IMDB
Kinoplakat: WarGames – Kriegsspiele
Spannendes Teenager-Drama
über böse, dumme Kriegsfürsten
Titel WarGames – Kriegsspiele
(WarGames)
Drehbuch Lawrence Lasker + Walter F. Parkes
Regie John Badham, USA 1983
Darsteller Matthew Broderick, Ally Sheedy, Dabney Coleman, John Wood, Barry Corbin, Juanin Clay, Kent Williams, Dennis Lipscomb, Joe Dorsey, Irving Metzman, Michael Ensign, William Bogert, Susan Davis, James Tolkan, David Clover u.a.
Genre Science Fiction, Thriller
Filmlänge 114 Minuten
Deutschlandstart
7. Oktober 1983
Inhalt

David ist zwar erst in der Highschool, aber bereits jetzt ein Computerspezialist und Spitzengamer. Als er sich den ersten Zugriff auf ein noch unveröffentlichtes neues Spiel erhacken will, hackt er sich in das computergestreuerte Verteidigungssystem der Vereiigten Staaten. Aber woher soll er das wissen?

Nicht wissend, wo er eingedrungen ist, startet er aus dem verfügbaren Spielearsenal, das unter anderem Schach, Poker und andere Spiee umfasst, die strategische Simulation „Weltweiter Thermonuklearer Krieg“. Er glaubt, dass dieses Programm ebenfalls ein Spiel sei. Unbemerkt von David startet am anderen Ender der Leitung der neu entwickelte, lernfähige NORAD-Computer WOPR (War Operation Plan Response) die Vorbereitungen eines simulierten Angriffs durch die Sowjetunion.

Kinoplakat: WarGames – KriegsspieleEr wird beim Spielen durch seine Eltern unterbrochen und trennt die Verbindung. WOPR fährt indessen mit der Spielsimulation fort, wodurch die Befehlshabenden immer wieder mit virtuellen sowjetischen Angriffen konfrontiert werden …

Was zu sagen wäre

Zu Beginn des Films wird durch die Strategischen Luftstreitkräfte der USA ein sowjetischer Angriff auf die Vereinigten Staaten simuliert. Ziel dieses Tests ist es, die Verteidigungsbereitschaft der nuklearen Abschreckung (insbesondere die erfolgreiche Ausführung eines zeitnahen Gegenschlags durch Interkontinentalraketen mit Nuklearsprengköpfen) zu überprüfen. Dabei stellen die Befehlshaber fest, dass 22 Prozent der diensthabenden Soldaten in den Raketensilos einen Abschussbefehl verweigern würden, da sie moralische Bedenken haben. Weil Menschen also einen Gegenschlag verhindern könnten, wird der Faktor Mensch gegen einen Computer getauscht, der sich niemals irrt. Diesen WOPR haben die Designer als grau-grünen Kasten entworfen, dessen Leuchtdioden orange-rot lodern – wie Höllenfeuer.

Da werden Erinnerungen wach an Colossus – jenen Computer, der 1970 die Kinozuschauer aufschreckte, als er die totale Kontrolle über das atomare Arsenal und, weil er die Menschen als zu dumm erachtete, auf sich aufzupassen, auch gleich noch die Kontrolle über die Menschen übernahm. Auch in John Badhams (Das fliegende Auge – 1982; Nur Samstag Nacht – 1977) Film überträgt das Militär die gesamte Verantwortung einem Algorithmus. Da werden ganz reale Atomsprengköpfe startklar gemacht, weil ein Bildschirm mit bunten Grafiken einen Angriff simuliert, der gar nicht stattfindet  ein Krieg anhand von Angaben gemacht wird, die eine Maschine ausgibt, ohne dass ein Mensch noch mal nachschaut. Das Drehbuch ist dann gespickt mit schönen humanistischen Glaubenssätzen der Art „General! Sie hören auf eine Maschine! Handeln Sie nicht wie eine“ oder einem desillusionierten „Die Menschheit plant ihre eigene Zerstörung.“ Arthur B. Rubinsteins Soundtrack untermalt nahezu jede Szene mit Handlung beschreibender Musik, da wird jeder Gedankengang mit eigener Tonfolge untermalt.

Die Prämisse ist übel: Droht ein sowjetischer Atomschlag, muss der US-Präsident einen atomaren Gegenschlag befehlen. Und der Präsident? „Der Präsident wird sich nach der Computeranalyse richten.“
„Ich glaube, dass die Stabschefs auch noch ein Wort mitzureden haben.“
„Das dürfen Sie glauben!“
„Du lieber Himmel. Wenn die Sowjets überraschend zuschlagen, bleibt keine Zeit dazu.“
„23 Minuten bei einer landgestützten Raketen. Sechs Minuten bei einer See gestützten.“
„Sechs Minuten. Da bleibt dem Präsidenten kaum Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Aber wenn er sie getroffen hat, sollte der Computer alles Weitere machen.“

Aber diesmal führt ein Teenager das System gleich ad absurdum. Der 17-Jährige mit dem schönen Namen David (gegen Goliath) kann dem Kriegsalgorithmus von WOPR die Sinnlosigkeit eines nuklearen Kriegs beibringen, indem er den Computer Tic-Tac-Toe spielen lässt: Weder den einen noch das andere kann jemand gewinnen. Die Militärs sind – wie immer in solchen Filmen – die Dummen. Anstatt den jungen David, nachdem sie ihn identifizert haben, mal in Ruhe zu befragen, übernimmt sofort hysterischen Angst vor russischen Spionen die Gesprächsführung. „Den Eltern entfremdet. Nicht viele Freunde. Ein klassischer Fall für sowjetische Anwerbung.“ Ein kritischer Geist hakt dann doch mal nach: „Und was sagt über den Zustand unseres Landes aus? Hat vielleicht jemand eine plausible Erklärung dafür, warum ein hochintelligenter Junge mit Millionen von Menschenleben spielt?“
„Nein, Sir. Er sagt, er habe das aus Spaß gemacht.“
„Was??? Verdammt, John! Ich will Antworten haben und zwar jetzt!“ Damit ist der Junge zum Abschuss freigegeben, aber – weil die Militärs ja tumbe Tore sind – zu klug für die US-Verteidigung. Dass David zum Ausbruch aus der High-Tech-Komandozentrale dann in einer Schublade genau jene Artikel findet, die er zum Knacken des Türschlossen braucht – unter anderem ein an dieser Stelle absurd anmutendes Diktiergerät – muss man als Hollywood-Idee akzeptieren.

Matthew Broderick, der hier sein Kinodebut gibt, etabliert sich rasch als sympathischer Lümmel aus der ersten Bank, wirkt allerdings am Computer weitaus versierter als ihm Spiel mit Ally Sheedy, die sowas wie ein Love-Interest spielen soll, entzückend ist, aber mehr als Stichwortgeberin nicht zu tun bekommt. Der Film verliert an Klasse, wenn er an der falschen Stelle eine für solche Filme übliche Liebesgeschichte einbringt, die die halbwegs glaubwürdigen Charaktere entwertet.

Wertung: 6 von 9 D-Mark
IMDB