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Plakatmotiv: Kingsman – The Golden Circle (2017)

Ein großer Spaß

Titel Kingsman – The Golden Circle
(Kingsman: The Golden Circle)
Drehbuch Jane Goldman & Matthew Vaughn
nach dem Comic "The Secret Service" von Mark Millar & Dave Gibbons
Regie Matthew Vaughn, UK, USA 2017
Darsteller

Taron Egerton, Mark Strong, Sophie Cookson, Colin Firth, Julianne Moore, Jeff Bridges, Pedro Pascal, Halle Berry, Edward Holcroft, Channing Tatum, Hanna Alström, Michael Gambon, Elton John, Bruce Greenwood, Emily Watson u.a.

Genre Action, Komödie
Filmlänge 141 Minuten
Deutschlandstart
21. September 2017
Inhalt

Kaum dass Eggsy seine Feuertaufe als echter Kingsman überstanden hat und gemeinsam mit Merlin und Roxy versucht, die durch Verrat dezimierten Reihen der Geheimorganisation wieder aufzubauen, wird das Kingsman Hauptquartier Opfer eines Anschlags der größenwahnsinnigen Poppy Adams.

Eggsy hat sich zum Zeitpunkt des Raketenangriffs nicht in seinem neuen Haus befunden, dafür wurden sein bester Freund Brendan und sein Hund JB getötet. Merlin kam mit dem Leben davon, weil er seine aktuelle Anschrift nicht im Adressbuch der Kingsman hinterlegt hat. Die beiden starten das sogenannte Doomsday-Protokoll, das sich in einem gutversteckten Tresor bei einem Weinhändler befindet. Es entpuppt sich als eine Flasche Whisky der Marke "Statesman". Dahinter steckt in Wahrheit eine amerikanische Geheimorganisation, die sich als Whisky-Brennerei tarnt.

Merlin und Eggsy reisen nach Kentucky, wo vor einem Jahr Harry Hart in der Kirche kämpfte und Valentine ihm nach dem Kampf in den Kopf schoss. Sie brechen in einen Lagerraum der Statesmen ein. Sie werden von Agent Tequila auf frischer Tat ertappt und festgenommen. Er will von den britischen Agenten wissen, was sie zu den Statesmen geführt hat. Obwohl beide ihm die Wahrheit sagen, glaubt Tequila ihnen nicht und ist davon überzeugt, dass die beiden gekommen sind, um den Schmetterlingsforscher zu befreien, der sich in der Gewalt der Statesmen befindet. Der ist tatsächlich Harry Hart, der nach dem Kopfschuss in Kentucky überlebt hat, aber seither unter Gedächtnisverlust leidet. Tequila droht, ihn zu erschießen, doch Ginger greift ein und überzeugt ihn, dass die Kingsmen Verbündete sind.

Harry erkennt weder seinen langjährigen Freund Merlin noch seinen Schützling Eggsy wieder und hat keinerlei Erinnerung an seine Zeit als Kingsman. Nach dem Wiedersehen wird in einer Rückblende erklärt, wie Harry den Schuss dank moderner Technik der Statesmen überlebte.

Kingsmen und Statesmen arbeiten zusammen, um die wahren Motive der geheimen Organisation "The Golden Circle" von Poppy Adams aufzudecken. Um herauszufinden, wo sich das Hauptquartier des "Golden Circle" befindet, wollen Eggsy und Tequila Clara von Glucksberg beschatten, die Freundin von Charlie Hesketh, einem abgelehnten Kingsman-Berwerber, der im vergangenen Jahr zu Valentine übergelaufen war und jetzt offenbar für Poppy arbeitet. Noch bevor sie aufbrechen können, färben sich Tequilas Blutadern ominös blau. Agent Champagne, Anführer der Statesmen, ordnet daraufhin an, dass Eggsy die Mission gemeinsam mit Agent Whiskey durchführt. Die beiden Männer beschatten Clara auf dem Glastonbury Festival. Eggsy gelingt es, beim Sex einen Peilsender im Körper von Clara zu platzieren. Da er Tilde vorab gebeichtet hat, dass er bei seiner Mission mit der Zielperson schlafen muss, kommt es zum ersten großen Streit der beiden, der in einer Trennung endet.

Zurück in Kentucky gelingt es Eggsy, Harrys Amnesie zu heilen; der hat aber durch seine Verletzung viel von seinen Fähigkeiten eingebüßt. Er ist nicht mehr so treffsicher wie früher. Außerdem sieht er bisweilen bunte Schmetterlinge, die seine Konzentration beeinträchtigen.

Plötzlich erscheint Poppy, die Drogenbaronin, auf den TV-Bildschirmen in aller Welt und enthüllt, dass sie verschiedene Drogen (darunter Kokain und Heroin) mit einem langsam wirkenden Gift versehen hat, das Symptome auf vier verschiedenen Stufen zeigt und schließlich in einem qualvollen Tod endet. Das einzige Gegenmittel für das Gift befindet sich in den Händen von Poppy. Das demonstriert sie anhand von Elton John, der sich in ihrer Gewalt befindet und Anzeichen von Stufe 3 des Gifts zeigt. Nach Einnahme des Gegenmittels verbessert sich sein Zustand innerhalb weniger Sekunden. Poppy fordert eine Legalisierung von Drogen und Immunität für ihre Firma. Im Gegenzug werde sie den Bürgern das Gegenmittel aushändigen, das sie in zahlreichen Großstädten versteckt hält.

Der US-Präsident geht zum Schein auf Poppy Adams Forderungen ein. Dabei will er eigentlich nur in den Besitz des Gegenmittels kommen, die Millionen von Drogenabhängigen aber sterben lassen – auch Kinder, Patienten (denen sowas verschrieben wurde) – und Eggsys Freundin Tilde, die auch hin und wieder Drogen nimmt …

Was zu sagen wäre

Ein großer Spaß. Ein schwieriger Film. Im Grunde ist er nichts wert außer diesen einen Moment, in dem wir im Kino sitzen und dem Spaß zuschauen. Darüberhinaus hat er keine Message, keine Ideologie und selbst der Clash of Cultures – Briten gegen US-Amerikaner – bleibt unausgefochten. Manchmal reicht es ja, im Kino einfach zweieinhalb Stunden Spaß zu haben, bei dem man hinterher sagt: „War's Geld wert!“

Matthew Vaughn erweitert den sehr britischen Kosmos um die amerikanische Variante, nur um festzustellen, dass der Mann da im Weißen Haus von allen Arschlöchern auf der Welt das größte ist – ob das ein direkter Verweis auf den aktuellen Bewohner jenes Hauses in der Pennsylvania Avenue 1600 ist, lässt sich schwer sagen – Filmproduktionen haben einen langen Vorlauf, bei Beginn der Dreharbeiten (März 2016) galt Donald Trump noch als mäßig gut erzählter Präsidentenwitz. Es ist wohl wahrscheinlicher, dass Vaughn mit der Präsidentenfigur ein allgemeingültiges Statement über die Leute jenseits des Atlantiks setzen wollte.

Die übrigen US-Boys von den "Statesman" sind joviale Whiskeytrinker, charmante Jungs, joviale ältere Herren – alle mit dem obligatorischen Cowboyhut, der sich als Aufbewahrungsort für allerlei sehr nützliche, im Ernstfall lebensrettende Gadgets entpuppt – eine ambitionierte Strategin, die von den harten Boys nicht ganz ernst genommen wird (was sie zu ändern weiß) und, naja, ein Verräter, der für allerlei Unruhe sorgen wird. Aber so einer gehört dazu. Bei so einem Film.

Das Drehbuch erzählt nur vordergründig eine Geschichte. Tatsächlich offenbart es einen Baukasten aus dem Drehbuchseminar für Fortgeschrittene. Hier ist alles fein aufeinander abgestimmt; und wenn die Story gebogen werden muss, um ins Konzept zu passen, dann wird die Story gebogen – Unterhatung first, Logik second. Plakatmotiv: Kingsman – The Golden Circle (2017)Es fehlt nicht einmal – wir sind schließlich im Westen, der mal wild war – die klassische Saloonschlägerei aus dem Western, natürlich auf Hightech-Kingsman-Niveau.

Als Schurkin im Stück tobt sich Julianne Moore aus und ich meine das so (Suburbicon – 2017; Still Alice – 2014; Carrie – 2013; Crazy, Stupid, Love. – 2011; Schiffsmeldungen – 2001; Hannibal – 2001; Magnolia – 1999; Vergessene Welt: Jurassic Park – 1997; Short Cuts – 1993; Auf der Flucht – 1993). Die Schauspielerin hat offensichtlich einen großen Spaß daran, die Welt bei den Eiern zu haben und Männer, die sich illoyal verhalten haben, in den Fleischwolf zu stecken – auch wenn dem Zuschauer bisweilen nicht klar ist, warum sie macht, was sie macht; sie, Moore, macht es mit großem Spaß und Engagement.

Die neu hinzugekommenen Amerikaner … was soll ich sagen? Jeff Bridges ("Hüter der Erinnerung – The Giver" – 2014; R.I.P.D. – 2013; True Grit – 2010; TRON: Legacy – 2010; Männer, die auf Ziegen starren – 2009; Iron Man – 2008; The Door in the Floor – 2004; Rufmord – Jenseits der Moral – 2000; Arlington Road – 1999; The Big Lebowski – 1998; Liebe hat zwei Gesichter – 1996; White Squall – Reißende Strömung – 1996; "Explosiv" – 1994; Spurlos – 1993; König der Fischer – 1991; "Die fabelhaften Baker Boys" – 1989; Tucker – 1988; Starman – 1984; Tron – 1982; Heaven's Gate – 1980; King Kong – 1976; Mr. Universum – 1976; Die Letzten beißen die Hunde – 1974; Die letzte Vorstellung – 1971) freut sich, auf Produktionskosten ein paar Glas Whiskey trinken zu können.

Halle Berry versucht als Strategin mit Schmetterlingsbrille eine Imageerweiterung (X-Men: Zukunft ist Vergangenheit – 2014; The Call – Leg nicht auf! – 2013; James Bond 007 – Stirb an einem anderen Tag – 2002; Monster's Ball – 2001; Passwort: Swordfish – 2001; Einsame Entscheidung – 1996; Flintstones: Die Familie Feuerstein – 1994; Last Boy Scout – 1991) und Channing Tatum lässt sich für etwaige Fortsetzungen (s.u.) mal ein paar Optionen offen – sieht aber in Nadelstreifen und Bowlerhat nicht wirklich zufrieden aus.

Der Knaller ist Elton John, der im Film Elton John spielt, persönliche Geisel von Poppy Adams. Wunderbar, wie er sein Paradiesvogelimage mit schrill buntem Federkostüm karikiert, wie der Brillenfan dauernd eine andere Brille trägt und wie er im Showdown mit Kicks und Tricks seine Wärter ausschaltet und den Kingsman zum Erfolg verhilft.

Wie gesagt: Ein Reißbrettfilm. Aber ein großartiger Spaß, den man sich einfach mal gönnen kann.

Wertung: 5 von 8 €uro
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