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Kinoplakat: Pacific Rim

Giga-Monster gegen Mecha-Monster
Eine alte Idee, gigantisch neu

Titel Pacific Rim
(Pacific Rim)
Drehbuch Travis Beacham + Guillermo del Toro
Regie Guillermo del Toro, USA 2013
Darsteller

Charlie Hunnam, Diego Klattenhoff, Idris Elba, Rinko Kikuchi, Charlie Day, Burn Gorman, Max Martini, Robert Kazinsky, Clifton Collins Jr., Ron Perlman, Brad William Henke, Larry Joe Campbell, Mana Ashida, Santiago Segura, Joe Pingue, Milton Barnes u.a.

Genre Monster, Fantasy
Filmlänge 131 Minuten
Deutschlandstart
18. Juli 2013
Website pacificrimmovie.com
Inhalt

Ende 2013 wurde die Welt von außerirdischen Monstern angegriffen – es waren Kaiju. Sie kamen nicht von oben, aus dem All. Sie kamen von unten, aus dem „Breach”, einem interdimensionalen Portal, das im pazifischen Ozean in einer Erdspalte liegt. Die Monster zerstörten die Küstenstädte. Die Menschheit stand vor dem Aus.

Ein weltweites Abwehrprogramm wurde ins Leben gerufen: Die Jaeger, hochhausgroße, humanoide Kampfroboter. Diese werden von zwei Piloten im Kopf des Jaegers gesteuert, die untereinander und mit dem Jaeger über eine neuronale Schnittstelle verbunden sind. Darüber werden die Bewegungen der Piloten direkt auf den Bewegungsapparat der Kampfmaschine übertragen. Für eine effektive Gedankenkopplung, den sogenannten Drift, müssen die Piloten besondere Fähigkeiten aufweisen. Das Kommando über diese Kampfeinheit führte Marshall Stacker Pentecost und der Kampf gegen die Kaiju kippte. Die Menschen waren erfolgreich und eroberten sich ihre Terrains zurück.

Aber die Monster kamen in immer kürzeren Zeitabständen; sie wurden größer. Und irgendwann hatte auch das Jaeger-Programm keine Chance mehr gegen die Kaiju. Die Menschheit hatte verloren und kesselte sich hinter gigantischen Mauern ein, die sie um ihre Städte errichteten.

Aber auch diese Mauern halfen irgendwann nicht mehr. Ausgerechnet jetzt konnte nur noch ein Jaeger helfen, der längst ausgemustert war, der noch nicht mal atomar gesteuert wurde. Aber dieser Jaeger hatte ein Ausnahmetalent als Pilot: Raleigh Becket. Der hatte sich aus dem Programm zurückgezogen, nachdem sein Bruder bei einem Einsatz ums Leben gekommen war und Raleigh die letzten Bilder und Empfindungen seines sterbenden Bruders jetzt nicht mehr aus seinem Gehirn bekommt.

Marshall Pentecost re-rekrutiert Raleigh. Und stellt ihm seine Ziehtochter Mako Mori an die Seite – eine gute Kämpferin im Simulator, aber unerfahren im Kampf und belastet mit einem Kindheitstrauma …

Was zu sagen wäre

Kinoplakat: Pacific RimMonster gegen Mecha-Monster? Wie in den guten alten Godzilla-Filmen? Genau so! Pacific Rim ist ein Testosteron durchpumpter Jungs-Film, der aus lauter Ausrufezeichen mit optischem Zwischenton besteht. Daraus machen die Produzenten gar keinen Hehl. Im zu zwei Drittel vollen Kinosaal saßen (in der zweiten Spielwoche) drei Frauen. Und mit dieser Bemerkung kann man den Film eigentlich auch schon zu den Akten legen: Monster, Mecha-Monster, keine Mädchen.

Wenn's nur so einfach wäre.

Das Monsterballett ist ein Riesen-Spaß

"Pacific Rim" ist ein Riesenspaß, der seine Qualität aus einer perfekten Choreografie speist. Die Handlung dient – erwartungsgemäß – nur als Gerüst, um Bild, Sound, Musik und Schnitt zum Tanzen zu bringen. Die Kunst besteht bei solcher Art Filmen darin, den richtigen Takt für den Tanz zu finden. Guillermo Del Toro findet einen mitreißenden Takt.

Klar, die beiden in solchen Filmen seit jeher unvermeidlichen Wissenschaftler bieten jede Menge comic relief und dürfen durch hanebüchene Selbstversuche zur Lösung des Giga-Problems beitragen. Der eine Wissenschaftler, der ordentlich Matsche abbekommt und durchgewalkt wird, sieht aus, wie der Zwilling des aktuellen Hollywood-Erfolgsmenschen J.J. Abrams (Super 8 - USA 2011; Star Trek - USA 2009), der andere wie der Zwilling des Obernerds Sheldon Cooper aus der TV-Sitcom "The Big Bang Theory".

Alle Erwartungen erfüllt, Erwartungen übertroffen

„Pacific Rim“ gehört zu der Sorte Film, die Erwartungen erfüllt: Wenn hier einer sehnsüchtelt, er hoffe, „mal ganz nah ranzukommen an diese Viecher”, dann dürfen wir sicher sein, dass er ihnen sehr nahe kommen wird. Wenn einer sagt, er dürfe nie wieder in einen Jaeger steigen, weil er sonst sicher sterben werde, dürfen wir sicher sein, der Mann wird wieder in einen Jaeger steigen – solche Filme sind immer auch Heldenmärchen. Wenn die beiden neuen Drifter – Raleigh und Mako – das erste mal mit ihrem Mecha ausrücken sollen … klar, das geht beinah' furchtbar schief und fortan stehen beide unter besonderer Aufsicht und natürlich gibt es auch das Oberarschloch, das sich für keine Arroganz zu schade ist. Die Type gab es auch schon immer, in Top Gun (1986) hat ihm Val Kilmer als "Iceman" ein würdiges Denkmal gesetzt.

Gleichzeitig aber bricht del Toro all diese Erwartungen. Dem Arschloch macht unser Held Raleigh erfreulich schnell klar, wie sich eine gebrochene Nase anfühlt, alle zum Drama zwingend dazugehörigen Verweigerungs– und So-wird-es-nicht-funktioneren-Elemente handelt der Film mit einem Achselzucken – wie eine rasch zu bewältigende Pflichtübung – ab. Der ganze Film ist statt dessen Bewegung, ein Monster-Ballett.

Kinoplakat: Pacific RimOhne lange Vorrede kommen die Monster zur Sache

Die Produzenten wissen, dass weder die Monster als solche Zuschauer anlocken, noch gar eine möglicherweise intendierte Message. Es geht um den Big Bumms! Vorbei so Zeiten, in denen Roland Emmerich seinen Godzilla monatelang in keinem Trailer zeigte und auch im fertigen Film dann möglichst spät. In "Pacific Rim" geht's sofort in medias Res. Und während also Pranken Lkw zu Klump und Brücken zu Brei treten, bekommen wir aus dem Off alles Notwendige erzählt: Die modernen Außerirdischen kommen aus dem Innern der Erde durch einen Dimensionsriss – und auf geht's!

Guillermo del Toro kann sich also voll auf sein Ballett konzentrieren, dem Wumms der Riesen Möwen entgegensetzen, die empört ihren Ruheplatz auf dem Poller verlassen, weil ein Giga-Fuß den gerade zerstört, kann wunderbare Monster-Mensch-Perspektiven in Hongkong inszenieren, kann dem blechern scheppernden Militär herrliche Figuren aus einem Bereich der Monster-Innereien-Mafia gegenüberstellen – Ron Perlman mit einer feinen Knallchargerei (Drive – 2011; Der letzte Tempelritter – 2011; Hellboy 2 – Die goldene Armee – 2008; Hellboy – 2004; Star Trek: Nemesis – 2002; Blade II – 2002; Duell – Enemy at the Gates – 2001; Alien – Die Wiedergeburt – 1997; D.N.A. – Experiment des Wahnsinns – 1996; Der Name der Rose – 1986). Und natürlich erleben wir ein Monster von Innen und werden zu unfreiwilligen Geburtshelfern eines weiteren – dabei kann man sich an den japanischen Godzilla-Konkurrenten und Klassiker Camera gegen Jiggar erinnern, muss man aber nicht. Ein Kritiker sprach von einem Film „im ständigen Now, wouldn't it be cool if…–Modus“. Schön formuliert.

Ein bisschen Pathos muss auch sein

Es bleibt bei solchen Testosteron-Balletts nicht aus, dass es zu pathetischen Sentenzen kommt und auch Shakespeares Henry-V.-Aufruf-zur-Schlacht-Rede nicht fehlt – bei Emmerich war das die Das–ist–unser–Independence–Day!–Rede. Diese Momente gehören halt auch zum Ballett.
Und dann stampfen ja auch schon wieder die Monster und hauen sich Ozeantanker um die Ohren. Herrlich!

Wertung: 7 von 7 €uro
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