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Plakatmotiv: Midnight in Paris (2011)

Die Stadt der Liebe in elegantem Fluss
Woodys Blick mit Altersmilde

Titel Midnight in Paris
(Midnight in Paris)
Drehbuch Woody Allen
Regie Woody Allen, USA, Frankreich 2011
Darsteller

Owen Wilson, Rachel McAdams, Kurt Fuller, Mimi Kennedy, Michael Sheen, Nina Arianda, Carla Bruni, Maurice Sonnenberg, Thierry Hancisse, Guillaume Goui, Audrey Fleurot, Marie-Sohna Conde, Yves Heck, Alison Pill, Corey Stoll u.a.

Genre Komödie
Filmlänge 100 Minuten
Deutschlandstart
18. August 2011
Website woodyallen.com
Inhalt

Hollywood-Drehbuchautor Gil Pender begleitet gemeinsam mit seiner Verlobten Inez deren Eltern auf eine Geschäftsreise nach Paris. Gil arbeitet gerade an seinem ersten Roman, mit dem er beweisen will, dass er im Stande ist, literarisch Höherstehendes zu verfassen als nur Drehbücher. Gil ist fasziniert von Paris und würde am liebsten nach der Hochzeit dorthin ziehen, bei Inez stoßen diese Pläne jedoch auf wenig Gegenliebe. Gils Begeisterung gilt vor allem dem Paris der 20er Jahre.

Eines Tages trifft das Paar zufällig auf Inez' früheren Studienkollegen Paul und seine Frau, mit denen Gil und Inez von nun an viel Zeit verbringen. Paul versucht dabei, bei jeder Gelegenheit die anderen durch sein enzyklopädisches Wissen zu beeindrucken. Gil allerdings ist von dem in seinen Augen pseudo-intellektuellen Paul weniger angetan als seine Verlobte.

Am zweiten Abend seilt sich Gil ab und verirrt sich hoffnungslos in den Gässchen des mitternächtlichen Paris. Da hält ein Oldtimer neben ihm und die heiteren Fahrgäste laden ihn ein mitzukommen. Er findet sich auf einer Party wieder – im Paris der 20er Jahre. Als sich ihm F. Scott Fitzgerald, Ernest Hemingway, weitere Vertreter der sogenannten Lost Generation und der Surrealisten (Salvador Dalí, Man Ray, Luis Buñuel u. a.) vorstellen, kann er sein Glück kaum fassen und verbringt von nun an jede Nacht mit seinen neuen Freunden.

Das führt zwangsläufig zu dem ein oder anderen Problem mit seiner Verlobten Inez …

Was zu sagen wäre

Woody Allen hat seinen in den vergangenen Jahren deutlich zu Tage tretenden Alterszynismus beiseite gelegt und Altersmilde walten lassen. „Midnight in Paris” ist eine wunderbar fließende Abrechnung mit der Früher-war-alles-besser-Mentalität, mit der sich mancher Zeitgenosse gerne vor den Verpflichtungen im Hier und Jetzt drückt. In den 20er-Jahren verliebt sich Allens Alter Ego Gil in eine junge Frau, die ihrerseits vom Leben in der Belle Époque träumt – der Zeit der Jahrhundertwende. In dem Moment wird Gil klar, dass diese Träumerei eine Spierale ist, die nach hinten offen ist – da ist es vielleicht doch besser, sich mit seiner Gegenwart auseinanderzusetzen.

Es wäre zu einfach, Allen vorzuwerfen, er verliere sich in den Klischees, mit denen schon "Ein Amerikaner in Paris" aufgewartet hat. Woody Allen spielt mit diesen Klischees, mit denen ja nun doch mal fast jeder nach Paris kommt; warum also nicht gleich den Film beginnen mit einer Sammlung von Postkartenansichten der französischen Hauptstadt?

Im Stadtneurotiker wollte Hauptfigur Alvy Singer keinem Club beitreten, der ihn als Mitglied aufnehmen würde. In "Midnight in Paris" will Hauptfigur Gil nicht in seinem Jahrzehnt leben. Im Stadtneurotiker lässt Allen eine Protagonistin sagen „Ich liebe es, auf ein kulturelles Stereotyp reduziert zu werden”. In "Midnight in Paris" werden Gils Helden, all die großen Namen von damals auf ein kulturelles Stereotyp reduziert und das funktioniert wunderbar. Was will man von Hemingway denn sehen? Doch nicht die weiche Seite, die er nur seinem Whiskyglas offenbarte. Nein, man will Woody Allens Hemingway, der ausschließlich männlich-harte Einzeiler ohne Nebensatz loslässt.

Wertung: 6 von 7 €uro
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