfindbar. Über eine Stunde geht der Trip von Strand über Proberaum auf die Bühne zu Polizei ins Bett irgendeines Mädchens zu Interviews wieder auf die Bühne immer weiter. Dann bricht das Privatleben ein. Stone genügt ein kurzer Spaziergang, bei dem Pam mit ihrem Jim etwas wegen eines Thanksgiving-Truthahns besprechen will, um zu zeigen: Auch Götter haben ein Privatleben, in dem alltägliche Bedürfnisse befriedigt werden müssen. Man steht nicht 24 Stunden auf der Bühne.
Die Verweltlichung der Götter
Thanksgiving endet in einer Katastrophe und entfernt Morrison und die Band voneinander – „Es wird unappetitlich, lasst uns gehen“, ist sinnbildhaft der Satz dazu – entfernt Morrison von der Welt. Morrison hier, die Band, das Real-Life dort. Auf der Bühne stammelt er wirres Zeug, beschimpft sein Publikum, das eben noch gejohlt hat, sich gefreut hat über die zwei Stunden Ablenkung vom Alltag, das sich gerne hat entführen lassen von dem hübschen, knackigen Jungen da auf der Bühne in eine Phantasiewelt – mit seinen wirren Texten, die er mit so schöner Stimme vorträgt. Was dieses Publikum aber gar nicht mag, ist, wenn sich da einer hinstellt und sie als Versager, als tumbe Mitläufer beschimpft, die, anstatt wie er frei zu sein, einer geregelten Arbeit in einem geregelten, also langweiligen, ausgebeuteten Leben nachgehen.
Das ist abgedreht, wie dieses Bild von dem strahlenden Revoluzzer ohne Vorwarnung kippt in das Bild dieser traurigen Gestalt, die von Selbstverwirklichung dichtet und den Jubel der Massen als Vergötterung missversteht, wo die Massen einfach nur einen geilen Abend haben möchten. An diesem Missverständnis geht Morrison am Ende zugrunde. Jeder versteht ihn. Aber alle anderen sind irgendwann … erwachsen geworden, haben sich und mit den Realitäten arrangiert.
Kinogeschichte
Val Kilmer (Willow – 1988; Top Gun – 1986; "Top Secret" – 1984) ist – ausnahmsweise mal – brillant, die Rocksongs legendär und das Flair revolutionär, wie es sich für die "Doors" gehört. Stones Dauerkameramann Robert Richardson leistet wieder ganze Arbeit. Mit diesem und mit seinem nächsten Film (JFK – Tatort Dallas – 1991) festigte Stone seinen Ruf als Enfant terrible in Hollywood.