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Plakatmotiv: Caprona – Das vergessene Land (1974)

Ein wuchtiger Abenteuerfilm mit
überraschend ordentlichen Effekten

Titel Caprona – Das vergessene Land
(The Land That Time Forgot)
Drehbuch James Cawthorn + Michael Moorcock
nach dem Roman „The Land That Time Forgot“ von Edgar Rice Burroughs
Regie Kevin Connor, UK, USA 1974
Darsteller

Doug McClure, John McEnery, Susan Penhaligon, Keith Barron, Anthony Ainley, Godfrey James, Bobby Parr, Declan Mulholland, Colin Farrell, Ben Howard, Roy Holder, Andrew McCulloch, Ron Pember, Grahame Mallard, Andrew Lodge u.a.

Genre Abenteuer, Fantasy
Filmlänge 90 Minuten
Deutschlandstart
11. Juni 1976
Inhalt

An der Küste Schottlands wird eine Flaschenpost gefunden. Deren Absender erzählt eine unglaubliche Geschichte, die er selbst erlebt hat: Während des Ersten Weltkrieges wird ein amerikanisches Schiff von einem deutschen U-Boot versenkt. Eine Handvoll Überlebender, unter ihnen Bowen Tyler und die Biologin Lisa Clayton, können sich auf einem Ruderboot retten und das U-Boot entern.

Tyler macht den Kommandierenden Dietz und Kapitän von Schönfeldt erfolgreich das Kommando des U-Bootes streitig. Dietz manipuliert den Kompass, um Richtung Süden zu einem Versorgungsschiff zu fahren. Tyler gelingt es, das Versorgungsschiff zu torpedieren, aber bedingt durch den Umweg verfügt das U-Boot nur noch über begrenzte Vorräte.

Da erreicht die Mannschaft eine unbekannte, vereiste Insel. Schönfeldt berichtet, dass bereits im 18. Jahrhundert ein italienischer Seefahrer von einer unbekannten Insel in dieser Gegend berichtet hatte, die er Caprona nannte. Durch einen Fluss, der unter der felsigen Inselküste ins Meer fließt, gelangt die U-Boot-Mannschaft in das Inselinnere. Dort trifft sie auf prähistorische Lebewesen, beispielsweise Pterodaktylen und einen Plesiosaurier. Diesem fällt sogleich ein Mitglied der Mannschaft zum Opfer, jedoch kann der Saurier von Tyler unschädlich gemacht werden.

Bei der Erkundung der Insel trifft die Gruppe auf weitere Urtiere sowie auch auf Urmenschen, von denen einer sich mit ihnen anfreundet. Gemeinsam mit ihm setzt die Mannschaft ihre Inselerkundungen fort und stößt dabei auf kriegerische Urmenschen. Sie beobachtet einen Kampf zwischen einem Tyrannosaurus rex und einem Triceratops und trifft auf zwei Styrakosaurier. Je weiter die Gruppe nach Norden kommt, desto höher entwickelt sind die vorgefundenen Lebensformen. Lisa stellt schließlich die Theorie auf, dass dies am Wasser des Flusses liegt.

Eine Horde Urmenschen überfällt die Gruppe und entführt Lisa. Als ein Vulkan ausbricht, brechen Dietz und von Schönfeldt auf und lassen Lisa und Tyler zurück …

Was zu sagen wäre

Das war nicht so ohne Weiteres zu erwarten, dass "Caprona" ein großer Abenteuerfilm wird. Filme mit Doug McClure in der Hauptrolle sind in der Regel an die mäßige Strahlkraft dieses Wanderers zwischen TV-Serien und Kostümkino ("Die blutigen Geier von Alaska" – 1973; "Die Leute von der Shiloh Ranch" – 1962-71; "Der Pirat des Königs" – 1967; "Drei Fremdenlegionäre" – 1966) angepasst und versuchen, inhaltliche Ideenarmut durch fröhlichen Eskapismus wettzumachen. Okay … das mit dem fröhlichen Eskapismus finden wir unter Kevin Connors Regie schon auch – immerhin finden wir irgendwo auf der Südhalbkugel einen Kontinent, der mit Sauriern bevölkert ist. Aber dass der Film arm an Ideen wäre, kann ich nicht sagen.

Es dauert erfahrungsgemäß ein bisschen, bis es los geht mit dem eigentlichen Abenteuer, das den Besucher schon vom Kinoplakat aus angreift. Zunächst ergeht sich der Film tatsächlich etwas im Klein-Klein einer Weltkrieg-I-Dramaturgie, zeigt klaustrophobische Enge in einem U-Boot, erzählt vom Schrecken der U-Bootkriege, von misstrauischem Hin und Her zwischen Deutschen dort und Briten hier. Und es gibt den Ersten Offizier des deutschen U-Boots, dem Verrat und Intrige schon in die Mimik geschrieben sind.

Aber dann ist der amerikanische Held, Tyler, zwar ein mit allen Wassern gewaschener U-Boot-Auskenner, dessen Vater „schon U-Boote konstruiert hat, als Sie noch nicht mal an sowas dachten“, aber ansonsten ein kompromisslos harter Knochen, der erst weich wird, als ihm die Waffenungleichheit auffällt, mit der die Menschen, also die Eindringlinge in diesem fremden Ökosystem mit aller Feuerkraft die Saurier niedermetzeln, die sich gar nicht richtig wehren können. Da nimmt sich Kevin Connor Momente für eine kritische Betrachtung der waffenbewehrten Eroberung durch den Menschen. Die finale Apocalypse der Dinosaurier wirkt vor diesem Hintergrund berührend bitter.

Es ist der deutsche U-Boot-Kommandant, der ganz pragmatisch dem amerikanischen Zivilisten das Kommando auf Caprona überträgt, während die beiden Captains – deutsch und britisch – ihre jeweiligen Soldaten unter Kontrolle halten sollen. Es ist der deutsche Kapitän, der den Ureinwohnern auf Caprona, dem Wilden ein Recht auf Leben und Widerstand zubilligt; dieser sei „kein Tier. Er hatte einen Grund“, energisch zu werden. Die Frau, die vom Drehbuch mit blonden Haaren versehen wurde, ist Biologin, schießt scharf mit Pistole und mit Worten und liefert sich mit dem gar nicht so schurkischen deutschen U-Boot-Kommandanten Wortgefechte über Leben und Töten und die Qualität der Wissenschaft und befreit nebenbei Tyler und seine Männer, die eher dem physischen Aspekt menschlicher Auseinandersetzungen zugeneigt sind.

Der Abenteuerfilm, der traditionell auf einfache Strukturen setzt, bricht hier mit wohlfeilen Konventionen und bringt dadurch Leben in die Bude und Spannung in die heterogene Truppe. Das gestaltet das aufkommende Spektakel unterhaltsam, das durch komplizierte Tricktechnik an die erwähnten einfachen Strukturen gefesselt ist. Kämpfende Dinosaurier, Saurier im Kampf mit Menschen lassen sich nicht beliebig darstellen, wenn man keine echten – am besten auch dressierte – Saurier zur Hand hat: Da wundert sich der Zuschauer gerade noch über die total verschrammte Filmkopie, als der Pterodaktylon durchs Bild fliegt, als er erkennt, dass nicht die Kopie verschrammt ist, sondern die vermeintlichen Schrammen die Schnüre sind, an denen der Flugsaurier vor der Kamera auf und ab gezogen wird. Aber wenn dann der erste erlegte Saurier zu ein paar Takten des Radetzky-Marsches als schmackhaftes Dinner zubereitet auf dem Teller der Abenteurer landet, sind die Fäden und die steifen Gummipuppen vergessen.

Es zahlt sich aus, wenn Buch und Regie bei solchen Filmen die Menschen in den Mittelpunkt stellen und nicht die Special Effects.

Wertung: 7 von 8 D-Mark
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