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Plakatmotiv: King Kong (1976)
Nichts Neues an
der Gorilla-Front
Titel King Kong
(King Kong)
Drehbuch Lorenzo Semple Jr.
nach einer Geschichte von Merian C. Cooper und Edgar Wallace und dem dazugehörigen Drehbuch von James Ashmore Creelman + Ruth Rose
Regie John Guillermin, USA 1976
Darsteller Jeff Bridges, Charles Grodin, Jessica Lange, John Randolph, Rene Auberjonois, Julius Harris, Jack O'Halloran, Dennis Fimple, Ed Lauter, Jorge Moreno, Mario Gallo, John Lone, Garry Walberg, John Agar, Keny Long u.a.
Genre Abenteuer
Filmlänge 134 Minuten
Deutschlandstart
16. Dezember 1976
Inhalt

Ein Schiff der Ölgesellschaft Petrox macht sich unter Leitung von Fred Wilson auf den Weg zu einer einsamen Insel im Südpazifik, um neue Ölvorkommen zu erschließen. Der Paläontologe Jack Prescott schmuggelt sich auf das Schiff, weil er auf der Insel die Existenz eines Riesenaffen vermutet. Während der Fahrt gerät das Schiff in einen Sturm und empfängt den Notruf eines im Sturm sinkenden Schiffes.

Auf einer Crewversammlung teilt Fred Wilson der versammelten Mannschaft die von ihm vermutete Existenz einer riesigen Menge Öls mit, die er als Ursache für die die Insel seit Jahrzehnten umgebende Wolke ansieht. Jack Prescott gibt sich zu erkennen und führt die Entstehung der Wolke auf den Atem von Tieren zurück. Er berichtet von diversen Legenden, die von einer Kreatur – „die den Himmel berührt“ – handeln. Wilson hält Prescott für einen Spion einer Konkurrenzfirma und schickt ihn in die Arrestzelle.

Während Prescott in seine Zelle geführt wird, entdeckt er ein auf dem offenen Meer treibendes Gummiboot. In dem Gummiboot befindet sich eine junge Frau; es handelt sich um Dwan, die einzige Überlebende des Schiffes, das während des Sturms den Notruf ausgesendet hatte.

Plakatmotiv: King Kong (1976)Auf der Insel gehen Wilson, Prescott, Dwan sowie der Geologe Bagley mit Mannschaftsmitgliedern an Land. Auf ihrer Erkundungstour entdecken sie das Lager eines Eingeborenenstammes, das von einer riesigen Mauer umgeben ist. Sie schleichen sich in das Lager und beobachten eine Zeremonie, während deren Verlauf ein Eingeborener in Affenmaske um eine junge Frau herumtanzt. Jack interpretiert den riesigen Schutzzaun als Schutzwall gegen das Ungetüm und die Zeremonie als Darstellung der Opferung einer Jungfrau an den von den Eingeborenen als Gottheit verehrten Riesenaffen. Plötzlich wird die Gruppe jedoch vom Affendarsteller entdeckt. Dieser ist zunächst wütend, da die Zeremonie gestört wurde, fordert dann aber die Übergabe von Dwan, um sie als Nächstes an den Affengott zu opfern. Als die Gruppe ablehnt, wird sie von den Eingeborenen angegriffen, kann diese aber durch Schüsse in die Luft abwehren und flüchten.

In der nun folgenden Nacht paddeln Mitglieder des Eingeborenenstammes zum Schiff des Expeditionsteams und entführen Dwan. Jack, der sich in der Zwischenzeit in Dwan verliebt hat, macht sich sofort auf die Suche nach ihr. Es findet ein Opferungszeremoniell statt, in dessen Verlauf Dwan zwischen zwei Baumstämme gebunden wird. Aus dem Wald tritt Kong, ein gigantischer Gorilla, und nimmt Dwan als Opfergabe mit. Im Folgenden behandelt er sie wie seine Braut …

Was zu sagen wäre

Nichts Neues vom Affenfelsen. Die blonde Schönheit wird, anders als im schwarz-weißen Original, im Meer aufgegabelt, aber das mag der Zeit geschuldet sein. Dwan, die junge Blonde, trägt aufreizend knappe Hot Pants, Jack ist ein Umweltaktivist, der dem Film eine gewisse Glaubwürdigkeit vermitteln soll – „Wir leben nicht mehr im 19. Jahrhundert!“. Und Fred Wilson, der Geldgeber der Expedition, will auf der Insel keinen Film drehen, sondern Öl fördern – um jeden Preis. Ansonsten ist alles wie gehabt.

Die Kamera ist beweglicher, das Bild nicht mehr schwarz-weiß. Aber John Guillermin kann dem klassischen Stoff nicht wirklich Neues abgewinnen. Die Liebesgeschichte zwischen Dwan und Jack – Jeff Bridges als goldlockiger Weltenretter (Mr. Universum – 1976; Die Letzten beißen die Hunde – 1974; Die letzte Vorstellung – 1971) –  ist unvermeindlich, nicht überraschend. Die Beziehung zwischen Dwan und dem Giganten mehr Zwangsläufigkeit als Überraschung (weil wir ja wissen, was passiert). Und so eiert Guillermins Film dauernd zwischen sattsam bekanntem Drama und Gorilla-Effekten hin und her. Aber spannend wird es nicht wirklich.

Es zeigt sich, dass manchmal Geschichten auch an ihre Entstehungszeit gebunden sind. King Kong und die Weiße Frau war 1933 ein Meilenstein der Tricktechnick. Per Stop Motion Dinosaurier und gigantische Affen zu animieren, war ein Verkaufsargument an der Kinokasse. 43 Jahre später, nachdem das Kino Luxusliner kieleoben hat im Meer treiben, Hochhäuser hat abfackeln oder Los Angeles hat erbeben lassen, erweist sich die Geschichte eines in eine blonde Frau verliebten Riesen-Gorillas ein wenig schwachbrüstig. Das weiß auch John Guillermin: Effekte werden diesen Film nicht retten.

Guillermin setzt statt dessen auf den Faktor Frau. Klar: Mitte der 70er Jahre kann man im kommerziellen Kino nicht mehr die Geschichte des männlichen Helden erzählen, der „das Mädchen“ rettet. Statt dessen darf der Giga-Gorilla seiner blonden Angebeteten eine Dusche am malerischen Wasserfall verabreichen. Den anschließendem Fön zur Trocknung lässt die Blonde leidenschaftlich erotisiert über sich blasen. Erklärt aber dann: „Sei lieb. Es hat doch keinen Zweck mit uns beiden.“ Guillermin versucht sich auf eine unmögliche Liebesgeschichte heraus zu filmen. Und braucht dann doch die gigantische Boa Constrictor, um den Film bei Laune zu halten.

Was wir dem schwarz-weißen Original durchgehen ließen, weil … atemberaubende Bilder, ist hier schlicht billig – die Dramaturgie dieses Riesengorillas ist zu dünn. Er klettert schließlich auf das World Trade Center, das das Empire State Building ersetzt, und da oben gibt es dann noch ein paar inszenierte Dramen. Aber als der Kadaver dann tot da liegt, sind sich Jack und Dwan wichtiger. Der historische Satz, dass nicht die Kugeln der Piloten sondern die Liebe zu der schönen Frau den Gorilla besiegt hätten, spielt keine Rolle mehr.

So bringt der Treibstoff Öl der Geschichte eine gewisse Aktualität, aber unterm Strich bleibt das Bemühen eines Hollywood-Studios erkennbar, mit angepassten Special Effects eine Kuh ein zweites Mal zu melken.

Wertung: 3 von 9 D-Mark
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