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Plakatmotiv: Shootout – Keine Gnade (2012)

Sylvester Stallone, Walter Hill, Action
Die 80ies feiern gelangweilt Comeback

Titel Shootout – Keine Gnade
(Bullet to the Head)
Drehbuch Alessandro Camon
nach der Graphic Novel "Du plomb dans la tête" von Alexis Nolent & Colin Wilson
Regie Walter Hill, USA 2012
Darsteller

Sylvester Stallone, Sung Kang, Sarah Shahi, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Jason Momoa, Christian Slater, Jon Seda, Holt McCallany, Brian Van Holt, Weronika Rosati, Dane Rhodes, Marcus Lyle Brown u.a.

Genre Action
Filmlänge 92 Minuten
Deutschlandstart
7. März 2013
Website bullettothehead.warnerbros.com
Inhalt

James Bonomo aka "Jimmy Bobo" – Auftragskiller aus New Orleans. Seine Regeln sind klar formuliert: Sei erbarmungslos gegenüber deinen Feinden und töte niemals einen Unschuldigen während eines Auftrags. Doch als sein junger Partner genau deswegen mit dem Leben bezahlen muss, gerät Jimmy schnell ins Visier des ehrgeizigen Detectives Taylor Kwon, der gerade wegen der Ermittlung eines schon älteren, ungelösten Falles aus der Hauptstadt in New Orleans eintrifft.

Kwons Kollege wurde ebenfalls ermordet und alles deutet auf Jimmy Bobo als Täter hin. Um seinen Partner zu rächen und seine Unschuld zu beweisen, schließen sich Hitman Jimmy und Detective Kwon zusammen: Sie suchen nach Hinweisen, die zu den wahren Tätern führen. Gar nicht einfach: die Hintermänner verteilen sich bis in die obersten Etagen des staatlichen Machtapparates reichen …

Was zu sagen wäre

Zwei ungleiche Partner – ein Kerl und ein Smartie, Korruption in den oberen Etagen der Macht, Nutten und Neon im nächtlichen Regen, ein brutaler Killer und Blues-Rock - willkommen im Kino der 1980er Jahre mit Titeln wie Nur 48 Stunden oder Red Heat. Als wären nicht 30 Jahre vergangen, knüpft "Shootout – Keine Gnade" an dieses Kino an und bringt praktischerweise den Regisseur gleich mit. Damals wie heute saß Walter Hill im Regiestuhl, der zu den wegweisenden Männern ihrer Zunft zählte, die bleibenden Eindruck hinterließen. Harte-Kerls-Kino-mit-Anspruch – das war Walter Hills Fachgebiet (Supernova – 2000; Last Man standing – 1996; "Wild Bill" – 1995; Geronimo – 1993; Und wieder 48 Stunden – 1990; Johnny Handsome – 1989; Red Heat – 1988; Ausgelöscht – 1987; Straßen in Flammen – 1984; Nur 48 Stunden – 1982; Die letzten Amerikaner – 1981; Long Riders – 1980; Die Warriors – 1979; Driver – 1978). Dass die Frauen und Männer in den Alien-Filmen von Ridley Scott (1979) und James Cameron (1986) so sind wie sie sind – hart, tough, kerlig – geht nicht zuletzt auf Hills Einfluss als Produzent und/oder Co-Autor zurück.

Total-egal-Personal macht total egale Sachen

"Shootout – Keine Gnade" wehrt sich gegen jede Regel. Keine Heldenreise, kein klassisches Duell, nur eine saftige Prügelei am Ende. Dazu ein ungewöhnlich viel redender Killer-Kerl in einer Vaterrolle. Nicht, dass das, was der Killer-Vater sagt, sonderlich wichtig für den Film wäre, nicht, dass das Vater-Tochter-Verhältnis für irgendwas, außer einer kleinen moralischen Erpressung am Ende gut wäre, aber offenbar gehört das heute dazu, soll die weiche Seite des vermeintlichen Machos betonen. Weiterer Nektar wird aus der Vater-Tochter-Nummer aber nicht gesogen und dass Stallones Smartie-Partner am Ende irgendwie mit der Tochter liiert ist, das ist so, interessiert aber nicht einmal die Drehbuchautoren besonders.

Der Film ist überraschend bindungslos, man guckt zehn kleinen Böserlein beim Sterben und Töten zu, ohne Spannung oder Thrill oder wenigstens Angst um irgendwen zu empfinden. Es herrscht das große Egal. Es gibt kein Spannungsmoment, keine ticking clock, nichts, was irgendwie Spannung erzeugen würde. Dass ein Killer alles umlegt, was im Weg steht und von einem anderen, sentimentalen Killer mit Rachegefühlen gejagt wird ..? Egal. Total egal!

Walter Hill inszeniert, als mache er Malen-nach-Zahlen

Es wirkt, als habe Hill eine Schablone seiner früheren Erfolge genommen und im Malen-nach-Zahlen-Stil neu inszeniert. Es sieht perfekt aus, aber unter der Oberfläche ist nichts - kein Interesse an den Figuren, kein Herz für das Drama, kein Drama. "Shootout – Keine Gnade" ist nur ein Blick zurück in die Filmgeschichte.

Hill hat in seinen neuen Film eine schöne Reminiszenz an seinen Action-Klassiker Red Heat mit Stallones altem Rivalen Arnold Schwarzenegger: Stallone prügelt sich durch eine Sauna in knappem Handtuch und imposanter Tätowierung. In ähnlich knappem Handtuch machte das 1988 Schwarzenegger als Moskauer Bulle Ivan Danko auch. Schwarzenegger hat mit Hills "Bullet to the Head" nichts zu tun, aber sein Geist weht wie einst in den 80ern durch diesen Film. Geschichte wiederholt sich, eine alte Rivalität wird neu inszeniert.

Plakatmotiv (US): Bullet to the Head (2012)Eine profitable Rivalität

Nach Arnold Schwarzenegger mit The Last Stand (2012) kehrt nun auch Sylvester Stallone zurück zum 80er-Jahre Actioner (The Expendables 2 – 2012; The Expendables – 2010; John Rambo – 2008; Rocky Balboa – 2006; D-Tox – Im Auge der Angst – 2002; Driven – 2001; Get Carter – Die Wahrheit tut weh – 2000; Fahr zur Hölle Hollywood – 1997; Cop Land – 1997; Daylight – 1996; Assassins – Die Killer – 1995; Judge Dredd – 1995; Demolition Man – 1993; Cliffhanger – 1993; Stop! Oder meine Mami schießt! – 1992; Rocky V – 1990; Tango und Cash – 1989; Rambo III – 1988; Over the Top – 1987; Die City-Cobra – 1986; Rocky IV – 1985; Rambo II – Der Auftrag – 1985; Rambo – 1982; Rocky III – Das Auge des Tigers – 1982; Nachtfalken – 1981; Rocky II – 1979; Vorhof zum Paradies – 1978; "F.I.S.T. - Ein Mann geht seinen Weg" – 1978; Rocky – 1976; Der letzte Ausweg – 1973; Bananas – 1971). und es scheint fast so, als wollten die beiden ihr Fernduell aus den 80er Jahren wieder aufleben lassen. Damals inszenierten sie sich als Konkurrenten an der Kinokasse – Schwarzenegger mit Dialekt und Ironie, Stallone mit bärbeißigem Zynismus. Daran hat sich in ihren neuen Filmen nichts geändert, Stallones Auftritt in "Bullet to the Head" (schon der Titel spricht Bände) ist härter und dunkler als Schwarzenegger, der sich im sonnigen Texasstädtchen als Last Stand inszenieren ließ.

Neu ist, dass Stallone und Schwarzenegger heute auch gemeinsam in Filmen auftreten (Escape Plan - 2013; The Expendables - 2010). Das hätte es damals nicht gegeben. Privat fuhren sie schon Anfang der 80er gemeinsam Harley und rauchten gemeinsam kubanische Zigarren, beruflich achteten sie auf die geschäftsfördernde Konkurrenz an der Kinokasse und machten sich in ihren Filmen übereinander lustig.

Polizeifoto-Galerie der größten Stallone-Erfolge

Um den Movies-of-the-eighties-Reminder auf die Spitze zu treiben, zeigt der Film zum Einstieg eine Parade von Polizeifotos, die unseren Profikiller Jimmy Bobo in verschiedenen Abschnitten seines Lebens zeigt und dem regelmäßigen Kinogänger kommen all diese Bilder bekannt vor. Prompt finde ich mich im lustigen Zuordnen wieder: Welches Jimmy-Bobo-Foto ist aus welchem Sylvester-Stallone-Film? Ich erkenne Rocky, Rambo, "Lock Up" und Over the Top. Und dann geht's aber auch achon los - Peng, Klatsch, Boum.

Schön, die 80er noch mal in Action gesehen zu haben. Aber ich glaube, jetzt ist dann auch gut!

Wertung: 3 von 7 €uro
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