IMDB
Kinoplakat: [Rec]
Pseudo-Realismus mit
Geisterbahn-Flair
Titel [Rec]
([Rec])
Drehbuch Jaume Balagueró + Luiso Berdejo + Paco Plaza
Regie Jaume Balagueró & Luiso Berdejo, Spanien 2007
Darsteller Manuela Velasco, Ferran Terraza, Jorge-Yamam Serrano, Pablo Rosso ,David Vert, Vicente Gil, Martha Carbonell, Carlos Vicente, María Teresa Ortega, Manuel Bronchud, Akemi Goto, Chen Min Kao, Maria Lanau u.a.
Genre Horror
Filmlänge 78 Minuten
Deutschlandstart
8. Mai 2008
Inhalt

Geplant ist eine dieser bei Privatsendern so beliebten „Eine Nacht bei der Polizei”-Reportagen. Beim kleinen TV-Sender in Barcelona heißt die Reportageserie „Während Sie schlafen …”. Während wir schlafen also, stellt sich Reporterin Àngela vor die Kamera ihres Kameramannes Pablo und übt den Begrüßungsaufsager. Heute nacht begleitet man Feuerwehrleute bei ihren Einsätzen. Bedauerlicherweise passiert nichts, Kameramann Pablo nimmt also haufenweise sich langweilende Feuerwehrleute auf, die mit Àngela flirten, sich produzieren und die Räumlichkeiten erklären.

Endlich klingelt der Einsatz-Alarm. Das Team wird zu einem Wohnhaus in der Innenstadt gerufen. Hier hat eine blutüberströmte alte Frau einen der ebenfalls anwesenden Polizeibeamten attackiert und verletzt. Als der zweite Polizeibeamte sowie ein Feuerwehrmann ihren verletzten Kollegen aus dem Gebäude bringen wollen, werden sie in der Eingangshalle von den anderen Bewohnern des Hauses davon unterrichtet, dass die spanische Gesundheitsbehörde das gesamte Wohnhaus inzwischen durch Polizei und Militär hat abriegeln lassen und jedem untersagt, das Haus zu verlassen oder zu betreten.

Während der Polizist und der Feuerwehrmann Manu versuchen, die Anwohner zu beruhigen, stürzt auf einmal der bei der kranken Frau verbliebene Feuerwehrmann durch das Treppenhaus hinab in die Halle. Panik bricht aus. Der Polizist, Manu und das Reporterteam Ángela und Pablo gehen zurück in das zweite Stockwerk, wo sie von der aggressiv–verstörten alte Frau attackiert werden, die schließlich durch den Polizisten in Notwehr erschossen wird.

Da sie trotz der Verletzten das Haus nicht verlassen dürfen, beginnen Ángela und Pablo, die Bewohner des Hauses nacheinander zu interviewen. Ein kleines Mädchen namens Jennifer erzählt dabei von ihrem Hund Max, der einen Tag zuvor wegen einer Krankheit zum Tierarzt musste, und dass sie selbst unter einer Angina leide und dringend Medizin brauche. Die Verletzten werden in einem Nebenzimmer so gut wie möglich behandelt.

Als ein Beamter der Gesundheitsbehörde in Schutzkleidung das Gebäude betritt, um die Verletzten zu verarzten, eskaliert die Situation. Die beiden verwundeten Beamten im Nebenzimmer verwandeln sich plötzlich in aggressive, blutrünstige Wesen und attackieren die Umstehenden.

Es wird eine lange Nacht werden, die kaum einer überlebt – dokumentiert allein durch die Aufzeichnungen der Kamera …

Was zu sagen wäre

DVD-Cover: [Rec]Ein hermetisch abgeriegelter Schauplatz, Zombie-artige Fleischfresser, das ganze erzählt durch das Okular des Kameramannes. Eine reizvolle Konstellation, nicht neu, kann aber reizvoll sein.

Das Genre der Mockumentary (englisch (to) mock: „vortäuschen, verspotten” (sich mokieren) und documentary: „Dokumentarfilm”) wurde mit „Blair Witch Project” (Daniel Myrick & Eduardo Sánchez – USA 1998) berühmt und ist gerade im Horrorfilm sehr beliebt. Die konstante subjektive Sicht mit begrenztem Blickfeld verstärkt BUH!-Effekte, der wacklige Handkamerastil kann mit billigstem Gerät erzielt werden – nicht zufällig waren „Blair Witch Projekt” und „Paranomal Activitiy” (Oren Peli – USA 2007) Projekte junger Filmstudenten. J.J. Abrams (Super 8 – USA 2011; Star Trek – USA 2009) hat den Stil für seinen – weitaus teureren – Monsterfilm „Cloverfield” (Matt Reeves – USA 2008) gewählt.

Die Produktion solcher Filme ist kostengünstig, birgt aber auch Fallen, die sorgsam umgangen werden müssen. Klappt nicht immer. Eine Ich-sehe-nur-was-die-Kamera-sieht-Geschichte muss streng psychologisch strukturiert werden. Im vorliegenden Fall macht der Kameramann sein Gerät in Situationen aus, in denen ein echter TV-Reportagekameramann die Kamera niemals ausstellen würde. An anderer Stelle lässt er laufen, wo klar erkennbar dem Zuschauer eine Handlung erklärt werden soll, nicht dem Reporter. Zwischendurch gibt es lange Schwarz-Sequenzen – die aber erst in der Postproduction eingeschnitten werden können, die das Material – frisch aus der Kamera – ja noch nicht durchlaufen hat.

Das scheinen Nebensächlichkeiten. Filme aber, die ihre eigene Produktion zum Teil der Geschichte machen, sagen damit schon, dass sie ihre Zuschauer aufs Glatteis führen – und der reagiert mit erhöhter Sensibilität und merkt Sachen, die normalerweise durchgehen.

Wunderbar an diesem Horror-Stück ist die Schlusssequenz, wenn die letzten Überlebenden in einem stockdunklen Raum dem … Wesen … gegenüberstehen, das im Dunkeln ebenso blind ist, wie der Zuschauer, dem die Kamera aber eine Nachtsichtfunktion gewährt. In grünlichen Bilden wackelt man durchs Dunkel, hört panisches Atmen, Wimmern und … BUH! Herrlich: Filmmäßig nichts Besonderes aber eine rasante Geisterbahn, für die man schließlich den Eintritt bezahlt hat.

Wertung: 5 von 6 €uro
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