Nach Ende des Zweiten Weltkrieges besucht US-Offizier Frank McCloud James und Nora Temple, den Vater und die junge Witwe eines gefallenen Soldaten aus seiner Einheit. Nora und ihr Schwiegervater betreiben ein Hotel auf der Florida vorgelagerten Insel Key Largo.
Das Hotel wurde von einer Gruppe von Gästen in Beschlag genommen, die sich als der ehemalige Gangsterboss Johnny Rocco und seine Handlanger entpuppen. Rocco wartet auf das Eintreffen eines Geschäftspartners, um anschließend nach Kuba zurückzukehren, da er vor Jahren als „unerwünschte Person“ aus den USA ausgewiesen wurde. Trotzdem plant er, erneut in den USA eine Organisation wie vor dem Weltkrieg aufzubauen.
Zwielichte Menschen, eingesperrt auf paradiesischer Insel während eines Hurrikans. John Huston (Der Schatz der Sierra Madre – 1948; Abenteuer in Panama – 1942; Die Spur des Falken – 1941) macht aus dem Theaterstück mit versierter Hand und einem großartigen Cast einen spannnenden Film, der im letzten Drittel abflacht, wenn das Drama mit Action zu Ende gebracht werden muss.
Lauren Bacall spielt zum vierten Mal an der Seite Humphrey Bogarts (Dark Passage/Die schwarze Natter – 1947; Tote schlafen fest – 1946; Haben und Nichthaben – 1944). Und auch in diesem vierten Film steht sie souverän ihre Frau neben dem Star, und John Hustons Kameramann Karl Freund lässt sie schöner aussehen denn je. Bacall hat eine für ihren Typus undankbare Rolle: Sie ist erst die bangende (noch nicht offizielle) Witwe, sie ist sehnsüchtiges Love interest für Bogart und dann pflegt sie noch ihren Vater, der im Rollstuhl sitzt und managt das kleine Hotel. Wären die letzten beiden Aspekte nicht, wäre Lauren Bacall auf Bangen und Schmachten reduziert, wäre das wohl schief gegangen. Aber mit dem Unterfutter der taffen Macherin ist Bacall ein Gewinn für die Leinwand.
Humphrey Bogart beherrscht mittlerweile ein breites Spektrum an Figuren (s.u.). Das reicht vom kalten Killer bis zum verlassenen Liebhaber, vom zynischen Privatdetektiv bis zum lustigen Onkel und Bogart bedient sich sich aus diesem Reservoir und fügt diesen Figuren im neuen Film dann nich was hinzu. Dieser Frank McCloud ist ein bisschen Rick Blaine, ein bisschen Harry Morgan und Philip Marlowe grüßt auch. Aber hier kommt ein beamtiges Element hinzu. Bogart ist geradezu bemüht neutral distanziert, als er auftritt; dieser McCloud ist eben auch Offizier in Uniform.
Und die Gegenseite dominiert der große Edward G. Robinson als Johnny Rocco ("The Red House" – 1947; Die Spur des Fremden – 1946; Gefährliche Begegnung – 1944; Frau ohne Gewissen – 1944; "Der Seewolf" – 1941; Orchid, der Gangsterbruder – 1940; Kid Galahad – Mit harten Fäusten – 1937; Wem gehört die Stadt – 1936; Der kleine Caesar – 1931). Robinson und Bogart gelten als Traumpaar fürs Kino, die beiden haben sich auf der Leinwand so oft erschossen, mal Bogart Robinson, mal Robinson Bogart, dass es schwierig werden könnte, der Beziehung der beiden neue Töne zu entlocken – wer will schon immer dieselben beiden Typen immer dieselben Sachen machen sehen? Huston löst das Dilemma, indem er Bogart und Robinson nur wenige Situationen gemeinsam gibt und um Robinson rum eine superbe Clique von Schmarotzern, Debilen und Schwätzern installiert hat, mit denen sich Bogart, Bacall und – last but not least – der auch in den Rollstuhl gepresst nichts von seiner Präsenz einbüßende Lionel Barrymore (Duell in der Sonne – 1946; Ist das Leben nicht schön? – 1946; Menschen im Hotel – 1932) herumärgern müssen.
Der Stoff ist ein dankbares Stück für ambitionierte, experimentierfreudige, talentierte Schauspieler. John Huston hat die richtigen zusammengestellt.
Humphrey Bogart im Kino
Humphrey DeForest Bogart (* 25. Dezember 1899 in New York; † 14. Januar 1957 in Los Angeles) war ein amerikanischer Filmschauspieler. 1999 wählte das American Film Institute Humphrey Bogart vor Cary Grant, James Stewart und Marlon Brando zum „größten männlichen amerikanischen Filmstar aller Zeiten“. Mit seinen Darstellungen harter, erfahrener, oftmals zynischer und konsequent einem inneren Moralkodex folgender Charaktere wurde er zu einer der schauspielerischen Ikonen des 20. Jahrhunderts.
Nachdem er seine Schauspielerkarriere beim Theater begonnen hatte, kam Bogart Ende der 1920er-Jahre mit dem Tonfilm nach Hollywood. Während der 1930er-Jahre war er vor allem als Nebendarsteller in Gangsterrollen bekannt, darunter in „Der versteinerte Wald“ und „Chicago – Engel mit schmutzigen Gesichtern“.
Anfang der 1940er-Jahre gelang ihm der große Durchbruch zum Filmstar. Insbesondere den Film noir prägte er mit Filmen wie „Die Spur des Falken“, „Tote schlafen fest“ und „Gangster in Key Largo“ wie kein anderer Darsteller.
Seine wohl berühmteste Rolle ist der Cafébesitzer Rick Blaine aus dem 1942 gedrehten „Casablanca“. Den Oscar als Bester Hauptdarsteller erhielt er für seinen Auftritt im Abenteuerfilm „African Queen“ (1951).
- The Dancing Town (1928)
- Broadway’s Like That (1930)
- Up the River (1930)
- A Devil with Women (1930)
- Body and Soul (1931)
- The Bad Sister (1931)
- A Holy Terror (1931)
- Love Affair (1932)
- Big City Blues (1932)
- Three on a Match (1932)
- Call it murder (1934)
- Der versteinerte Wald (1936)
- Wem gehört die Stadt? (1936)
- Zwei gegen die Welt (1936)
- China Clipper (1936)
- Isle of Fury (1936)
- Geheimbund Schwarze Legion (1937)
- Ordnung ist das halbe Leben (1937)
- Mord im Nachtclub (1934)
- Kid Galahad – Mit harten Fäusten (1934)
- San Quentin (1937)
- Sackgasse (1937)
- Swing Your Lady (1938)
- Schule des Verbrechens (1938)
- Men Are Such Fools (1938)
- Racket Busters (1938)
- Das Doppelleben des Dr. Clitterhouse (1938)
- Chicago – Engel mit schmutzigen Gesichtern (1939)
- King of the Underworld (1939)
- Oklahoma Kid (1939)
- You Can’t Get Away with Murder (1939)
- Opfer einer großen Liebe (1939)
- Die wilden Zwanziger (1939)
- Das zweite Leben des Dr. X (1939)
- Zwölf Monate Bewährungsfrist (1939)
- Goldschmuggel nach Virginia (1940)
- Ein Nachtclub für Sarah Jane (1940)
- Orchid, der Gangsterbruder (1940)
- Nachts unterwegs (1941)
- Entscheidung in der Sierra (1941)
- Von Stadt zu Stadt (1941)
- Die Spur des Falken (1941)
- Agenten der Nacht (1941)
- Der große Gangster (1942)
- Abenteuer in Panama (1942)
- Casablanca (1942)
- Einsatz im Nordatlantik (1943)
- Sahara (1943)
- Thank Your Lucky Stars (1943)
- Fahrkarte nach Marseille (1944)
- Haben und Nichthaben (1944)
- Konflikt (1945)
- Tote schlafen fest (1946)
- Späte Sühne (1947)
- Die zwei Mrs. Carrolls (1947)
- Die schwarze Natter (1947)
- Always Together (1947)
- Der Schatz der Sierra Madre (1948)
- Gangster in Key Largo (1948)
- Vor verschlossenen Türen (1949)
- Tokio-Joe (1949)
- Des Teufels Pilot (1950)
- Ein einsamer Ort (1950)
- Der Tiger (1951)
- Sirocco – Zwischen Kairo und Damaskus (1951)
- African Queen (1951)
- Die Maske runter (1952)
- Der Weg nach Bali (1952)
- Arzt im Zwielicht (1953)
- Schach dem Teufel (1953)
- Die Caine war ihr Schicksal (1954)
- Sabrina (1954)
- Die barfüßige Gräfin (1954)
- Wir sind keine Engel (1955)
- Die linke Hand Gottes (1955)
- An einem Tag wie jeder andere (1955)
- Schmutziger Lorbeer (1956)