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Plakatmotiv: Star Wars – Episode II: Angriff der Klonkrieger (2002)

Obi-Wan verliert die Kontrolle
Anakin verliert sein Herz

Titel Star Wars – Episode II: Angriff der Klonkrieger
(Star Wars: Episode II – Attack of the Clones)
Drehbuch George Lucas & Jonathan Hales
Regie George Lucas, USA 2002
Darsteller

Ewan McGregor, Natalie Portman, Hayden Christensen, Ian McDiarmid, Pernilla August, Ahmed Best, Anthony Daniels, Samuel L. Jackson, Frank Oz, Andrew Secombe, Silas Carson, Kenny Baker, Christopher Lee, Jimmy Smits, Graeme Blundell, David Bowers, Rose Byrne, Marton Csokas, Ayesha Dharker, Matt Doran, Joel Edgerton, Ron Falk, Claudia Karvan, Jay Laga'aia, Daniel Logan, Alethea McGrath, Hayley Mooy, Temuera Morrison, Trisha Noble, Rena Owen, Anthony Phelan, Bonnie Piesse, Susie Porter, Matthew Rowan, Veronica Segura, Jack Thompson, Leanna Walsman, Ian Watkin, Keira Wingate, Phoebe Yiamkiati u.a.

Genre Fantasy
Filmlänge 142 Minuten
Deutschlandstart
16. Mai 2002
Website starwars.com
Inhalt

Zehn Jahre sind vergangen, seit der Jedi-Ritter Qui-Gon Jinn und sein Schüler Obi-Wan Kenobi den Planeten Naboo aus dem Würgegriff der Handelsföderation befreit haben. Der Friede scheint seither in die Galaxis zurückgekehrt. Unbeachtet indes hat der innere Zerfall begonnen. Immer mehr Planetensysteme drehen der Galaktischen Republik den Rücken, der Hohe Rat ist ein Haufen zerstrittener Systeme. Mit der entmachteten Handelsföderation an ihrer Spitze scharen sich die Abtrünnigen auf dem entlegenen Planeten Geonosis, dem roten Felsenplaneten hinter dem äußeren Rand der Galaxis, um Count Dooku, der mit höheren – dunklen – Mächten im Bunde steht.

Nach einem Attentat auf Senatorin Padmé Amidala, einst Königin ihres Heimatplaneten Naboo, stellt der Rat der Jedi der bedrohten Senatorin zwei Kämpfer zur Seite: Meister Obi-Wan Kenobi und sein Padawan-Schüler Anakin Skywalker. Königin und Jedi sehen sich zum ersten Mal seit der Befreiung Naboos vor zehn Jahren. Anakin gibt der einflussreichen Senatorin schnell zu verstehen, dass er jeden Tag der vergangenen zehn Jahre an sie gedacht habe; für Amidala ist Anakin immer noch Ani, der kleine Junge.

Zurück auf Naboo verlieben sich Padmé und Anakin ineinander – gegen das Gebot der Jedi, im Zölibat zu leben. Auf der Suche nach den Drahtziehern des Attentates landet Obi-Wan auf dem abgelegenen Wasserplaneten Kamino, dessen hochtechnisierte Bevölkerung seit zehn Jahren eine Armee aus Klonen entwickelt; der Auftrag dazu stamme von einem Mitglied des Rates der Jedi, sagen die Geschäftsführer vor Ort. Im Rat der Jedi allerdings weiß niemand etwas davon. Seine weiteren Nachforschungen führen Obi-Wan nach Geonosis, wo er auf einen ehemaligen Jedi trifft, der sich der Dunklen Seite der Macht zugewandt hat: Count Dooku.

Anakin und Padmé sind unterdessen nach Tatooine gereist. Anakin hatte Visionen seiner gefolterten Mutter. Er findet sie als Gefangene einer Tusken-Bande. Sie stirbt in seinen Armen. Der junge Jedi verfällt in Raserei und richtet unter einer Bande von Tusken-Räubern ein Blutbad an.

In dieser Situation rüsten finstere Mächte zwei verfeindete Armeen ungeahnten Ausmaßes gegeneinander. Der erste Klonkrieg beginnt!

Und in den Schatten reibt sich der geheimnisvolle Darth Sidious die Hände. Er hat gefunden, den er suchte …

Was zu sagen wäre

Der kleine Junge aus der Corn-Flakes-Werbung ist zum jungen Mann herangereift, ein stattlicher Kerl mit Lichtschwert, Padawan unter Meister Obi-Wan Kenobi. „Wir sind Hüter des Friedens. Keine Krieger“, sagt Meister Mace Windu über seinen Jedi-Orden. Und so sehen die meisten Jedi im Rat auch aus – gutmütige ältere Herren, denen sogar Yoda eine gewisse Arroganz den alltäglichen Dingen gegenüber unterstellt. Anakin, der einst knuffige Bub mit dem Topfschnitt ist heute eher Krieger als Hüter eines Friedens. In aller Öffentlichkeit streitet er mit seinem Meister Obi-Wan, klagt gegenüber Padme bei erster Gelegenheit ungefragt, dass Obi-Wan ihn nicht ernst nehme, der Rat der Jedi ihm die Abschlussprüfung verwehre; er lehnt stundenlanges politisches Palawer ab, ist der Ansicht, wenn die Bürger nicht umsetzen, was der Rat der Republik zu deren Guten beschließt, muss man sie dazu zwingen. So schlecht sei eine Diktatur doch gar nicht. In seinen Augen blitzt das Unheilvolle.

Aus Anakin wird einst Darth Vader werden, die Nemesis der Episoden IV, V und VI. Und George Lucas tut alles, damit wir hier schon mal erkennen: Yep, das ist nicht mehr zu verhindern.

Diese zentrale Figur im Star-Wars-Universum hat Lucas dem jungen Kanadier Hayden Christensen anvertraut (The Virgin Suicides – Verlorene Jugend – 1999), der damit überfordert ist; erst recht mit den blutleeren Dialogzeilen, die Lucas ihm ins Drehbuch geschrieben hat. "Episode II" ist in ihrem Kern eine Liebesgeschichte. Die Geschichte der aufkeimenden, später die Galaxis erschütternden Liebe von Anakin Skywalker und Padme Amidala. Die Akteure auch in den alten Star-Wars-Filmen waren selten versierte Mimen. Alec Guinness und Peter Cushing waren Ausnahmen, die diese Regel bestätigten. Harrison Ford hatte genug Energie, um den Han Solo zu seinem Charakter zu formen und darauf eine Karriere aufzubauen. Die Regel war Mark Hamill, der nach Star Wars ein Star unter den Synchronsprechern von Trickfilmfiguren wurde, als Schauspieler im Kino aber nie mehr reüssierte.

Hayden Christensen ist eine Fehlbesetzung

In dieser Tradition steht Hayden Christensen, dem wir im Kinosessel etwaige Gefühle für Padme nicht ansehen. Sein rasender Hass auf die Tusken-Räuber, die seine Mutter getötet haben, spiegelt sich in einem zornigen Augenaufschlag und ordentlichen Special-Effects im Schneideraum. Zweimal kullert ihm eine Träne aus dem Auge, die auch nicht echt ist. Die Frau in seinem Arm spielt Natalie Portman, der man zumindest mehr Erfahrung vor der Kamera attestieren kann (Zoolander – 2001; Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung – 1999; Mars Attacks! – 1996; Alle sagen: I love you – 1996; Heat – 1995; Léon: Der Profi – 1994). Aber auch ihr Charakter scheitert an den plastikhaften Sätzen des Drehbuches. Die Liebesgeschichte, die in diesem galaktischen Drama die Durchschlagskraft von Romeo & Julia haben müsste, oder – wenigstens – die von Notting Hill, verkümmert zu Bildern, die aussehen, wie verfilmte Poesiealbum-Sprüche. Wo Shakespeare ein wortgewaltiges Drama entfacht, das uns bannt, wo Richard Curtis und Roger Michell eine unmögliche Romanze in charmante Tänzeleien um den ersten Kuss verwandelt, malt George Lucas zwei tollende Twens in grünem Gras vor weiß-blauem Himmel, blau schimmernden Bergen, perlendem Wasserfall, prächtigem Landsitz und lustig fliegenden Vögeln unter einem Streicher lastigen Score, mit dem John Williams alle Zweifel an der Intention jeder einzelnen Szene erdrückt. Lucas kann keine Romanze, weder schreiben, noch inszenieren; das ist nicht neu. Aber er weiß um die Macht der großen Leinwand: Wenn im Kino romantisches Bild auf romantische Streicher trifft, reicht das für seine Zwecke: Jedem im Kino ist klar, Yep, deren Liebe ist systemsprengend.

Die beiden kommen quasi zwangsläufig zusammen, weil sie im juvenilen Alter Wochen allein miteinander verbringen. Und dies, weil es immer an irgendeiner Ecke brennt. Lucas mag kein Filigrantechniker in Sachen Erzählung sein. Aber das war, um mal einen großen Bogen zu schlagen, Alfred Hitchcock auch nicht. Dessen erfolgreichste Filme sind konstruierte Fingernägelbeißer, deren Realität man besser nicht hinterfragt. Hitchcock konnte die Leinwand mit Romantik, mit Thriller und mit Action zum Glühen bringen; weil er die suggestive Kraft von Bildausschnitt und der Arbeit am Schneidetisch beherrschte. Das gilt auch für George Lucas. Lucas kann mit Schauspielern und deren möglichen Ambitionen so wenig anfangen wie Hitchcock. Sie sollen halt die Funktion ihrer Figur erfüllen, Punkt. Also baut er um die bunt zwitschernde, leichtschwingend plätschernde Liebesgeschichte, die er nicht schreiben und nicht inszenieren kann, ein paar höllisch gute Actionmoves. Denn da ist ja auch noch die planetare Verschwörung, die in Episode I anklang und hier nun Fahrt aufnimmt.

Die Jedi wurden fett, faul und blind

Großes ist im Gange hinter dem Vorhang. Diverse Planetensysteme wollen sich von der Gemeinschaft der Republik trennen; nach den mühsamen Entscheidungsfindungen der Republik in Episode I ahnt man im Kinosessel, warum. Aber der Kanzler will die Republik, die tausend Jahre Bestand hatte, nicht so einfach aufgeben – mehr Erklärung gibt es nicht. Im Kinosessel bleibt die Erkenntnis: Die Republik will nicht, dass irgendjemand sie verlässt. Und so demokratisch sie sich gibt, so martialisch tritt sie auf, wenn einer ausschert. Die Jedi, Hüter des Friedens, ahnen, dass sie den Überblick darüber verloren haben, was Frieden bedeutet, denn der Feind sitzt im Nachbarhaus und das schon viel länger, als die Jedi das ahnen. Wir im Kinosessel wissen natürlich schon, dass die Separation Teil der großen Intrige ist, die die Republik zerstören soll – aber wir sind die einzigen, die das wissen, und wir können darüber spekulieren, wie durchdacht die Intrigen des neuen Kanzlers Palpatine wirklich sind, die doch an mehreren Stellen auf die Psyche der friedliebenden Senatoren oder die Blindheit der Jedi angewiesen sind, aber: „Die dunkle Seite der Macht verhüllt ihre wahren Ziele.“ Das rettet die Jedi nicht vor dem Vorwurf, im Jahrzehnte langen Frieden fett, faul und blind geworden zu sein, aber Lucas davor, beliebig zu sein.

So toll schließlich, wie uns das die Ursprungstrilogie geschildert hat, können die Jedi ja tatsächlich nicht gewesen sein, wenn (in Episode IV) nur noch Obi-Wan und Yoda übrig sind. Und richtig: Sie waren nicht so toll. Das zeigt uns die Episode II. Nicht nur sind sie blind gegenüber großen Entwicklungen. Sie sind auch sehr sterblich. Obi-Wan scheitert damit, den Kopfgelder Jango Fett festzunehmen, weil der cleverer ist. Anakin scheitert bei der Festnahme eines Attentäters, weil er zwar verbissen, aber nicht klug kämpft. Schließlich tritt auf Geonosis zu einer Art Bossfight eine Kompanie von Jedi-Rittern gegen die sich formierenden Separatisten an. Da sind sie eigentlich schon besiegt von der zahlenmäßig weit überlegenen Droidenarmee, als sie im letzten Moment von den frisch aus dem Reagenzglas geholten Klonsoldaten aus dem Schlimmsten gerettet werden.

Die Klonarmee ist jene Truppe, deren Nach- Nach- Nachfolger wir in Episode IV kennen gelernt haben, die Männer in weißen Rüstungen, die immer daneben schießen, bis die Rebellen ihrerseits einen Blattschuss landen. Diese Soldaten betreten in der vorliegenden Episode das Licht des Filmprojektors. Für einen Filmerzähler, der, wie George Lucas, um die Macht von Bild und Montage weiß, sind solche Szenen einfacher, wuchtiger, krachiger umzusetzen, als überzeugende Liebesszenen. Wenn wir das Kino dann verlassen, wissen wir, dass also Anakin, der zu Darth Vader mutieren wird, in Episode III an seinen Gefühlen scheitern muss – den Jedi wird vor Augen geführt, dass sie kaum mächtiger sind, als irgendein Kopfgeldjäger. Das ist der Fluch der Realität. Die Ursprungstrilogie war ein Märchen. Da waren die Jedi halt sowas wie geheimnisvolle Mönche aus dem galaktischen Shaolintempel – unbezwingbar. Jetzt verfolgen wir die Jedi in ihren Alltag. Und da sind sie verwundbar wie CIA-Agenten oder Cops in irgendeiner TV-Serie. Episode II ist ernüchternd.

Die Sehnsucht nach dem wahren Schurken

Dem Film fehlt der Bösewicht. Christopher Lees Rolle (Der Herr der Ringe: Die Gefährten – 2001; Sleepy Hollow – 1999; Gremlins 2 – Die Rückkehr der kleinen Monster – 1990; Die Rückkehr der Musketiere – 1989; 1941 – Wo bitte geht's nach Hollywood – 1979; Airport III – Verschollen im Bermuda-Dreieck – 1977; James Bond 007 – Der Mann mit dem goldenen Colt – 1974; Die vier Musketiere – 1974; Die drei Musketiere – 1973; Dracula jagt Mini-Mädchen – 1972; Das Privatleben des Sherlock Holmes – 1970; Dracula – 1958) ist dafür nicht geeignet.

Count Dooku ist eher die Grand Moff Tarkin-Rolle aus Episode IV (von Peter Cushing). Cushing (Camelot – Der Fluch des Goldenen Schwertes – 1984; Krieg der Sterne – 1977; Der sechste Kontinent – 1976; Dracula jagt Mini-Mädchen – 1972; Frankenstein muss sterben! – 1969; Brennender Tod – 1967; Dracula – 1958) und Christopher Lee waren aus gemeinsamen Dracula-Tagen (Hammer-Studios) bis zu Cushings Tod dicke Freunde.

Es sind nicht die Charaktere, die den Film treiben – wir hatten das vorhin schon: George Lucas ist ein Bilder-Regisseur – es sind die Situationen, die den Film in Erinnerung halten: Eine Jagd durch die Straßenschluchten auf Coruscant, gegen die Batmans Gotham City wie ein von einem Irren entworfener Kinderspielplatz wirkt, zwei neue Schauplätze, Geonosis und Kamino, die zu wunderbaren Sets werden – Kamino als strahlende High-Tech-Laboratmosphäre, die im Star Wars-Filmuniversum bislang unbekannt war, und Geonosis als staubiger Felsen, Heimat insektenähnlicher Wesen, die in einer gigantischen Zirkus-Arena Jedi-Ritter hungrigen Monstern zum Fraß vorwerfen. C-3PO hat mittlerweile eine metallene Hülle, die seine „edelsten Teile“ verdeckt, vom „Goldjungen“, als den Han Solo ihn in Episode V bezeichnet, ist er aber noch weit entfernt. Zusammen mit R2-D2 hat er Jar-Jar Bings' Platz wieder übernommen, den der ihnen im Vorgänger laut Lucas streitig machen sollte. Das Schlussbild dieses Mittelteils der Trilogie erinnert an Empire, den Mittelteil der ursprünglichen Trilogie: Eine Frau (Leia / Padmé) und ein Mann mit künstlichem Arm (Luke / Anakin) und zwei Droiden blicken in die Sterne. Dieses Mal ist das nur viel bunter.

Auf Tatooine schließen sich Kreise

Auf Tatooine dürfen wir dann noch Bekanntschaft machen mit dem Wüstenfarmer Cliegg Lars, seinem Sohn Ben und dessen Freundin Beru Whitesun. Ben kennen wir als den alten, verbiesterten Farmer, der seinem Ziehsohn (besser: Neffen) Luke Skywalker einst das Leben schwer machen wird – Beru wird auch in 30 Jahren noch gütig lächeln; und die Küche sieht schon (noch) so aus, wie wir sie aus Episode IV kennen. Jar-Jar Bings ist ausgeschieden. Drei mundfaule Auftritte hat er und im dritten bringt er die Galaktische Republik an den Rand des Abgrunds. Yoda stellt den Krückstock zur Seite und zeigt erstmals seine Fechtkunst.

Und Hayden Christensen gebührt die Ehre, den entscheidenden Satz sagen zu dürfen: „I've got a bad feeling about this!

Wertung: 3 von 6 €uro
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