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Plakatmotiv: Stunde der Patrioten (1992)

Harrison Ford übernimmt von Alec Balwin
die Spannung ist so zäh wie in der Vorlage

Titel Stunde der Patrioten
(Patriot Games)
Drehbuch W. Peter Iliff & Donald Stewart
nach dem gleichnamigen Roman von Tom Clancy
Regie Phillip Noyce, USA 1992
Darsteller

Harrison Ford, Anne Archer, Patrick Bergin, Sean Bean, Thora Birch, James Fox, Samuel L. Jackson, Polly Walker, J.E. Freeman, James Earl Jones, Richard Harris, Alex Norton, Hugh Fraser, David Threlfall, Alun Armstrong, Berlinda Tolbert, Hugh Ross, Gerald Sim, Pip Torrens, Thomas Russell, Jonathan Ryan, Andrew Connolly, Karl Hayden u.a.

Genre Action
Filmlänge 117 Minuten
Deutschlandstart
22. Oktober 1992
Inhalt

Jack Ryan hatte sich auf Drängen seiner Frau aus dem aktiven Dienst bei der CIA zurückgezogen, wollte wieder als Geschichtsprofessor arbeiten, sich ansonsten ganz der Familie widmen.

Ein Urlaub in London macht diesem Plan einen Strich durch die Rechnung: Eine Splittergruppe der IRA verübt ein Attentat auf eine Mitglied der königlichen Familie. Ryan, als Tourist gerade am Buckingham Palast, vereitelt die Attacke, erschießt einen der Terroristen. Der Ex-CIA-High-Tech-Schnüffler gerät zum gefeierten Local Hero.

Sean Miller, dessen jüngeren Bruder Ryan erschossen hat, schwört Rache. Mit Hilfe seiner IRA-Kollegen bricht er aus dem Gefängnis aus, sammelt seine Getreuen um sich und folgt Ryan in die USA. Er will die ganze Familie auslöschen.

Ryans Ehefrau Cathy und die kleine Tochter Sally überleben einen ersten Anschlag auf dem Highway. Sally liegt schwer verletzt im Krankenhaus.

Jack nimmt die Kriegserklärung an, kehrt zurück in die Reihen der CIA und bedient sich dort seiner erlernten Fähigkeiten und der Computer des Auslandsgeheimdienstes. Das Duell der Terroristen gegen den Familienvater eskaliert, als ein schwerbewaffneter Miller und dessen Leute das Ryansche Anwesen an der sturmumtosten Küste umstellen und stürmen.

Aber der Krieg der irischen Terroristen findet auf dem Spielplatz der amerikanischen Jungs statt …

Was zu sagen wäre

Auf Urlaub in London rettet der Ex-CIA-Mann und US-Bürger Jack Ryan einem engen Verwandten der Königin von England das Leben und gerät hinein in den unerklärten Krieg zwischen IRA und England. Erschwert wird der dadurch, dass die IRA in sich zerstritten ist. Da gibt es die "offizielle" IRA und deren politischen Arm Sinn Fein, es gibt aber auch extremistische Untergruppen, die sich zum Beispiel auf die Monarchie als Hauptfeind konzentrieren. Diese Gruppen sind sich untereinander nicht grün, weil sie die Ziele der jeweils anderen unterlaufen. Mit Beginn des Films gründet sich eine neue Untergruppe. Weil Jack Ryan beim dem Anschlag in London den jüngeren Bruder Sean Millers erschossen hat, zieht der nun auf einen Ein-Mann-Rachefeldzug, von dem er sich auch nicht von seinen Kameraden abbringen lässt, die das Königshaus attackieren wollen und dafür aber die Unterstützung internationaler Terrororganisationen brauchen, die wiederum versiegende Spendeneinnahmen fürchten, wenn einer der Iren eine zivile Familie wie die Ryans angreift.

Das Problem für den vorliegenden Film ist, dass diese Konflikte innerhalb der IRA Bälle sind, mit denen die Drehbuchautoren W. Peter Iliff und Donald Stewart jonglieren, ohne daraus Spannung zu ziehen. Denn unterm Strich gibt es einen wütenden Sean Miller, der von Rache getrieben ist und auch noch in der IRA ist, wodurch er an Waffen kommt; alles um ihn herum ist Kulisse ohne Wert. Patrick Bergin etwa (Robin Hood – Ein Leben für Richard Löwenherz – 1991; Der Feind in meinem Bett – 1991) spielt sowas wie den großen Bruder Millers, ein Strippenzieher im IRA-Netz, einerseits intelligenter Stratege, dann aber zu blöd, Millers Irrsinn zu stoppen – der darin besteht, dass er eine amerikanischen Familie, also das Heiligste, was der Amerikaner kennt, töten will, was für die IRA bedeutet, dass deren potente Geldgeber aus den USA ihre Gaben einstellen. Das wird einem in Dialogen und in kurzen Auftritten von Richard Harris ("Triumph des Mannes, den sie Pferd nannten" – 1983; "Tarzan, Herr der Affen" – 1981; Die Wildgänse kommen – 1978; Orca, der Killerwal – 1977; Treffpunkt Todesbrücke – 1976; Der Mann, den sie Pferd nannten – 2. Teil – 1976; Robin und Marian – 1976; 18 Stunden bis zur Ewigkeit – 1974; Ein Mann, den sie Pferd nannten – 1970; Sierra Charriba – 1965; Meuterei auf der Bounty – 1962; Die Kanonen von Navarone – 1961) in den Kinosessel geworfen und dann nicht mehr weiter hinterfragt.

Denn eigentlich geht es ja um den CIA-Analysten Jack Ryan. Der hier gar kein CIA-Mann mehr ist, sondern seiner Frau zuliebe zum Geschichtslehrer umgelernt hat. Und Jack Ryan ist auch nicht mehr Alec Baldwin. Die Rolle des Schreibtischstrategen hat Harrison Ford übernommen (In Sachen Henry – 1991; Aus Mangel an Beweisen – 1990; Indiana Jones und der letzte Kreuzzug – 1989; Die Waffen der Frauen – 1988; Frantic – 1988; Mosquito Coast – 1986; Der einzige Zeuge – 1985; Blade Runner – 1982; Jäger des verlorenen Schatzes – 1981; Ein Rabbi im Wilden Westen – 1979; Apocalypse Now – 1979; Krieg der Sterne – 1977; "Der Dialog" – 1974; American Graffiti – 1973). So wie Tom Clancy die Figur in seinen Romanen beschreibt, traf Alec Baldwin aus Roter Oktober den abenteuerunlustigen Ryan allerdings genauer. Ford ist zu sehr als Heldenfigur im Kino etabliert und bleibt auch mit kleiner CIA-Büromannschaft im Prinzip der mürrische Einzelgänger, der auf seine Familie aufpasst. Baldwin, der eigentlich für weitere Filme als Jack Ryan vorgesehen war, ist über zu hohe Gagenforderungen gestolpert. Stattdessen hat nun Ford einen vertrag über zunächst drei Jack-Ryan-Auftritte in der Tasche. Baldwin war glaubhafter der smarte, Ford ist der harte Actionmann, der sich auch mal prügelt. 

Von der alten Filmcrew ist niemand mehr dabei. John McTiernan auf dem Regiestuhl wurde gegen Phillip Noyce getauscht und damit sind auch die übrigen Departments – Kamera, Score etc. – neu besetzt. Sie haben es nicht hinbekommen. "Patriot Games"ist ein zäher Film. Aber das Adjektiv galt schon für die Romanvorlage. Die stärkste Szene hat der Film, wenn die oberen Ränge der CIA sich in einem dunklen Computerraum versammeln, in Anzug und Krawatte, Kaffee schlürfend via Satellit einem Special Forces-Einsatz gegen Terroristencamps im Nordafrika zusehen und es Jack Ryan ob der Videospiel-Ästhetik des jedoch tödlichen Spiels etwas blümerant zumute wird. Das wird dazu beigetragen haben, dass Tom Clancy auch diesen Film als zu "liberal" eingestuft hat.

Die schlimmste Szene ist der gesamte Schluss, wenn sich Sean Miller und Jack Ryan mit kleinen Booten durch die sturmumtoste See jagen. Erstens sind die Sturmeffekte schlecht und zudem ist die Geschichte ohne Höhepunkt geschnitten und gleitet so am Zuschauer vorbei, der froh ist, wenn er wieder was erkennen kann.

Die Drehbuchautoren haben die Romanfigur des Jack Ryan etwas entschärft. Während er im Roman sehr bald Kontakt zum CIA aufnimmt, lässt er sich im Film treiben, will mit all dem nichts mehr zu tun haben und wacht erst auf, als seine Familie in Gefahr gerät. Es wird auch kein Anschlag auf den Thronfolger verübt, sondern auf einen Cousin. James Earl Jones, die Station-Voice von CNN und die Originalstimme von Darth Vader, spielt wieder CIA-Admiral James Greer. Ryans Tochter Sally wird von Thora Birch gespielt, die einige Jahre später als Tochter von Kevin Spacey in American Beauty (Sam Mendes, 1999) für Aufmerksamkeit sorgte.

Wertung: 4 von 11 D-Mark
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