IMDB
Plakatmotiv: Wie bringt man seine Frau um? (1965)
Ein chauvinistisches Pamphlet
über Männer-(Alb)Träume
Titel Wie bringt man seine Frau um?
(How to Murder Your Wife)
Drehbuch George Axelrod
Regie Richard Quine, USA 1965
Darsteller Jack Lemmon, Virna Lisi, Terry-Thomas, Eddie Mayehoff, Claire Trevor, Sidney Blackmer, Max Showalter, Jack Albertson, Mary Wickes, Alan Hewitt, Barry Kelley, William Bryant, Charles Bateman, Edward Faulkner, Lauren Gilbert u.a.
Genre Komödie
Filmlänge 118 Minuten
Deutschlandstart
7. April 1965
Inhalt

Der erfolgreiche New Yorker Cartoonist Stanley Ford lebt sein Leben mit all dem Komfort, den man sich wünschen kann, inklusive seines getreuen Butlers – aber vor allem ohne Frau!

Bei einer Hochzeitsfeier trinkt er ein paar Drinks zuviel. Am nächsten Morgen muss Stanley feststellen, dass er das Mädchen, das aus der Torte sprang, geheiratet hat – und dass sie kein Wort Englisch spricht und ihm fortan nicht mehr von der Seite weicht.

Plakatmotiv (US): How to murder Your wife – Wie bringt man seine Frau um? (1965)Als sie auf seine Scheidungsforderungen nicht reagiert, plant er – zumindest in seinen Comics – das vorzeitige Ableben der neuen Mrs. Ford …

Was zu sagen wäre

Der Mann ist unbesiegbar – es sei denn, er fängt sich den tödlichen Virus namens „Frau“ ein. Das ist schon ein erstaunlicher Film, der mir im Jahr 1965 – nicht etwa 1865 – erklärt, dass Frauen Spaßverderber, Stimmungstöter und Geldvernichter sind.

Unser Held Stanley geht zu Beginn des Films auf eine Hochzeitsparty, die bevölkert ist von sauertöpfischen Smokingträgern. Hochzeit, das ist hier kein fröhliches Ereignis, das kommt in diesem Film einer Trauerfeier gleich. Stanleys Anwalt Harold etwa erklärt, er habe keinen Tag seiner Ehe bereut. Nur einen Tag habe es gegeben, den er bereut … den Tag, an dem er seine zukünftige Frau kennenlernte. Dann betritt der fröhlich lachende Bräutigam den Raum, dem seine Braut vor dem Altar gerade den Laufpass gegeben hat. Das kommt mir im Zuschauerraum so vor wie in „Die Zeitmaschine“ (1960), als wir verbal vor den bösen Morlocks gewarnt werden. In Richard Quine „How to murder Your wife“, der als Komödie durchgehen soll, haben Frauen den Part der Morlocks – wir werden verbal vor finsteren, Männer fressenden Wesen gewarnt.

Männer kommen, folgt man diesem Film, besser mit Männern zurecht: Als Stanley am nächsten Morgen verheiratet aufwacht, tut sich seine frisch gebackene Ehefrau dadurch hervor, dass sie – italienisch sprechend – niemand versteht (heißt: Wer versteht schon Frauen?), eine kläffende Töle ihr eigen nennt und flugs ihre Mamma ins Haus holen will. Daraufhin verlässt ihn sein Butler Charles. Erstaunlich: Um sich als Gattung Mann die Frau vom Hals halten zu dürfen, erlaubt das prüde Hollywood samt des noch viel prüderen Hays-Code sogar homoerotische Beziehungen auf der Leinwand.

Plakatmotiv (US): How to murder Your wife – Wie bringt man seine Frau um? (1965)Der Film verkauft sich als Komödie. Solche aber funkioniert nur, wenn zwei Kontrahenten gleichermaßen in die Pfanne gehauen werde. Dieser Film aber fabuliert über die andauernde Unterdrückung des rechtschaffenden Mannes durch die Frau mit ihren finanzintensiven Wünschen, Dekorationen und Essensregeln. Normalerweise kommen dann die Gegner – in diesem Fall: die Frauen – zu Wort und klären das Missverständnis mit den Männern auf. Aber hier erklärt eine der zentralen Frauenfiguren: „Eine Frau ist nie wirklich frei, bevor sie nicht verheiratet ist. Erst dann kann sie die schönen Dinge im Leben genießen – Geld ausgeben, ab und zu einen kleinen Flirt. Und trotzdem ist sie versorgt. Deswegen müssen Männer immer unter Kontrolle gehalten werden. Wichtig ist, dass sie immer in Trab gehalten werden.“ Das ist hanebüchen.

Richtig schlimm wird es dann, weil sich Stanley am Ende dann doch für seine Frau entscheidet, ohne dass der Zuschauer dafür auch nur einen Grund genannt bekäme. Da verlässt sich Hollywood wieder ganz auf seine Mechanismen, wonach sich Männlein und Weiblein am Ende halt küssen sollen. Alles, was bis dahin als Problem zwischen Männerleben und Frauenleben angesprochen, also als zeitgenössische Problematik erkannt worden ist, ist mit einem Mal wieder egal – Hauptsache, sie küssen sich.

Das scheint auch Jack Lemmon zu denken (Das Mädchen Irma La Douce – 1963; Das Appartement – 1960; Manche mögen's heiß – 1959). Er kann seiner Stanley-Figur kaum etwas abgewinnen und stolpert von Drehbuchseite zu Drehbuchseite und kann als potenzieller Doppelmörder nicht überzeugen. Virna Lisi, die die Sirene spielt, die den unschuldigen Mann an die Kette legen soll, ist ein Marilyn-Monroe-Typ mit Sophia-Loren-Temperament – eine hinreißende Augenweide, und dabei das reine Klischee.

Das Kino kämpft einen langen Kampf gegen die Konkurrenz des Fernsehens, das mittlerweile schon farbige Bilder in die Wohnstuben sendet. Hollywood wehrt sich mit 3D-Filmen, Cinemascope-Bildern und besonderen Spezial-Effekten, die das Fernsehen mangels Geld nicht bieten kann. Aber „How to murder Your Wife“ ist nur eine bessere Theateraufführung, die über mehr Schauplätze verfügt, mit einigen lustigen Dialogen. Aber eben ohne jenen Mehrwert, den das Kino doch bieten will. In Konkurrenz zum wachsenden Fernsehen ist dieser Film – außer in seiner boshaften Frage im Titel – kein Argument.

Wertung: 2 von 8 D-Mark
IMDB