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Plakatmotiv: The Secret Man (2017)

Nettes Familiendrama vor dem Hintergrund
der bekanntesten Verschwörung in den USA

Titel The Secret Man
(Mark Felt: The Man Who Brought Down the White House)
Drehbuch Peter Landesman
nach den Tatsachenromanen von Mark Felt & John D. O'Connor
Regie Peter Landesman, USA 2017
Darsteller

Liam Neeson, Diane Lane, Marton Csokas, Tony Goldwyn, Ike Barinholtz, Josh Lucas, Wendi McLendon-Covey, Kate Walsh, Brian d'Arcy James, Maika Monroe, Michael C. Hall, Tom Sizemore, Julian Morris, Bruce Greenwood, Noah Wyle u.a.

Genre Biografie, Drama
Filmlänge 103 Minuten
Deutschlandstart
2. November 2017
Website sonyclassics.com/markfelt/
Inhalt

USA im Sommer 1972: Die Atmosphäre ist durch Vietnam-Krieg und Bürgerrechtsbewegung aufgeheizt, als „Watergate“ wie eine Bombe einschlägt. Nach einem rätselhaften Einbruch in die Zentrale der Demokratischen Partei im Watergate Hotel tappen viele Journalisten im Dunkeln.

Ein Mann jedoch weiß mehr: Mark Felt, Vize-Chef des FBI, kennt die Ermittlungsergebnisse aus erster Hand und ist bereits früh von der Beteiligung der Nixon-Regierung überzeugt. Weiterer Grund seines Misstrauens ist der neue, von Nixon eingesetzte FBI-Direktor Patrick Gray, der die Watergate-Ermittlungen auffällig schnell beenden will.

Nach 30 Dienstjahren ist Mark Felt hin- und hergerissen zwischen seiner Loyalität zum FBI und seinem Verständnis von Recht und Moral. Er riskiert schließlich alles und kontaktiert Bob Woodward, Redakteur der Washington Post, um ihn mit den streng geheimen Informationen zu versorgen …

Was zu sagen wäre

Die Watergate Affaire, die US-Präsident Nixon zum Rücktritt zwang, ist eine der am besten ausgeleuchtete Politaffairen in der Geschichte Hollywoods. Kein Wunder: Sie hat alles Zeug dazu, Menschen mitzureißen, in ihrem Zynismus zu bestärken, ihre Neugier zu füttern. Sie hat nur keine Frauen. Ein Familienthema war diese Verschwörung im Kino nie. Bis heute.

Jetzt endlich kann Hollywood die Geschichte des Mark Felt verfilmen, der 2005 offenbarte, als stellvertretender Chef des FBI die Presse mit jenen Informations-Häppchen gefüttert zu haben, die zum Sturz Nixons führten – er war "Deep Throat", der berühmteste Whistleblower der jüngeren US-Geschichte, dem hier Liam Neeson souveräne Statur gibt (96 hours – Taken 3 – 2014; A Million Ways to Die in the West – 2014; Non-Stop – 2014; 96 hours – Taken 2 – 2012; The Dark Knight Rises – 2012; Battleship – 2012; Zorn der Titanen – 2012; "The Grey – Unter Wölfen" – 2011; Unknown Identity – 2011; 72 Stunden – The Next Three Days – 2010; Das A-Team – Der Film – 2010; Kampf der Titanen – 2010; 96 Hours – 2008; Batman Begins – 2005; Tatsächlich… Liebe – 2003; Gangs of New York – 2002; K-19 – Showdown in der Tiefe – 2002; Das Geisterschloss – 1999; Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung – 1999; Les Misérables – 1998; Michael Collins – 1996; Rob Roy – 1995; Nell – 1994; Schindlers Liste – 1993; Ehemänner und Ehefrauen – 1992; Darkman – 1990; Das Todesspiel – 1988; Suspect – Unter Verdacht – 1987; Mission – 1986; Krull – 1983; Excalibur – 1981).

Am 18. Dezember 2008 starb Mark Felt. Peter Landesman, eigentlich Journalist der New York Times, gibt sich alle Mühe, den Schein des im Kino zu erwartenden Politthrillers aufrecht zu erhalten.

Er filmt kantige Männer in nachtblauem Schatten in trauliches Gespräch vertieft. Er filmt Behördenpolitik in harten Schlagschatten. Er lässt Kameradrohnen die Wahrzeichen Washingtons – Weißes Haus, Washington Monument, Capitol – dergestalt umkreisen, dass der konditionierte Zuschauer sofort um die Verschwörerische Düsternis weiß, die nun aufgerollt werden wird, schließlich beginnen alle Thriller der zurückliegenden 20 Jahre, die erzählen wollen, dass Washington ein Sündenpfuhl ist, mit solchen Aufnahmen – was mit ein Grund sein mag, wieso die Netflix-Serie „House of Cards“ so mentalitätsübergreifend geschätzt wird; sie ist die erste filmische Auseinandersetzung mit Washington, die für ihren Vorspann komplett andere Washington-Typicals findet.

Plakatmotiv (US): Mark Felt: The Man Who Brought Down the White House (2017)Den dräuenden Score Daniel Pembertons, der unablässig brummt, dröhnt und mit breiter Basslinie Bedrohung signalisiert, braucht Peter Landesman nur, weil er eigentlich eine andere Geschichte erzählen will: die eines Vaters, der seine Tochter sucht. Dafür hat Landesman aber nur etwa 20 Prozent seiner Erzählzeit zur Verfügung, also malt er die übrigen 80 Prozent so düster, wie das seit John Frankenheimers Paranoia-Thrillern aus den 1950er und -60er Jahren für solche Situationen Standard ist. Dann muss sein Zuschauer sich nicht groß eingrooven.

Spät im ersten Drittel des Films, als wir uns im Kinosessel zu wundern beginnen, was dieser Mike Felt eigentlich für ein Familienleben hat – immerhin spielt Diane Lane seine Ehefrau und das täte diese wunderbare Schauspielerin nicht (Paris kann warten – 2016; Batman v Superman: Dawn of Justice – 2016; Trumbo – 2015; Man of Steel – 2013; Das Lächeln der Sterne – 2008; Jumper – 2008; Untraceable – 2008; Die Hollywood-Verschwörung – 2006; Unter der Sonne der Toskana – 2003; Untreu – 2002; The Glass House – 2001; Hardball – 2001; Der Sturm – 2000; Mein Hund Skip – 2000; Mord im Weißen Haus – 1997; Jack – 1996; Judge Dredd – 1995; Cotton Club – 1984; Straßen in Flammen – 1984; Rumble Fish – 1983; Die Outsider – 1983), wenn die Famiie, und also sie, nicht eine bestimmte Rolle in dieser Deep-Throat-Biografie spielen würde – stellt sich heraus, dass es da eine Tochter gibt, die in den Anti-Vietnamkriegs-Wirren verloren gegangen sein muss. Seiner Frau gegenüber sagt Mark Felt, er suche nicht mehr nach ihr, denn „Wer weiß, was wir finden würden?“ – die Tochter des FBI-Vizes als revolutionäre Terroristin womöglich? Das ist derselbe Mark Felt, den wir zuvor kennen gelernt haben als einen Mann, der sich von niemandem, in keiner Ermittlung Fesseln anlegen lässt – die Frage, Was man womöglich finden würde, wenn man den Watergategeschichten nachgehen würde, stellt er nie. Dieser als sehr ehrbar beschriebene Mann trennt klar zwischen Familie und Job.

Und irgendwann findet er seine Tochter. And they lived happily ever after – irgendwie wohl. Einzelheiten dazu liefert nur eine Texteinblendung zum Schluss, die uns wohl insgesamt sagen soll, dass dieser Mark Felt in allen Belangen sich der Wahrheit verpflichtet fühlte, meist unter konspirativen Umständen; die Suche nach seiner Tochter betreibt er genauso heimlich, wie seine Recherchen rund um Watergate.

Der Film basiert auf persönlichen Erinnerungen Felts und ist also subjektiv erzählt; das sollte man vorher wissen. Wenn also Felt das Hohelied auf die Fähigkeiten des FBI singt, wenn er die Unabhängigkeit der Behörde gegen alle Widrigkeiten betont, wissen wir, dass da ein – mittlerweile verstorbener – Akteur an seinem Eintrag im Geschichtsbuch mitschreibt. Insofern ist dieser Film keine investigative Spielfilmdokumentation. Sie ist ein Spielfilm über einen Mann, der Werte verkörperte – oder für Werte eintrat – die Hollywood liebt, weil sie eng mit Stars and Stripes und American Dream verwandt sind.

Vor dem Hintergrund, dass der echte US-Präsident im realen Weißen Haus vor einigen Monaten den realen FBI-Chef hat feuern lassen, weil der auf die Unabhängigket seiner Behörde pochte, ist „The Secret Man“ aber auch ein interessanter Einblick in die dauernden Grabenkämpfe zwischen Weißem Haus und FBI um die Macht in der Behörde.

Wertung: 5 von 8 €uro
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