Schafzüchter Albert ist nicht gerade das, was man sich in seiner Wild-West Stadt Old Stump unter einem echten Cowboy vorstellt. Nicht nur, dass er ein großer Feigling ist, noch nie einen Colt abgefeuert hat und jeder Schlägerei aus dem Weg geht; er nervt die Dorfbewohnern auch gehörig mit seinem losen Mundwerk.cFreundin Louise flüchtet schon bald in die Arme eines anderen – die des schmiereigen Schnautzbart-Wichs-Händlers Foy.
Albert ist niedergeschlagen, bis eines Tages Anna in der Stadt auftaucht. Er verliebt sich in die toughe Blondine – und mit seinen Gefühlen keimt auch neuer Mut in ihm auf. Den hat er bitter nötig, denn Annas Gatte ist ein skrupelloser, schießwütiger Bandit. Als der Brutalo-Ehemann erfährt, was seine Frau so treibt, schäumt er vor Wut.
Eifersucht und Schießpulver ergeben ein explosives Gemisch …
Wenn Seth MacFarlane einen Western dreht, geht das nicht ohne Furz-, Fick- und Pupswitzchen ab. MacFarlane hat sich mit seinen TV-Serien „Family Guy“, „American Dad“ und „The Cleveland Show“ als der Nerd von Hollywood etabliert – er kennt jeden, wenn er ruft, kommen sogar A-Stars für einen lustigen Kurzauftritt, im vorliegenden Western unter anderem Christopher Lloyd, der in einer Scheune gerade den DeLorean aus Back to the Future III repariert, oder Jamie Foxx, der für eine Szene im Abspann nochmal rasch sein Django Unchained-Outfit überstreift und einen Quacksalber erschießt. Bemerkenswerterweise stört all das denn Film nicht, im Gegenteil: die Witzchen und Gastauftritte kaschieren, dass der Film kaum nennenswerte Handlung hat.
Es ist alles drin, was zu einem Western gehört: Saloon-Schlägerei, Postkutschenraub, rauchende Eisenbahnen, herzensgute Huren, Duelle auf der Mainstreet, wilde Verfolgung zu Pferde. Und natürlich Indianer mit Marterpfahl und alten Sprichwörtern: „Manchmal findet ein Mann nur sein Glück, wenn er mit anderen Drogen nimmt!“
Aber zum feuchten Jungstraum, den dieser Film verkörpert, gehört halt auch, dass eine blonde Amazone wie Charlize Theron Ja sagt zu einem Loser.
In der längeren Version (auf Blu-ray) bekommt der gewollt alberne Film dann jene Twists, die das rein Alberne zur Kunst veredeln. Da taucht immer wieder ein junges Mädchen auf, so etwa 11 Jahre alt, das Dates mit erwachsenen Männern forciert – schließlich war das Leben damals mit 30 häufig schon zu Ende, wie uns zu Beginn des Films mitgeteilt wird. Wenn die Dates nicht funktionieren, geht die 11-Jährige halt wieder mit ihrem Vater aus – ein spitzer Kommentar auf gewisse gesellschaftliche Verwerfungen, die 2017 in den Skandalgeschichten rund um die #MeToo-Debatte gipfeln werden.
Rein filmtechnisch ist „A Million Ways …“ nichts Besonderes. MacFarlane kann auf die Routine der Hollywood-Experten vertrauen. Kamera, Ausstattung und das Ausmalen der Greenscreen-Lücken sind superb, schön anzuschauen, aber das ist alles State of the Art. Hier profitiert der Hollywood-Nerd von der Lust des Establishments, bei ihm mitmachen zu dürfen und zu können. Das Ensemble, zu dem auch Amanda Seyfried und Ted-Co-Star Giovanni Ribisi (Gangster Squad – 2013; Ted – 2012; Avatar – Aufbruch nach Pandora – 2009; Der Flug des Phoenix – 2004; Sky Captain and the World of Tomorrow – 2004; Unterwegs nach Cold Mountain – 2003; Lost in Translation: Zwischen den Welten – 2003; Heaven – 2002; The Gift – Die dunkle Gabe – 2000; Nur noch 60 Sekunden – 2000; Ri$iko – Der schnellste Weg zum Reichtum – 2000; The Virgin Suicides – Verlorene Jugend – 1999; Mod Squad – 1999; Der Soldat James Ryan – 1998; Postman – 1997; Lost Highway – 1997; That Thing You Do! – 1996) gehören, kalauert sich mit sichtlichem Vergnügen durch die staubigen Kulissen. Der Film ist so rau wie charmant – trotz kaum vorhandener Handlung.