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Plakatmotiv: Frühling für Hitler (1967)

Unter Mel Brooks Feder ist
die Welt irre geworden

Titel Frühling für Hitler
(The Producers)
Drehbuch Mel Brooks
Regie Mel Brooks, USA 1967
Darsteller
Zero Mostel, Gene Wilder, Estelle Winwood, Estelle Winwood, Renée Taylor, Christopher Hewett, Lee Meredith, Andréas Voutsinas, David Patch, Dick Shawn, William Hickey, Barney Martin, Shimen Ruskin, Frank Campanella, Josip Elic, Madelyn Cates, John Zoller, Brutus Peck, Anne Ives, Amelie Barleon, Lisa Kirk, Nell Harrison u.a.
Genre Komödie, Musical
Filmlänge 88 Minuten
Deutschlandstart
19. März 1976
Inhalt

Zunächst massenhaft Geld bei Investoren einsammeln, dann mit minimalen Kosten ein todsicher zum Scheitern verurteiltes Theaterstück auf die Bühne bringen, sich mit dem Differenzbetrag nach Brasilien absetzen und die Geldgeber leer ausgehen lassen: Mit diesem nicht ganz legalen Plan versuchen der mittlerweile notorisch erfolglose Broadway-Theaterproduzent Max Bialystock und der windige Buchprüfer Leo Bloom zu Geld zu kommen.

Nachdem mit dem durchgeknallten Drehbuchautor und Altnazi Franz Liebkind, dem als Regisseur völlig überforderten Roger De Bris und dem Hippie und Möchtegernmimen Lorenzo St. DuBois (dessen Initialen L.S.D. kommen nicht von ungefähr) das notwendige Personal gefunden worden ist, scheinen die Voraussetzungen für einen Flop optimal erfüllt zu sein. Doch dann kommt alles anders als vorgesehen.

Plakatmotiv: Frühling für Hitler (1967)Die als Rechtfertigung des Nazi-Diktators gedachte Musikrevue „Frühling für Hitler“ erweist sich als ausgesprochener Erfolg. Und zwar vor allem deshalb, weil sie vom Publikum als gelungene Farce empfunden wird, die die Zeit des Nationalsozialismus kräftig durch den Kakao zieht …

Was zu sagen wäre

Regisseur Mel Brooks zeigt in seiner ersten Regiearbeit eine Gesellschaft auf der Klippe des Wahnsinns. Das Stück ist geprägt von hysterischer Entgrenzung. Zero Mostels Produzent Max Bialystock ist ein halbseidener Hallodri, ständig schwitzend, die Haare fettig, alte Damen um ihr Geld bringend, immer einen Tick zu laut. Gene Wilder, der den biederen Buchhalter mit der angeblich zündenden Idee spielt, ist ein hypochondrischer Astmathiker, der in kreischende Panik verfällt, wenn man ihm sein Taschentuch – „MEINE BLAUE BETTDECKE!!!!!“ – wegnimmt.

Der Regisseur des Theaterstücks ist exaltiert schwul und zickt sich unablässig mit seinem stark überschminkten Assistenten und Liebhaber an. Der Autor des Stücks ist ein offenherziger, gleichzeitig vollkommen verblödeter Alt-Nazi. Brooks' Film dreht ständig auf Anschlag, ist so durchgeknallt – beim Vorsprechen zum Stück schreien sich hoffnungsfrohe Schauspiel-Hitlers das Heil! aus dem Leib: nackte Hitlers, dicke Hitlers, schwule Hitlers, gehirnamputierte Hitlers – dass wir bald erschöpft im Sessel zusammensacken und den schrillen Lärm mit satirischem Anspruch über uns hinwegrollen lassen. Es ist bunt, es ist schrill.

Plakatmotiv (US): The Producers – Frühling für Hitler (1967)Es ist legitim, den Dämon Adolf H. mit dem brüllenden Klamaukknüppel auszutreiben. Sich diesem diffizilen Thema mit Humor zu nähern, haben erfolgreich Ernst Lubitsch ("Sein oder Nichtsein" – 1942) und Charles Chaplin (Der große Diktatior – 1940) versucht. Anders als der Lubitsch-Film und Chaplins Hitlerparodie hat Mel Brooks sich dieses Themas in einer derb-überdrehten Form angenommen. Mit seinem Kanonendonner vertreibt er womöglich private Dämonen: Brooks ist Jude; sein Vater Maximilian war deutscher Jude aus Danzig, seine Mutter Kate, geb. Brookman, Jüdin russischer Herkunft. Seine Karriere begann nach dem Zweiten Weltkrieg als Stand-up-Comedian – eine Schule für den lauten Humor.

So wirkt dieser "Frühling für Hitler": Wie eine Stand-up-Comedy, die von der Leinwand herunter unablässig Gags in Publikum donnert. Die, die zünden, zünden derart laut, dass die, die nicht zünden, nicht weiter stören.

Wertung: 3 von 8 D-Mark
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