Buchcover: Jürgen Raab - Tod eines Sprayers
Netter Rundgang durchs Veedel
eher unkölsch geschrieben
Titel Tod eines Sprayers
Autor Jürgen Raap, Deutschland 2006
Verlag KBV KRIMI
Ausgabe Taschenbuch, 259 Seiten
Genre Krimi
Inhalt

Unbekannte haben in der Nacht das Auto des Versicherungsvertreters Wolfgang Jacoby mit Silberfarbe besprüht. Privatdetektiv Bär soll den Täter ausfindig machen und taucht in die bunte Welt der Ehrenfelder Off-Künstler ein. Und prompt findet er eine Leiche in einer alten Schulbaracke.

Hauptkommissar Brühl versteift sich auf Jacoby als Tatverdächtigen; Jacoby bittet daraufhin Bär, ihm auf der Suche nach Entlastungsmaterial zu helfen und nach dem wirklichen Mörder des Sprayers zu suchen. Irgendetwas ist merkwürdig an der ganzen Geschichte. Der tote Sprayer stammt nämlich aus demselben Ort wie Jacobys Ex-Frau, aus Unkel im Siebengebirge.

Bär glaubt aber nicht an Zufälle …

aus dem Klappentext

Was zu sagen wäre
Tod eines Sprayers

Mein dritter Köln Krimi in Folge (nach Frank Schätzings Die dunkle Seite und Edgar Franzmanns Der Richter-Code). Auch den „Tod eines Sprayers“ habe ich zum 50. Geburtstag von Freundin Petra geschenkt bekommen – gelesen habe ich vom 9. bis zum 11. Oktober 2011.

Der Roman leidet am Morbus-Köln-Krimi: Die Figuren laufen dauernd durch die X-Straße zur Y-Straße, wo auf der Ecke die Kneipe Z seit Jahren versuchte, der Krise zu trotzen. Eine zentrale Rolle spielt das Kelb-Gelände in Köln Ehrenfeld, also wird ausführlich beschrieben, wer Matthias Kelb war – spielt für die Story keine Rolle, gehört aber wohl in einen guten Regional-Krimi. Der Autor will – oder muss – eben Ortskenntnis vermitteln. Namedropping kills the Thrill. Aber anders, als etwa in Edgar Franzmanns Richter-Code kann ich hier wenigstens die Atmosphäre riechen. Raap beschreibt sein Szenario anschaulich.

Die Story schlägt einen Bogen vom alten Arbeiterviertel Ehrenfeld mit vielen kaputen Typen und Häusern und sanierten Medienghettos über spießige bigotte Verhältnisse im Eifeldörfchen Unkel bis zu Kokain schnupfenden GIs in Afghanistan. Das ist so atemberaubend, wie es klingt – auch so atemberauben hanebüchen erzählt, manchmal mag man gönnerhaft den Kopf schütteln. Die gesamte Unkel-Story reiht ein Klischee ans Andere. Fast möchte ich vermuten, dass Raap seine Kenntnisse über Eifeldörfchen aus einschlägigen TV-Krimis abgeschrieben hat. Aber was soll's? Es geht wohl in diesen Büchern weniger um Literatur, mehr ums Flair.

Leider kann Raap keine Dialoge schreiben – das erschwert das Lesen enorm. Ohnehin wäre es besser, Raap erzählte einem seine Krimis am Tresen seiner Stammkneipe. Dann behielten sie nämlich ihre Originalität. Bedauerlicherweise schreibt er seine Krimis aber auf und weil er sie auch noch verkaufen will, verhochdeutscht er seine Sprache ins völlig Unkölsche und ins un-menschliche. So spricht einfach keiner! In einem Gespräch mit seinem Vetter Georg, einem mäßig erfolgreichen Kunstkritiker geht es um Graffiti-Künstler. Georg sagt im Dialog: „Ich selbst beurteile diese Pieces von den jugendlichen Sprayern eher kritisch, Bär. Die frühere kreative Originalität und ästhetische Brisanz sind bei den heutigen Graffiti doch längst einer stereotypen Gefälligkeit gewichen. Harald Naegeli sieht ebenfalls bei seinen jugendlichen Nacheiferern eine ästhetische Stagnation.“ Aus welchem Lexikon mag Raap diesen Text unredigiert übernommen haben? So schreibt man (vielleicht), aber so spricht keiner. So geht das aber leider dauernd.

Am Ende hat's ein bisschen Spaß gemacht, ein wenig an die Hand genommen und durch Köln-Ehrenfeld und die angrenzenden Bezirke gezogen zu werden.