Am Ende haben sie die Philosophiererei gelassen. „Shit”, schimpft Neo, wenn es unerwartet wird. „Shit” flucht Trinity, wenn es unübersichtlich zu werden droht. „Das ist ein Scheißhaufen”, sentenzt ein Schiffs-Captain als One-Liner mitten in die Action. Action gibt es ordentlich. Man muss nur die ersten sechzig Minuten wach überstehen, in denen wieder ordentlich geredet wird. Von der Geschwätzigkeit des zweiten Teils ist dieser nur insofern gelöst, weil in Teil III zuerst geschwätzt wird, und dann – nahezu ununterbrochen – gekämpft und ge(Helden)storben wird.

Wenn Trinity stirbt, dann gibt es keine famous last words – dann gibt es einen ganzen Roman.

In der Zeit zwischen Reloaded und den "Revolutions" haben wir uns damit anfreunden können, dass der Irrwitz der verschiedenen Realitätsebenen aus Teil I keine Rolle mehr spielt. Es geht nur noch um eine Revoluzzer-gegen-Übermacht-Story in fantastischem Ambiente. Abgesehen von der Geschwätzigkeit, die – je länger das dauert – als hohles Geschwätz enttarnt wird, ist es ein ordentliches Action-Comic, das Reloaded locker übertrifft.

Erinnerungen an den Rasenden Falken

Statt einer zugepixelten Highway-Jagd greifen die Wächter an, von den Digital-Effects-Supervisern als große Oper inszeniert – auf der großen Leinwand ein Ballet mörderischer Eleganz zwischen Mensch und Maschine. Optisch mitreißend, inhaltlich so überschaubar wie viele andere Filme zuvor. Die Schiffsjagd durch enge Versorgungsschächte mit Niobe am Ruder sind ein netter Höhepunkt in der zweiten Hälfte, der freilich vor auch schon wieder 17 Jahren mit der Jagd des Rasenden Falken durch den Deathstar in Return of the Jedi nicht weniger aufregend war.

Es bleibt auch im dritten Teil die Frage, wohin der Kampf der in Zion Überlebenden am Ende führen soll. Man kann mit Maschinen ja nicht über Frieden verhandeln, also werden die immer weiter angreifen. Besiegen kann man sie, wie wir mittlerweile wissen, nicht. Das wäre ein trauriges ende dieser Trilogie. Deswegen kann man mit den Maschinen jetzt doch über friedliche Koexistenz verhandeln. Weil: Der Maschine geht der zum Super-Pixel mutierte Agent Smith genauso auf die Nerven, wie Neo.

Hübsche Lichteffekte fürs Finale

Mittlerweile beherrscht Smith die gesamte Matrix. Wenn Smith also Neo am Ende in einer Regenschlacht schließlich besiegt und mit sich selbst überschreibt, wie er das schon in Teil 2 ein paar Mal mit anderen Bewohnern der Matrix gemacht hat, platzen er und seine Milliarden Doppelgänger in strahlendem Licht auseinander. Man weiß nicht warum, das wird auch nicht erklärt, man ahnt, dass die Maschine über Neo, der über sie angeschlossen in der Matrix gekämpft hat und von Smith überschrieben wurde, jetzt Zugriff auf das Smithprogramm hat und es löschen/überschreiben/explodieren lassen kann. Auf jeden Fall gibt es einen hübschen visuellen Effekt.

Folgerichtig, wenn man schon mit Maschinen in Friedensverhandlungen eintreten kann, wird nun auch noch die böse, kalte KI, die uns zweieinhalb Filme lang als unüberwindliches Auslöschungsprogramm erklärt wurde vermenschlicht. Ein pummeliges Mondgesicht spricht mit versöhnlichem Brummbass „Es ist vollbracht!“ Was genau dieses Es ist, dann nun vollbracht sein soll, bleibt im Dunkeln wie auch der Sinn fürs Große und Ganze dieser Trilogie, die so furios gestartet war. Dazu gibt es aber an Gregorianische Gesänge mahnende Choräle, dass es einem sanft den Rücken massiert.

Jetzt müssen wir multimedial gucken, um den Sinn zu finden

Das Orakel hat ein neues Gesicht. Warum, das wird nicht erklärt; immerhin, es wird im Dialog thematisiert. Tatsächlich war tragischerweise zwischenzeitlich Gloria Foster gestorben, die das Orakel dargestellt hat. Sie wurde durch Mary Alice ersetzt und innerhalb der Story durch ein Software-Update erklärt, das die Erscheinung des Orakels verändert hätte.

Es heißt, das Videogame "Enter the Matrix" würde eine deutlichere Erklärung liefern. Damit wird die Brücke ins multimediale Zeitalter geschlagen, wo ich Kinokarte, Videogame und DVD kaufen muss, um die Geschichte zu verstehen. Ich komme vom Kino. Ich bleibe beim Kino. Wenn das Drehbuch via Leinwand keinen Sinn mehr gibt, ist der Film schlecht.