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Plakatmotiv: Matrix Reloaded (2003)

Weia: Geschwätzig. Wirr.
Voll daneben gedacht.

Titel Matrix Reloaded
(Matrix Reloaded)
Drehbuch Andy Wachowski & Larry Wachowski
Regie Andy Wachowski + Larry Wachowski, USA 2003
Darsteller

Keanu Reeves, Laurence Fishburne, Carrie-Anne Moss, Hugo Weaving, Gloria Foster, Jada Pinkett Smith, Paul Goddard, Robert Taylor, Ray Anthony, Christine Anu, Andy Arness, Alima Ashton-Sheibu, Helmut Bakaitis, Steve Bastoni, Don Battee, Monica Bellucci, Daniel Bernhardt, Valerie Berry, Ian Bliss, Liliana Bogatko, Michael Budd, Stoney Burke, Carrier Driver, Kelly Butler u.a.

Genre Fantasy, Action
Filmlänge 138 Minuten
Deutschlandstart
22.Mai 2003
Inhalt

250.000 Wächter bohren sich ins Erdinnere. Ihr Ziel: Zion, die letzte Zuflucht der Menschen – jener, welche überlebt haben oder gerettet wurden von jenen, die wissen.

Die Bewohner Zions rüsten zum entscheidenden Kampf. Aber es gibt unterschiedliche Ansichten. Da ist Morpheus, Captain der stolzen Nebukadnezar, der an die Prophezeihung glaubt und an den Auserwählten, der Neo sein soll, der in seinem Gefolge ist.

Und da sind die anderen, die ihr Leben keinem unbestätigten Glauben anvertrauen wollen. Und da ist Neo, den Albträume vom Tod seiner geliebten Trinity plagen.

Der Besatzung der Nebukadnezar bleibt nichts anderes übrig, als sich wieder einzuklinken und das Orakel zu befragen. Die Antworten sind rätselhaft und erschreckend, aber offenbar eine neue Realität …

Was zu sagen wäre

Das Schicksal eines Auserwählten ist es, die 30 Stunden Pause, die er und seine Geliebte, Trinity, durch die Wartung der Nebukadnezar erhalten haben, nicht nutzen zu können, weil allerlei Waisenkinder und ängstliche Eltern ihn ununterbrochen umkreisen mit Bitten, Gaben, Danksagungen. Immer unter Strom ist so ein Auserwählter in einer kaputten Welt viele Kilometer unter dem Erdboden und noch viele weitere Kilometer tief ins Erdinnere gebaut, mit Energie befeuert von gigantischen Maschinen, ohne die die Menschen einfach nicht leben können. Auf der Erdoberfläche haben sie es einst soweit getrieben, dass die Maschinen mit dem Denken anfingen und die menschliche Rasse zu Batterien entwerteten. Unter der Erde müssen die Menschen jetzt hoffen, dass die neuen, dumm gehaltenen Maschinen nicht kaputt gehen und damit die Energiebefeuerung dann ausfiele.

In der Matrix existieren nun plötzlich fehlprogrammierte Programme, die sich gegen ihre Löschung wehren und so – zum Beispiel – zum Orakel werden, die glauben, dass Mensch und Maschine nur gemeinsam die Zukunft erreichen können. Es existieren dort jetzt der Merowinger als eine Art Unterweltboss sowie der Schlüsselmacher, ein Programm, das alle Türen öffnen kann. Neo selbst trägt jetzt einen bodenlangen, schwarzen Mantel, der ihn wie einen Mönch erscheinen lässt, eine Art Jedi-Ritter der programmierten Welt, der wie Superman mit Schallgeschwindigkeit fliegen kann. Laurence Fishburne als Morpheus ist ganz schön fett geworden in der doch so kargen Welt Zions. Dafür wird ihm eine Ex-Freundin zur Seite gestellt, die jetzt mit seinem Oberkommandierenden Konkurrenten liiert ist – aber auch wieder nicht. Ebenfalls in der Matrix ist der nicht neue, jetzt aber defekte Agent Smith, der nicht mehr Teil der Matrix ist, nachdem Neo ihn im Vorgängerfilm auseinandergenommen hat, aber eben immer noch da, eben als Fehlprogramm ohne Zweck, das aber die Fähigkeit hat, sich unendlich zu multiplizieren. Dieser Smith macht es sich zum Hobby, Neos Kreise zu stören. Warum? egal. Er ist eine Fehlprogrammierung. Die Menschen draußen in der Welt, in ihrer unterirdischen Stadt Zion, haben kaum dazu gelernt. Immer noch organisieren sie sich in hierarchischen Strukturen, in denen nie jemand verantwortlich ist. Und die Übrigen hoffen, dass es der versprochene Auserwählte schon richten werde.

Alles, was das Original war, ist diese Fortsetzung nicht. "Reloaded" ist nicht geheimnisvoll. "Reloaded" ist nicht aufregend. "Reloaded" ist nicht spektakulär. "Reloaded" ist langweilig. Monica Belluci, die die sinnliche Persephone gibt, formuliert die Vokabel des Films: „Geschwätzig!“ Es wird unglaublich viel geschwafelt in "Reloaded". Plakatmotiv: Matrix Reloaded (2003) Das ist nötig, um der verfillmten Wirrnis einen Sinn zu geben; aber spätestens, als der "Architekt", der nach eigenen Angaben die Matrix erschaffen hat, einen fünfminütigen Monolog hält über eben die Matrix, die Bedeutung Neos und wie das alles angeblich zusammenhängt, wird klar: Die Wachowskis mögen einen Faden haben. Aber knüpfen zu einem Gesamtkunstwerk können sie den nicht mehr durch imposante Visionen wie im Original. Jetzt müssen da alte Männer sitzen und erklären und erklären und erklären. Oder sie streiten sich. Und zwischendrin gibt es dann immer wieder so Kung-Fu-artige Kämpfe, die in ihrer Choreografie schon beeindrucken, aber in ihrem ursprünglichen Zweck nicht überzeugen. Die Schläge, die sich Neo und jede Menge Agent Smiths gegenseitig austeilen, sehen nie wuchtig, nie physisch beeindruckend aus.

Diese Trilogie-Mitte läuft ins Leere

Beim Architekten bin ich ausgestiegen, habe auf die Uhr geguckt und tatsächlich gehofft, dass sie bald wieder kämpfen. Befriedigend war das nicht. Nun mag es sein, dass sich das alles wieder dreht, wenn im November der dritte und letzte Teil anläuft. "Reloaded" hört – Schicksal aller Mittelteile – mittendrin auf; mag sein, dass dann alles einen Sinn ergibt, den man als Zuschauer auch nachvollziehen kann. Aber so?

Die Wachowski-Brüder haben das Geheimnis, mit dem mich der erste Teil entließ, vergewaltigt: Jetzt ballern sie alles auf den Tisch und zeigen damit eine Zukunft, eine Gesellschaft, vor der ich freiwillig in die Matrix und deren Vorspiegelungen falscher Eindrücke fliehen würde.

Action aus Pixeln ist keine Action

Auch die Effekte und Kämpfe gehen auf die Nerven. Eigentlich wissen wir seit Teil 1, was der Special-Effects-Computer kann, jetzt kann er halt mehrere Kämpfer zusammen mischen und Hugo Weavings Gesicht (Der Herr der Ringe – 2001; Priscilla – Königin der Wüste – 1994) so vervielfachen, dass Neo von einer ganzen Horde Smiths angegriffen wird. Eine Szene leider, die keine Überraschung mehr bietet, weil sie im Fernsehen in den Wochen vor Filmstart rauf und runter gezeigt wurde.

Die hoch gepriesene 15-Minuten-Jagd über den Freeway: Ganz okay – die wilde Pixel–Action–Schlacht kann aber mit analogen Krachern wie der Jagd aus John Frankenheimers Ronin (1998) nicht mithalten. Bin ich vielleicht plötzlich zu alt fürs Kino? Action nur aus dem Compuer macht einfach keinen Spaß, weil ich schon weiß, dass da alles geht. Schön: Da saust die Kamera unter fahrenden Trucks durch und hängt dem Motorrad am Hinterreifen, welches zischenden Kugeln ausweicht. Na und? Die in den Kinosessel drückende Kinetik geht verloren, wenn nichts mehr physisch gefilmt wird.

Die Menschheit eine trostlose, faschistische Hippiekommune

Die menschliche Gesellschaft, die es eigentlich zu erretten gilt erweist sich in der Fortsetzung als eitle Horde von eifersüchtigen Offizieren, schwafelnden Senatoren und langhaarigen Hippies, die unter Einfluss von Extacy oder Crack den Tanz ums Goldene Kalb zelebrieren. Da möchte ich doch den Wächtern fast die Daumen drücken, dass sie es rechtzeitig schaffen, bevor Neo einen seiner Superman-Tricks anwendet.

Diese Fortsetzung ist ein über Strecken wirklich nerviger Film.

Wertung: 2 von 6 €uro
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