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Plakatmotiv: Keine halben Sachen (2000)

Flotte Killerkomödie
aus der Vorstadt

Titel Keine halben Sachen
(The Whole Nine Yards)
Drehbuch Mitchell Kapner
Regie Jonathan Lynn, USA 2000
Darsteller

Bruce Willis, Matthew Perry, Rosanna Arquette, Michael Clarke Duncan, Natasha Henstridge, Amanda Peet, Kevin Pollak, Harland Williams, Carmen Ferland, Serge Christianssens, Renee Madeline Le Guerrier, Jean-Guy Bouchard, Howard Bilerman, Johnny Goar, Deano Clavet u.a.

Genre Komödie, Crime
Filmlänge 98 Minuten
Deutschlandstart
20. April 2000
Inhalt

Das Leben von Zahnarzt Nicholas "Oz" Oseransky könnte ganz einfach sein – gäbe es da nicht seine Ehefrau, eine geldgierige Furie, die ihn den letzten Nerv kostet. Und gäbe es nicht den neuen Nachbarn: Jimmy "Die Tulpe" Tudeski, ein mit allen Wassern gewaschener Mafia-Killer, den es auf der Flucht vor seinem ehemaligen Auftraggeber in die beschauliche Suburb getrieben hat.

Auf einmal steckt der unbedarfte Dentist mittendrin in einem turbulenten Abenteuer, in dem eine Leiche nach der anderen den Weg pflastert und die Überlebenden am Ende zehn Millionen Dollar erwarten …

Was zu sagen wäre

Lebst du gerne hier in Kanada?“ „Nein, ich lebe hier mit meiner Frau!“ Für den durchschnittlichen Amerikaner, wie es Zahnarzt Nicholas "Oz" Oseransky einer ist, gibt es wohl nichts Schlimmeres, als in Kanada leben zu müssen. Die Leute reden mit französischem Akzent, die Ehefrauen wollen einen umbringen – und die Hamburger servieren sie angemacht mit Mayonnaise! Zu lachen jedenfalls hat man nichts, als Amerikaner in Kanada. Und dann zieht auch noch ein berüchtigter Auftragskiller ins Haus nebenan ein.

Es wäre weit übertrieben zu behaupten, hier versuche sich einer an Alfred Hitchcocks Grundkonstellation des Unbescholtenen, der durch Zufall in Teufels Küche gerät. Dafür ist "Friends"-Star Matthew Perry zwar ein kompetenter Quatschmacher, aber sein Zahnarzt zu wenig Thrillertauglich. Natasha Henstridge (Species – 1995) hingegen, die die nur möglicherweise verzweifelte Ehefrau des Aufragskillers und auf jeden Fall die Femme Fatale spielt, ist in eleganter Seide und aufgedrehtem Blondhaar eine überzeugende Lookalike von Grace Kelly. Für den echten Hitchcock-Touch fehlen auch der Suspense und echte Spannung, also so etwas wie Mitfiebern mit dem gebeutelten Zahnarzt zwischen bedrohlichem Auftragskiller, gefährlicher Blondine und ätzender Ehefrau – „Wem glaubst Du? Einem Auftragskiller oder Deiner Frau?“ „Muss ich darauf antworten?“ Statt mitzufiebern schauen wir einfach gerne zu. Denn genau genommen kommen hier ein paar wirklich sympathische Typen zusammen.

Gut, mal abgesehen von der mordgetriebenen Ehefrau, hinter der sich Rosanna Arquette ("Interview with a Dead Man" – 1999; Pulp Fiction – 1994; New Yorker Geschichten – 1989; "Im Rausch der Tiefe" – 1988; "Die Zeit nach Mitternacht" – 1985; "Susan… verzweifelt gesucht" – 1985) mit Lust an der Klamotte als billiges Flittchen mit rotlippigem Schmollmund austobt. Okay, und der Charakter, den Kevin Pollak spielt, ein ungarischer Clanboss, ist auch kein Sympathikus, aber Pollak, der es versteht, mit seinen wunderbaren (leider meist nur) Kurzauftritten Filmen Tiefe zu geben (End of Days – 1999; Der dritte Frühling – 1995; Casino – 1995; Die üblichen Verdächtigen – 1995; Eine Frage der Ehre – 1992; Ricochet – Der Aufprall – 1991; L.A. Story – 1991; Willow – 1988), suhlt sich mit Freude in der Rolle des leicht dämlichen Gangsters, der keinen Widerspruch duldet und mit blitzenden Augen Gemeinheiten von sich gibt. Aber die Auftragskiller? Echte Sympathieträger. Michael Clarke Duncan, der 1,93-Meter-Mann mit Oberarmen, breiter als ein durchschnittlicher Oberschenkel (The Green Mile – 1999; Breakfast of Champions – 1998; Armageddon – 1998; Bulworth – 1998), sieht bedrohlich aus, wenn er Sonnenbrille trägt und Auftragskiller-Sätze sagt. Aber wenn er die Sonnenbrille dann abnimmt und lächelt, mag man sich in der Welt da auf der Leinwand kaum einen besseren Freund wünschen wollen. Außer vielleicht Jimmy Tudeski, der Nachbar, der es als Auftragskiller unter dem Nom de guerre "Die Tulpe" zu einigem Ruhm gebracht hat. Bruce Willis spielt ihn und landet damit eine Punktlandung. So voller Spielfreude haben wir ihn lange nicht gesehen. Mit Lust dekonstruiert er sein Image als der Mann im Hollywoodkino, der immer weiß, was zu tun ist (An deiner Seite – 1999; The Sixth Sense – 1999; Breakfast of Champions – 1999; Ausnahmezustand – 1998; Armageddon – 1998; Das Mercury Puzzle – 1998; Der Schakal – 1997; Das fünfte Element – 1997; Last Man Standing – 1996; 12 Monkeys – 1995; Stirb langsam – Jetzt erst recht – 1995; Nobody's Fool – 1995; "Color of Night" – 1994; Pulp Fiction – 1994; Tödliche Nähe – 1993; Der Tod steht ihr gut – 1992; The Player – 1992; Last Boy Scout – 1991; Hudson Hawk – 1991; Fegefeuer der Eitelkeiten – 1990; Stirb Langsam 2 – 1990; Stirb langsam – 1988; Blind Date – 1987). Willis als hinreißender Charmebolzen mit Schiebermütze, dem die aufregende Neuentdeckung Amanda Peet (Body Shots – 1999; Leben und Lieben in L.A. – 1998) als Sprechstundenhilfe des überforderten Zahnarztes gleich zu Füßen liegt – weil die nämlich seit Kindheitstagen selbst davon träumt, Auftragskillerin zu werden, sich aber immer noch ein wenig ungeschickt anstellt.

Die Story spielt da beinah eine untergeordnete Rolle. Es geht um Rachegelüste unter Mobstern, weil der eine den anderen verraten hat – so weit, so bekannt – und um 10 Millionen Dollar, für deren Erhalt drei der handelnden Hauptfiguren unterschreiben müssen oder auch nur zwei, wenn sie den Totenschein des/der Dritten vorlegen können. Was das für Geld ist, ist nicht wichtig, aber ein schmackhafter MacGuffin (Gruß an Mr. Hitchcock), der für ordentlich Verwirrung in der Suburb der kanadischen Metropole Montréal sorgt.

Es wird getrickst, geflunkert, gegeneinander ausgespielt und getötet, bis der Showdown für halbwegs klare Verhältnisse sorgt. Den Rest erledigen dann die Frauen und die Liebe, die diesmal durch die Tulpe versprochen wird.

Wertung: 8 von 11 D-Mark
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