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Plakatmotiv: Höhenkoller (1977)

Alles, was Alfred
Hitchcock heilig ist

Titel Höhenkoller
(High Anxiety)
Drehbuch Mel Brooks & Ron Clark & Rudy DeLuca & Barry Levinson
Regie Mel Brooks, USA 1977
Darsteller
Mel Brooks, Madeline Kahn, Cloris Leachman, Harvey Korman, Ron Carey, Howard Morris, Dick Van Patten, Jack Riley, Charlie Callas, Ron Clark, Rudy De Luca, Barry Levinson, Lee Delano, Richard Stahl, Darrell Zwerling u.a.
Genre Komödie
Filmlänge 94 Minuten
Deutschlandstart
14. September 1978
Inhalt

Der an Höhenangst leidende Psychiater Richard Thorndyke wird neuer Leiter des Instituts für die sehr sehr Nervösen als Nachfolger von Dr. Ashley, der unerwartet an einem Herzanfall gestorben ist.

Das Institut steht unter dem Regiment von Dr. Montague, der auf den Chefposten spekuliert hatte, sowie der resoluten Oberschwester Diesel. Dort arbeitet auch Thorndykes alter Mentor Dr. Kleinaltmann, der schnell die Höhenangst seines früheren Schützlings bemerkt und diese heilen will. Dr. Thorndyke gewinnt den Eindruck, dass sein Chauffeur Brophy und sein neuer Kollege Dr. Wentworth mehr zu wissen scheinen, als sie sich zu sagen trauen. Er macht auch die Bekanntschaft mit dem Industriellen Arthur Brisbane, der Patient des Instituts ist, weil er sich für einen Cockerspaniel hält. Thorndykes Verdacht erhärtet sich, als Dr. Wentworth unter mysteriösen Umständen bei einem Autounfall ums Leben kommt.

In San Francisco vertritt Dr. Thorndyke sein Institut beim psychiatrischen Kongress im Hyatt Regency. Dort macht er die Bekanntschaft von Viktoria Brisbane, der Tochter des Industriellen. Sie hat Angst um ihren Vater, der sich im Institut entspannen wollte und dort nun gefangen gehalten wird. Thorndyke wird klar, wie sehr e hintegangen worden ist. Er muss handeln. Für Montague und Schwester Diesel ist das Anlass genug, einen Killer anzuheuern – gegen Thorndyke.

Der gerät recht bald unter Mordverdacht und muss sich seiner Höhenangst stellen …

Was zu sagen wäre

Mel Brooks ("Silent Movie" – 1976; Frankenstein Junior – 1974; Der wilde wilde Westen – 1974; "Zwölf Stühle" – 1970; Frühling für Hitler – 1967) verneigt sich vor Sir Alfred Hitchcock und widmet ihm eine Alfred-Hitchcock-Parodie, die dem Gefeierten durchaus gefallen könnte; selbst ein Mr. MacGuffin taucht auf.

Die Story ist eine Melange aus Spellbound (1945) und Vertigo (1958), versetzt mit Elementen Hitchcockscher Inszenierungslust. Am Sitz des Instituts gibt es eine gemeine Verschwörung, der der neue Institutsleiter im Wege steht, es gibt vertauschte Patienten und Mörder, die mit Thorndyke-Maske einen sehr öffentlichen, North by Northwest-Mord begeht.

Eigentlich keiner der Protagonisten ist nicht gestört. Dr. Thorndyke leidet unter Höhenangst („Jetzt verstehe ich alles! Es ist nicht die Höhe, vor der ich Angst habe. Es sind meine Eltern!“), sein Konkurrent liebt die Züchtigungen der Oberschwester, ein Killer mit Stahlgebiss zerfließt in Leidenschaft ein Erwartung seines Tuns („Sie dürfen Thorndyke jetzt töten!“ „Oh danke, das ist eine wunderbare Nachricht. Das Leben ist so schön.“), der Zimmerkellner leidet unter aggressiven Schüben: Thorndyke erinnert ihn daran, ihm eine Zeitung zu bringen. Das tut der wütende Page (den Co-Autor Barry Levinson spielt), während der Starpsychologe unter der Dusche steht; das Drama schaukelt sich hoch bis zu Hitchcocks Duschenmord aus Psycho. Hitchcock drehte seinen Film damals inur deshalb n Schwarz-Weiß, weil er die Szene, in der das Blut in den Abfluss fließt, in Farbe nicht durch die damals strenge Zensur bekommen hätte. In Mel Brooks Farbfilmverbeugung fließt die schwarze Druckerschwärze der in der Dusche aufweichenden Zeitung in den Abfluss – „Dieser Mann bekommt kein Trinkgeld mehr!“, stöhnt der erschöpfte Psychologe.

Auf offener Wieser greift den guten Dr. Thorndyke ein Schwarm Tauben an und scheißt ihn voll. Wie Hitchcock findet auch Brooks für seine Kamera Extrempositionen – mal steht sie unter einem Glastisch und beobachtet das Gespräch zweier Menschen, die dauernd etwas auf dem Tisch abstellen und der Kamera den Blick versperren; woanders schwebt die Kamera langsam an ein Fenster heran, stoppt nicht rechtzeitig und kracht in die Glasscheibe; der das Drama unterstreichende Tusch wird stets von erschrockenen Blicken begleitet, oder das London Symphony Orchestra fährt gleich im Bus neben der Handlung her.

Die Frauen in dieser Hitchcockparodie sind wahlweise Peitsche schwingende Dominas oder blonde Schönheiten, die die Handlung durch begründeten Verdacht enrgisch vorantreiben, dabei aber den Hang zur Debilität haben. Madeline Kahn spielt sie mit erotischer Anzüglichkeit und liefert mit Brooks eine großartige Clownerie an der Sicherheitsschleuse am Flughafen als altes jüdisches, dauerstreitendes Ehepaar.

Mel Brooks inszeniert mit ruhiger, souveräner Hand, baut die Szenen elegant auf und schreckt auch vor dem ein oder anderen Blutspritzer nicht zurück. Die Schauspieler sind angehalten, zu überzeichnen. Das endet in Slapsticknummern, die den augenzwinkernden Ernst, mit der Brooks seine Sause erzählt, kaputt macht. Mit dieser übertriebenen Spiellaune und albernem Gemüt reißt Brooks manch Wunderbares mit dem Hintern wieder ein, was er mit dem Kopf aufgebaut hat.

Wertung: 6 von 9 D-Mark
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