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Kinoplakat: Snow White and the Huntsman

Schnewittchen als Rittersage
funktioniert überraschend gut

Titel Snow White and the Huntsman
(Snow White and the Huntsman)
Drehbuch Evan Daugherty + John Lee Hancock + Hossein Amini
Regie Rupert Sanders, USA 2012
Darsteller

Kristen Stewart, Chris Hemsworth, Charlize Theron, Sam Claflin, Sam Spruell, Ian McShane, Bob Hoskins, Ray Winstone, Nick Frost, Eddie Marsan, Toby Jones, Johnny Harris, Brian Gleeson, Vincent Regan, Noah Huntley u.a.

Genre Fantasy
Filmlänge 127 Minuten
Deutschlandstart
31. Mai 2012
Website snowwhiteandthehuntsman.com
Inhalt

Es war einmal eine Königin, die eine wunderschöne Tochter gebar. Ihre Haut war so weiß wie Schnee, ihre Lippen so rot wie Blut und ihr Haar so schwarz wie Ebenholz. Darum nannte man sie „Snow White”. Bald nach der Geburt der kleinen Prinzessin starb die Königin. So musste Snow White ohne ihre Mutter aufwachsen und blieb allein mit ihrem Vater zurück.

Jahre später traf der alleinerziehende König auf eine Frau namens Ravenna und nahm diese, geblendet durch ihre Schönheit, zur Frau. Aber niemand wusste, dass die neue Königsgemahlin eine bösartige Zauberin war, die vor allem nach Macht und ewiger Jugend strebte.

Schon kurz nach der Hochzeit erstach sie ihren Gatten und war nun die Herrscherin über ein ganzes Volk. Doch um ans Ziel ihrer Träume zu gelangen, musste die böse Königin auch Snow White töten, denn sie war bald die Schönste im ganzen Land und besaß als einzige die Kraft, ihre Stiefmutter zu stürzen. Um sich zu retten, floh Snow White in den sagenumwobenen dunklen Wald, von dem das Volk sagte, dass es darin spuke.

Niemand von Ravennas Bediensteten wagte sich in den Wald hinein und so suchte sie sich einen mutigen Jägersmann, um die entlaufene Prinzessin zurückzubringen. Doch dieser war von Snow Whites Reinheit und Güte so fasziniert, dass er sich schon bald auf ihre Seite stellte und gemeinsam mit ihr den Kampf gegen die böse Königin aufnahm …

Was zu sagen wäre

2012 war das Jahr Schneewittchens. In gleich drei Produktionen vergiftete die böse Stiefmama das holde Mädchen. Dieser hier folgte kurz nach Spieglein, Spieglein mit Julia Roberts als Stiefmutter und Phil Collins Tochter Lily Collins als Schneewittchen. Und schließlich tauchte noch eine - bei Produktionen dieser Größenordnung mittlerweile übliche - Billigkopie des Stoffes in den Video-Regalen auf, so genannte Mockbuster.

Grimms Märchen als Action-Fantasy

Dieser hier ist so etwas, wie die Interpretation des klassischen Märchenstoffes als Fantasy-Actionspektakel. Demonstrativ legen die Produzenten Wert auf Realismus in der Darstellung. Und da steht der Schönheitswahn der Königin, der alleinige Triebfeder der Dunklen in der Märchenvorlage ist, dem Film im Weg: Was soll das für eine Motivation für die dämonische Schurkin sein, wenn am Ende einfach nur Schönheit steht? Sowas geht im Märchen an der abendlichen Bettkannte. Im Kino wird "Schönheit" gleichgesetzt mit "Macht". Die Schönste im ganzen Land ist auch die Mächtigste im ganzen Land - dass Snow White da stört, versteht auch ein säkularisiertes Actionpublikum.

Charlize Theron (Young Adult - 2011; Hancock - 2008; Im Tal von Elah – 2007; The Italian Job – Jagd auf Millionen – 2003; Im Bann des Jade Skorpions – 2001; 15 Minuten Ruhm – 2001; Die Legende von Bagger Vance – 2000; The Yards – 2000; Wild Christmas – 2000; Gottes Werk & Teufels Beitrag – 1999; Mein großer Freund Joe – 1998; Im Auftrag des Teufels – 1997; That Thing You Do! – 1996; 2 Tage in L.A. – 1996) spielt mit Lust die Hexe im Milchbad, deren Rücken im fahlen Abendlicht aussieht, wie der dürre Facehugger aus der Alien-Serie. Wieder kratzt sie mit dunkler Freude an ihrem Image der Über-Schönen.

Die Hasenzähnchen der Kristen Steward

Das Drehbuch lebt in der Welt jener Märchen, die uns TV-Serien ("Game of Thrones") und Spielekonsolen zeichnen. Es ist nass, kalt, grau, lange erscheinen die Tropfen reinen roten Blutes, die eine Rolle in der Magie der Königin spielen, als einzige farbige Kleckse. Auf der großen Leinwand startet die Mär mit einem veritablen Eroberungsfeldzug, der der holden Prinzessin Irrfahrt in die Wälder auslöst und sie dort zur Filmheroine klassischer ActionAdventure-Prägung wandelt. Etwa zu dieser Zeit wird der Film dann auch bunt.

Kino-Banner: Snow White and the HuntsmanKristen Steward ist als Snow White eine klasse Leidende mit Schlafzimmeraugen und halb geöffnetem Mund, die die Hoffnung nie aufgibt und dem Zuschauer in märchenhafter Bildsprache präsentiert wird: Sie wandelt versonnen an bewölktem Strand, folgt zwei Elstern, die ihr den Weg zur Flucht aus dem Verließ wiesen. Die Holde im Weichzeichner findet am Strand einen edlen Schimmel, der sie, die Prinzessin, einlädt, auf seinem Rücken zu reiten - mächtig große Schnulzennummer, aber jetzt ist jedem klar: Snow White ist „die Außerwählte”, quasi der John Connor, der Luke Skywalker, der Frodo Beutlin dieser Geschichte. Und gerade hat man das verstanden, da sagt es einem die Bäckersfrau mit den freundlichen Apfelbäckchen dann auch noch mal: „Ein Zeichen! Sie ist die Auserwählte!“ Das hat die bizarre Schönheit von Szenen aus dem 80er-Jahre Actionfilm Phantom Kommando (Mark Lester - USA 1985), in dem Arnold Schwarzenegger den liebenden Vater gibt, der im Muscle-Shirt ein Rehkitz streichelt. Leider ist der oben beschriebene Gesichtsausdruck - „Schlafzimmeraugen und Hasenzähnchen, die hinter halb geöffnetem Mund blitzen“ - der einzige, den Kristen Stewart uns in den zwei Filmstunden gönnt.

Chris Hemsworth gibt den Thor im Wald

Stewarts Snow White ist eine Schwester von Stewarts Bella aus der „Twilight“-Serie - hier ist es nicht der Vampirismus, der die Liebenden einander fern hält, sondern die hohe Anzahl in Frage kommender Männer. Snow White, die Prinzessin, pendelt in Liebesfragen zwischen derer zwei. Da ist hier ihr netter Freund aus Kindertagen, Prinz William, ein guter Kämpfer, freundlicher Prinzessinnen-Versteher. Und da ist der im Titel erwähnte Jägersmann, ein Hüne mit imposantem Körperbau und rauer Stimme. Er ist es, der die im ewigen Schlaf liegende Maid küsst und dadurch wieder belebt - es ist einer der schönen Momente in diesem Film, dass niemand, auch nicht der Jägersmann, mitbekommen hat, worduch die Prinzessin aufgewacht ist. Chris Hemsworth und die Filmindustrie nutzen die Zeit, die beiden Hemsworths imposanter Oberkörper zur Verfügung steht, bislang gut - sein Huntsman hier unterscheidet sich unwesentlich von Hemsworths Thor von den „Avengers”.

Eine auffallende Änderung zu den Kollegen aus „Mirror, Mirror” werden die Zwerge im vorliegenden Film nicht von Kleinwüchsigen gespielt. Unter anderem blitzen Ian McShane (Fluch der Karibik 4 - USA 2011) und Bob Hoskins unter dichtem Bart mit den Augen.

Wertung: 5 von 7 €uro
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