Deutsch-Ostafrika, zu Beginn des Ersten Weltkriegs – wobei man dem hier unten noch nichts weiß. In einer kleinen Siedlung, weit entfernt von jeder Zivilisation, lebt und wirkt die sittenstrenge und etwas altjüngferliche Rose Sayer als Missionarin zusammen mit ihrem Bruder Pastor Samuel Sayer.
Mit dem Nötigsten und mit Nachrichten versorgt wird die Siedlung von dem raubeinigen Kapitän Charlie Allnutt und seinem alten Dampfboot namens „African Queen“. Niemand erwartet, dass der Krieg große Auswirkungen auf die Siedlung haben könnte, sie wird aber durch deutsches Militär bei einer Strafexpedition völlig zerstört. Pastor Sayer fällt daraufhin in den Zustand geistiger Verwirrtheit und stirbt wenig später. Kapitän Allnutt sieht sich gezwungen, Rose auf seiner Reise weiter den Fluss hinunter mitzunehmen.
Die spröde und strenge Rose macht dem etwas verwahrlosten, seinem Gin zugeneigten Charlie das Leben schwer – am dritten Morgen hat sie all seine Gin-Vorräte vernichtet. Eine strenge Zicke aber ist sie deshalb nicht, im Gegenteil: Sie zeigt Stärke und Mut, mit dem sie sogar Charlie ansteckt und ihn aus seiner eher resignierten Haltung herausholt. Sie hat sich in den Kopf gesetzt, den Fluss ganz hinunterzufahren, obwohl dies als unmöglich gilt, und das im anschließenden See kreuzende deutsche Schiff „Luisa“ zu versenken.
Die Schwierigkeiten sind beträchtlich: Eine deutsche Stellung nimmt sie unter Beschuss, kaum haben sie das überlebt, beginnen die Stromschnellen, die unter Fachleuten als unpassierbar gelten – hier wächst Rose über sich hinaus und steuert das Boot, während Charlie sich um die unzuverlässige Maschine kümmern muss. Und im Mündungsdelta schließlich hat das Wasser so wenig Tiefgang, dass Charlie und Rose auf der trocken liegenden „African Queen“ zwischen Rohrschilf, Mücken und Blutegeln der Garaus droht. Nachts setzt starker Regen ein, der Wasserstand des Flusses steigt. Als die beiden aufwachen, bewegt sich das Boot von selbst in einer nun vorhandenen Strömung auf den See zu. In der Ferne sehen sie die Luisa kreuzen …
Humphrey Bogart und Katherine Hepburn ziehen gegen die deutsche Marine in den Krieg. Daraus macht John Huston (Asphalt-Dschungel – 1950; Gangster in Key Largo – 1948; Der Schatz der Sierra Madre – 1948; Abenteuer in Panama – 1942; Die Spur des Falken – 1941) einen der unterhaltsamsten Filme der vergangenen Jahre. Ein Abenteuerfilm mit einem gut gelaunten, aus dem Vollen spielenden Humphrey Bogart. Ein Kriegsfilm mit einer souverän agierenden Betschwester Katherine Hepburn (Ehekrieg – 1949; Die Frau, von der man spricht – 1942; Die Nacht vor der Hochzeit – 1940; Die Schwester der Braut – 1938; Leoparden küsst man nicht – 1938). Die ersten 15 Minuten gehören aber Robert Morley. Ein großartiger Auftritt als Missionar, dem Bogart und Hepburn nur freundlich assistieren können; Morley überstrahlt in seinen Szenen alle anderen.
Aber dann übernehmen Bogart und Hepburn und die afrikanische Flusslandschaft. "African Queen" wurde teilweise vor Ort in Afrika gedreht: Die Außenaufnahmen fanden in Butiaba am Albertsee und im Murchison Falls National Park statt – fast 2.000 km vom Tanganjikasee, dem angeblichen Schauplatz, entfernt. Während der Dreharbeiten zu dem Film in Uganda wurde das Filmteam durch die britische Kolonialverwaltung auch mit Trinkwasser versorgt. Aufgrund von Magenbeschwerden und Durchfall wurde der Krankenstand der Filmcrew so groß, dass die Dreharbeiten des Films für mehr als zehn Tage ausgesetzt werden mussten. Man sieht dem Film seine chaotischen Entstehungs-Umstände an. Zum Glück. "African Queen" versprüht den angenehmen Geist des Improvisationstheaters.
Die Dramaturgie ist denkbar einfach: Eine Betschwester und ein Trinker wollen einen schwierigen Fluss bezwingen, um dann ein deutsches Kanonenboot zu sprengen („The biggest Gun in Central Africa“). Deshalb gibt es Hürden aller Art – Stromschnellen, mit Kanonen bestückte Festungen, Mücken, Krokodile. Den ganzen Rest, der das Abenteuer zu einem Film macht, müssen die Schauspieler erledigen. Und dasb erledigen sie mit links. Bogart und Hepburn sind wunderbar, spielen sich gekonnt die Bälle zu. Bogart lässt mit Lust die alkoholisierte Sau raus, um die Etepetete-Nonne aus der Reserve zu locken. Und diese Schwester hat die richtigen Antworten. Für Schauspieler ist dieser Film – weniger offenbar die Dreharbeiten – ein Fest.
Frech setzt John Huston auf den Kommissar Zufall, weil der so wunderbar in die religiös angehauchte Situation passt. Passiert die "African Queen" etwa das schwer bewaffnete Fort Shona, dann werden Schützen dort oben im richtigen Moment durch einen Sonnenblitzer geblendet, offenbar ebenso ein Fingerzeig Gottes wie der pünktlich einsetzende Regen, der das Schiff wieder flott macht.
John Hustons Abenteuerfilm hat eigentlich nurr einen Mangel: Diesem Großen Kino fehlt schmerzlich das Cinemascope-Format.
Die zum Teil chaotischen Dreharbeiten, die darunter litten, dass John Huston lieber auf Elefantenjagd ging als zu arbeiten, waren Vorbild für den Spielfilm "Weißer Jäger, schwarzes Herz" (1990) von Clint Eastwood. Hepburn beschrieb in ihrer Autobiografie, wie sie Huston einmal zur Jagd begleitete und beide nur knapp mit ihrem Leben davonkamen, weil sie sich plötzlich lauter gefährlichen Tieren gegenübersahen.
Humphrey Bogart im Kino
Humphrey DeForest Bogart (* 25. Dezember 1899 in New York; † 14. Januar 1957 in Los Angeles) war ein amerikanischer Filmschauspieler. 1999 wählte das American Film Institute Humphrey Bogart vor Cary Grant, James Stewart und Marlon Brando zum „größten männlichen amerikanischen Filmstar aller Zeiten“. Mit seinen Darstellungen harter, erfahrener, oftmals zynischer und konsequent einem inneren Moralkodex folgender Charaktere wurde er zu einer der schauspielerischen Ikonen des 20. Jahrhunderts.
Nachdem er seine Schauspielerkarriere beim Theater begonnen hatte, kam Bogart Ende der 1920er-Jahre mit dem Tonfilm nach Hollywood. Während der 1930er-Jahre war er vor allem als Nebendarsteller in Gangsterrollen bekannt, darunter in „Der versteinerte Wald“ und „Chicago – Engel mit schmutzigen Gesichtern“.
Anfang der 1940er-Jahre gelang ihm der große Durchbruch zum Filmstar. Insbesondere den Film noir prägte er mit Filmen wie „Die Spur des Falken“, „Tote schlafen fest“ und „Gangster in Key Largo“ wie kein anderer Darsteller.
Seine wohl berühmteste Rolle ist der Cafébesitzer Rick Blaine aus dem 1942 gedrehten „Casablanca“. Den Oscar als Bester Hauptdarsteller erhielt er für seinen Auftritt im Abenteuerfilm „African Queen“ (1951).
- The Dancing Town (1928)
- Broadway’s Like That (1930)
- Up the River (1930)
- A Devil with Women (1930)
- Body and Soul (1931)
- The Bad Sister (1931)
- A Holy Terror (1931)
- Love Affair (1932)
- Big City Blues (1932)
- Three on a Match (1932)
- Call it murder (1934)
- Der versteinerte Wald (1936)
- Wem gehört die Stadt? (1936)
- Zwei gegen die Welt (1936)
- China Clipper (1936)
- Isle of Fury (1936)
- Geheimbund Schwarze Legion (1937)
- Ordnung ist das halbe Leben (1937)
- Mord im Nachtclub (1934)
- Kid Galahad – Mit harten Fäusten (1934)
- San Quentin (1937)
- Sackgasse (1937)
- Swing Your Lady (1938)
- Schule des Verbrechens (1938)
- Men Are Such Fools (1938)
- Racket Busters (1938)
- Das Doppelleben des Dr. Clitterhouse (1938)
- Chicago – Engel mit schmutzigen Gesichtern (1939)
- King of the Underworld (1939)
- Oklahoma Kid (1939)
- You Can’t Get Away with Murder (1939)
- Opfer einer großen Liebe (1939)
- Die wilden Zwanziger (1939)
- Das zweite Leben des Dr. X (1939)
- Zwölf Monate Bewährungsfrist (1939)
- Goldschmuggel nach Virginia (1940)
- Ein Nachtclub für Sarah Jane (1940)
- Orchid, der Gangsterbruder (1940)
- Nachts unterwegs (1941)
- Entscheidung in der Sierra (1941)
- Von Stadt zu Stadt (1941)
- Die Spur des Falken (1941)
- Agenten der Nacht (1941)
- Der große Gangster (1942)
- Abenteuer in Panama (1942)
- Casablanca (1942)
- Einsatz im Nordatlantik (1943)
- Sahara (1943)
- Thank Your Lucky Stars (1943)
- Fahrkarte nach Marseille (1944)
- Haben und Nichthaben (1944)
- Konflikt (1945)
- Tote schlafen fest (1946)
- Späte Sühne (1947)
- Die zwei Mrs. Carrolls (1947)
- Die schwarze Natter (1947)
- Always Together (1947)
- Der Schatz der Sierra Madre (1948)
- Gangster in Key Largo (1948)
- Vor verschlossenen Türen (1949)
- Tokio-Joe (1949)
- Des Teufels Pilot (1950)
- Ein einsamer Ort (1950)
- Der Tiger (1951)
- Sirocco – Zwischen Kairo und Damaskus (1951)
- African Queen (1951)
- Die Maske runter (1952)
- Der Weg nach Bali (1952)
- Arzt im Zwielicht (1953)
- Schach dem Teufel (1953)
- Die Caine war ihr Schicksal (1954)
- Sabrina (1954)
- Die barfüßige Gräfin (1954)
- Wir sind keine Engel (1955)
- Die linke Hand Gottes (1955)
- An einem Tag wie jeder andere (1955)
- Schmutziger Lorbeer (1956)