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Plakatmotiv: Spy – Susan Cooper undercover (2015)

Fast großartige Komödie.
Zu viel Melissa McCarthy

Titel Spy – Susan Cooper Undercover
(Spy)
Drehbuch Paul Feig
Regie Paul Feig, USA 2015
Darsteller
Melissa McCarthy, Jude Law, Rose Byrne, Jason Statham, Miranda Hart, Allison Janney, Sam Richardson, Raad Rawi, Jessica Chaffin, Katie Dippold, Jaime Pacheco, Romain Apelbaum, Richard Brake, 50 Cent, Steve Bannos, Morena Baccarin, Carlos Ponce u.a.
Genre Komödie
Filmlänge 119 Minuten
Deutschlandstart
4. Juni 2015
Inhalt

Susan Cooper  ist eine bescheidene CIA-Analystin, die ausschließlich am Schreibtisch arbeitet. Auch wenn sie damit für die eigentliche Planung der gefährlichen Missionen des Geheimdienstes verantwortlich ist, sind es die Agenten im Feldeinsatz, die anschließend die Lorbeeren für einen erfolgreich abgeschlossenen Job ernten und Susan bleibt weitgehend unbeachtet.

Doch als ihr Partner Bradley Fine den Machenschaften der schönen Raina Boyanov und ihren Strippenziehern im Hintergrund zum Opfer fällt, meldet sich Susan kurzerhand freiwillig für einen heiklen Undercover-Einsatz. Bei diesem soll sie die Organisation eines gefährlichen Waffenhändlers infiltrieren und gleichzeitig wird ihr so die Möglichkeit geboten, Vergeltung für ihren Partner zu üben.

Bei ihrem Einsatz soll sie die Organisation eines gefährlichen Waffenhändlers infiltrieren und gleichzeitig ihre vermissten Kollegen finden.

Für Susan beginnt das größte Abenteuer ihres Lebens. …

Was zu sagen wäre

Ein übergewichtiger Schreibtischtäter wird zum erfolgreichen Außendienstler. Das ist der Traum eines jeden Beamten. Und jeder Beamtin. Hier wird er mal wahr. Das hier ist Kino und da darf eine wie Melissa McCarthy ("Tammy – Voll abgefahren" – 2014; Taffe Mädels – 2013; Immer Ärger mit 40 – 2012; Brautalarm – 2011) plötzlich die Welt retten – in einer Weise, die Black Widow aus dem Team der Avengers vor Neid erblassen ließe.

"Spy" ist eine über weite Strecken sehr witzige Komödie. Aber sie ist nicht konsequent, bietet ihrer Haupt- und Titelheldin viel zu viel Spielfläche zulasten einer stringent vorangetriebenen Handlung – zwischenzeitlich gerinnt das Abenteuer zur One-Woman-Comedyshow. Die 20 Minuten, die der Film zu lang ist, ist sinnfreie Melissa-McCarthy-Zeit, in der sie ihr beim Publikum offenbar beliebtes Bad-Mouth-Talking improvisiert, oder Szenen hat, in denen ihrer wuchtige Körperlichkeit in krassem Widerspruch zu dem steht, was sie da gerade tut. Mitten im Film fällt mir auf, dass ich nicht mehr lache. Dabei hat es so gut begonnen.

Da ist diese knuddlige, übergewichtige, ausgesprochen fähige Agentin, die sich von männlichen Ellbogen-Agenten aus dem Feld hat drängen lassen und der Film hätte mit seiner als MacGuffin funktionierenden Atombomben-Story genug Spielwiese und Bildmaterial geboten, der untergebutterten Kreatur dabei zuzuschauen, wie sie sich an die Sonne kämpft. Aber dann findet Paul Feig immer noch einen Twist (weil – okay – einige auch ausgesprochen vorhersehbar sind), weil er noch eine lustige Clowns-Nummer unterbringen will.

Da bekommt Rose Byrnes Charakter eine ausgearbeitete, tragische Familiengeschichte, die sie aufsagen muss, um McCarthy Stichworte für weitere nicht jugendfreie Monologe zu bieten. Byrne als Tochter des Waffenhändlers mit Frisurentick und schnell sterbenden Leibwächtern bekommt sonst wenig zu tun – da wird das Talent einer guten Schauspielerin verschenkt (Das hält kein Jahr ...! – 2013; The Place Beyond the Pines – 2012; X-Men: Erste Entscheidung – 2011; Brautalarm – 2011; Männertrip – 2010; 28 Weeks Later – 2007; Troja – 2004). In Budapest taucht ein neuer Security-Mann auf, den McCarthy zehn Minuten lang wortreich anfeindet, damit zutextet, wie sie ihn auseinandernehmen wird, bis er tot ist – inklusive einer „Foto-SMS an Deine Mutter Diese Leiche Deines Sohnes habe ich auf dem Gewissen!“. Wenn sie fertig mit ihrer Nummer ist, wird der Typ aus einem um die Ecke kommenden Auto heraus erschossen. Da wird keine handlung vorangetrieben, kein Rätsel gelöst – das ist reine Stand-up-Comedy, die in einem Kinofilm deplaziert wirkt.
Dauernd grapscht ihr ein italienischer Agent an die Brust, fallen Tote zwischen ihre Schenkel und jedes Mal darf McCarthy das ausführlich kommentieren.

Eine Neu- oder Wieder-Entdeckung ist Jason Statham (Homefront – 2013; Parker – 2013; Killer Elite – 2011; The Expendables – 2010; Crank – 2006; Collateral – 2004; The Italian Job – Jagd auf Millionen – 2003; The Transporter – 2002; Ghosts of Mars – 2001; Snatch – Schweine und Diamanten – 2000; Bube Dame König grAS – 1998), der hier einen sich selbst überschätzenden, irischen Egomanen gibt, der in breitestem Akzent ausführlich referiert, welche lebensgefährlichen Aktionen er überlebt habe und gleichzeitig – wir ahnen es gleich zu Beginn – über jeden Kiesel stolpert. Statham karikiert sein Image sehr gekonnt. Ebenfalls mit seinem Image gegen sein Image anspielend präsentiert sich Jude Law (Grand Budapest Hotel – 2014; Side Effects – 2013; Hugo Cabret – 2011; Contagion – 2011; Sherlock Holmes – 2009; Das Kabinett des Doktor Parnassus – 2009; 1 Mord für 2 – 2007; Das Spiel der Macht – 2006; Aviator – 2004; Hautnah – 2004; Sky Captain and the World of Tomorrow – 2004; Unterwegs nach Cold Mountain – 2003; Road to Perdition – 2002; A.I.: Künstliche Intelligenz – 2001; Duell – Enemy at the Gates – 2001; Der talentierte Mr. Ripley – 1999; eXistenZ – 1999; Mitternacht im Garten von Gut und Böse – 1997; Gattaca – 1997). Leichtfüßig tänzelt er im maßgeschneiderten Smoking durch edle Empänge und erwehrt sich elegant Fäusten, Kugeln, Messern und hält die Absichten seiner Figur lange in der Schwebe.

Es ist gerade die hohe Zeit des Frauen-drehen-und-spielen-jetzt-die-schlüpfrigen-Herrenwitz-Komödien-nach-Genre – Paul Feig hat es mit kreiert (Taffe Mädels – 2013; Brautalarm – 2011) – aber die schlüpfrige Seite der Agenten-Filme haben mich schon zu Sean Connerys Zeiten nicht interessiert – und sind überdies seit den späten 80er Jahren Geschichte. Da wurden den virilen Kerlen gerne mal junge Frauen zugeführt, die sie erst retten, dann ins Bett tragen und schließlich an die Kugel eines Killers verlieren durften. Jetzt also schlagen die Frauen zurück, fordern gleiches recht ein. Aber ist das das weibliche Pendant zum männlichen Sexismus? Wo er die nächste Frau flachlegt, ist sie ungehobelt, verprügelt metrosexuell anmutende Bübchen und bekommt kaum einen Satz ohne fucking zustande? Das ist sehr Eighties.

All diese Szenen, plus den hier nicht aufgezählten, bremsen den Fluss des Films und wenn der Vorhang sich schließt, erinnere mich an einen schönen Filmnachmittag, an dem irgendwie sehr viel geflucht wurde und der mit einem liebevollen Abspann zu Ende ging.

Wertung: 5 von 8 €uro
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