Frankreich Anfang des 15. Jahrhunderts: Das Bauernmädchen Jeanne lebt in dörflicher Idylle. Bis zu jenem Tag, an dem englische Besatzer das Dorf stürmen und Jeannes Schwester vergewaltigen und morden.
Im Jahre 1429 tritt die 16jähriges Jeanne aus dem abgelegenen Dorf vor die Welt und verkündet, sie wolle die größte Armee der Welt schlagen und ihr Land befreien. Zuerst war es nur die zaghafte Stimme eines kleinen, unbedeutenden Mädchens … aber diese Stimme wurde immer lauter und die Herrschenden wurden gezwungen, ihr Gehör zu schenken.
Armeen wurden beauftragt zu kämpfen und ihre Landsleute hatten wieder etwas, woran sie glauben konnten …
Die Intellektuellen – ob im Wort wie Voltaire, Schiller, Brecht, oder im Bild wie Bresson oder Rivette – hatten ihr Forum. Jetzt ist das Volk am Zug. Mit einem populären Mainstream-Epos löst Luc Besson (Das fünfte Element – 1997; Léon – Der Profi – 1994; Nikita – 1990; „Im Rausch der Tiefe“ – 1988; Subway – 1985) Frankreichs Heiligtum aus der Umklammerung akademischer Auseinandersetzungen und wuchtet eine Historienoper auf die Leinwand, die einem großen Publikum über ihre Ästhetik und die Erfolgsstory ihres Regisseurs als Ereigniskino vermittelt wird.
Rasant geschnitten, Bilder, die hängen bleiben, eine präsente Hauptdarstellerin als moderne Identifikationsfigur. Der Konflikt zwischen Glauben und Gewissen wird optisch aufbereitet – ohne viele Worte. Allerdings mit vielen Minuiten. Der Film ist mit zweieinghalb Stunden zu lang geworden; nicht jedes Historienepos bedarf der Überlänge. Da wird es schnell auch mal redundant.
Durch den Mord an Jeannes Schwester bekommt die Vertreibung der Engländer vor dem Hintergrund des Hunderjährigen Krieges neben dem ungreifbaren religiösen einen biografisch-emotionalen Impuls. Besson deutet die Visionen Jeannes, die Stimme Gottes – im Unterschied etwa zu Victor Flemings Opus „Johanna von Orleans“ (1948) – weniger als Zeichen einer wunderbaren Macht, sondern eines biografisch begründbaren religiösen Wahns, den am Ende Dustin Hoffman als personifiziertes Gewissen der Heiligen zur Diskussion stellen darf.