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Plakatmotiv: Jagd auf Roter Oktober (1990)

Tom-Clancy-Verfilmung mit der
Idealbesetzung Baldwin / Connery

Titel Jagd auf Roter Oktober
(The Hunt for Red October)
Drehbuch Larry Ferguson & Donald Stewart
nach dem gleichnamigen Roman von Tom Clancy
Regie John McTiernan, USA 1990
Darsteller

Sean Connery, Alec Baldwin, Scott Glenn, James Earl Jones, Sam Neill, Joss Ackland, Richard Jordan, Peter Firth, Tim Curry, Courtney B. Vance, Stellan Skarsgård, Jeffrey Jones, Timothy Carhart, Larry Ferguson, Fred Dalton Thompson u.a.

Genre Thriller
Filmlänge 134 Minuten
Deutschlandstart
9. August 1990
Inhalt

Kurz vor Ende des Kalten Krieges herrscht auf östlicher und westlicher Seite Alarmstimmung: Das sowjetische U-Boot "Roter Oktober", dessen neuartiges Antriebssystem eine lautlose Fahrt ermöglicht, ist mitsamt der an Bord befindlichen Atomsprengköpfe spurlos verschwunden. Kurz darauf wird es mit Kurs auf NATO-Gewässer wieder vom Radar erfasst.

Die amerikanischen Geheimdienste und das Militär sind in heller Aufregung, da sie vermuten, dass der Kapitän des Schiffes, Marko Ramius, auf eigene Faust in Richtung USA unterwegs ist, um den Feind unter Beschuss zu nehmen.
Nur CIA-Agent Jack Ryan vertritt eine ganz andere Meinung. Er hat Ramius vor Jahren kennengelernt und findet es bedenkenswert, dass die "Rote Oktober" am ersten Todestag seiner Frau auslief und dieser keine Bindungen mehr in Russland zurücklässt. Ryan glaubt, Ramius sei ein Überläufer, der sich und sein U-Boot in amerikanische Hände geben will. Eine gewagte, aber verlockende Theorie. Ryan bekommt vom Sicherheitsberater des Präsidenten drei Tage Zeit, sie zu beweisen.

Während Kapitän Ramius an Bord der "Roter Oktober" gegen einen Sabotageakt kämpfen muss, interveniert der sowjetische Botschafter in Washington, Ramius sei wahnsinnig geworden und wolle die USA angreifen, denn längst befürchten seine Landsleute das Schlimmste und sehen ihre Glasnost-Politik in Gefahr. So eröffnen beide Seiten die Jagd auf "Roter Oktober", denn eine Eskalation würde zu einem Atomkrieg führen. Ryans Mission ist offiziell beendet, doch der CIA-Agent gibt nicht auf.

Gerade mit einem Hubschrauber an Bord der "USS Dallas" gelandet, kämpft er mit allen Mitteln dafür, dass "Roter Oktober" nicht bombardiert wird und man Kontakt zu Ramius aufnimmt …

Was zu sagen wäre

Das nächste Mal schreibe ich einen Aktenvermerk!“, stöhnt Jack Ryan, anstatt sich selber über stürmischer See aus einem Hubschrauber auf ein U-Boot abseilen zu lassen. Ryan ist kein körperlicher Typ, kein Macher, der ohne nachzudenken in die Schlacht zieht. Sein Job ist das andauernde Nachdenken. Er ist Analyst bei der CIA, ein Schreibtischhengst mit gutem Gehalt, Ehefrau, kleiner Tochter und Wohnsitz in London. Damit ist Jack Ryan ein klassischer Held, einer, der nicht will, aber muss, weil nur er es kann und der am Ende die Welt rettet – in diesem Fall vor einem Atomkrieg.

Außerdem ist er Mitglied einer großen Familie namens US-Regierung. Sein direkter Vorgesetzter ist der sehr warmherzige Admiral James Greer, der sich bestens in Jacks Familiensituation auskennt und große Stücke auf Ryan hält; gespielt wird er von James Earl Jones (Feld der Träume – 1989; Der Prinz aus Zamunda – 1988; Quatermain II – Auf der Suche nach der geheimnisvollen Stadt – 1986; Conan, der Barbar – 1982; Exorzist II: Der Ketzer – 1977), Station-Voice von CNN und die Originalstimme von Darth Vader. Der Sicherheitsberater des Präsidenten, dem Ryan unvorbereitet über seine Vermutungen berichten muss, lässt den kleinen Analysten nicht etwa arrogant abblitzen, sondern gibt ihm eine Chance: „Sehen Sie, ich bin Politiker, was bedeutet, ich bin ein Betrüger und ein Lügner. Und wenn ich Kindern keine Küsschen gebe, dann klaue ich ihnen ihre Bonbons. Das bedeutet aber auch, dass ich mir meine Optionen offen halte.” Richard Jordan (Flucht ins 23. Jahrhundert – 1976; Chatos Land – 1972) spielt den Sicherheitsberater Jeffrey Pelt mit kühler Souveränität und Arroganz. Alle Admiräle, Schiffcaptains und andere Mitglieder der US-Streitkräfte sind besonnene Typen, die dem unbekannten Analysten aufmerksam ihre Zeit schenken und sich von dessen schwer zu glaubenden Thesen überzeugen lassen.

Der Film ist wie ein gefilmtes Manöver, bei dem die Auflösung schon zu Beginn feststeht. Tom Clancy, Autor der Romanvorlage (1984), ist der Film zu liberal dem sowjetischen Reich des Bösen gegenüber eingestellt. Ich kann seine Meinung nicht teilen. Der russische Botschafter (Joss Ackland) muss ein peinliches Geständnis nach dem anderen machen, die russischen Militärs bestehen aus steifen, ängstlich guckenden Seeleuten, giftigen Politoffizieren und Verrätern, während Clancys US-Heimat sich als besonnene Großmacht präsentiert, die nicht aus der Hüfte schießt, sondern seinen jungen Kräften eine Chance gibt. Alec Baldwin ist in der Hauptrolle die perfekte Besetzung (Great Balls of Fire – 1989; "Talk Radio" – 1988; Die Waffen der Frauen– 1988; Die Mafiosi-Braut – 1988; Beetlejuice – 1988). Sein Jack Ryan ist ein wenig schüchtern, aber smart und sehr klar in seinem Auftreten, wenn er seine Analysen einmal abgeschlossen hat. Dass er lieber am Schreibtisch säße und Aktenvermerke schriebe, merkt man ihm an.

Groß auf dem Plakat ist Sean Connery zu sehen (Family Business – 1989; Indiana Jones und der letzte Kreuzzug – 1989; Die Unbestechlichen – 1987; Highlander – Es kann nur einen geben – 1986; Camelot – Der Fluch des Goldenen Schwertes – 1984; James Bond 007 – Sag niemals nie – 1983; Flammen am Horizont – 1982; Outland – Planet der Verdammten – 1981; Robin und Marian – 1976; Der Mann, der König sein wollte – 1975; Die Uhr läuft ab – 1975; Mord im Orient-Express – 1974; James Bond 007 – Diamantenfieber – 1971; Marnie – 1964; Die Strohpuppe – 1964; James Bond 007 jagt Dr. No – 1962). Connery mit eisgrauem Bart und ebensolcher Haartracht (ein Toupet, das angeblich 20.000 Dollar teuer war) ist als von seiner Regierung enttäuschter Kapitän Ramius eine ideale Besetzung. Wobei seine Motive hier anders gewichtet sind, als im zugrunde liegenden Roman. Im Roman spielt der im Film nur angedeutete Tod seiner Frau die entscheidendere Rolle – sie starb (im Roman) infolge der Inkompetenz eines angetrunkenen Arztes mit höchsten Beziehungen während eines Routineeingriffs und weil westliche Medikamente nicht zur Verfügung standen. Im Film – auch das wird Tom Clancy nicht gefallen haben – begründet Ramius seine Motivation überzulaufen einzig damit, dass er es nicht gut heißt, dass Moskau mit "Roter Oktober" eine Erstschlagwaffe gebaut hat.

Regisseur John McTiernan (Stirb Langsam – 1988) liefert ordentliche Schauwerte; die US-Navy hat sich bereitwillig auf Decks von Flugzeugträgern und schauen lassen und Hubschrauber, Fregatten und U-Boote bereitgestellt. Die Szene, in der die "Dallas" in einer mächtigen Welle aus dem Wasser schießt, wurde oft übernommen und stammt ursprünglich tatsächlich aus den Bildarchiven der NAVY. Dennoch ließ McTiernan die meisten U-Boote nur über den Computer fahren. Seine Pixeltüftler bauten in den dunkelblauen Hintergrund digital einige Luftbläschen ein, die dem Realismus der Szene förderlich waren.

Die echten Militärgeräte unterstreichen den Manövercharakter des Films und so wie bei einem Manöver in Friedenszeiten der Friede nach dem Manöver erwartungsgemäß gewahrt bleibt, liegt auch bei "Jagd auf Roter Oktober" die Spannung nicht im Finale. Die dramatischen, die Nägelbeiß-Szenen liefert der Film unterwegs ab, wenn sich U-Boote wittern, wenn „Torpedo im Wasser“-Rufe erschallen und die U-Boot-Kapitäne mit verrückten Manövern ihre Brillanz unter Beweis stellen. In diesem Umfeld bekommt der junge Schauspieler Courtney B. Vance eine unerwartete Chance in der Rolle des super gescheiten Seaman Ronald "Jonesy" Jones, der mit einer Leidenschaft für Opern und Paganini in die Geschichte eingeführt wird und der sich als cooles Genie erweist, das am Sonar noch die fremdartigsten Geräusche als Maschine, als seismische Anomalie oder als Wal identifiziert. Scott Glenn (Silverado – 1985; Wenn er in die Hölle will, lass ihn gehen – 1982; Urban Cowboy – 1980; Apocalypse Now – 1979) als skeptischer Dallas-Kommandant Bartholemew "Bart" Mancuso, der ein wenig an David Carradines Retter-Rolle in U-Boot in Not (1978) erinnert, rundet den Cast ab.

"The Hunt for Red October" ist ein unterhaltsames Drama mit guten Gesichtern, ordentlich Augenfutter und beeindruckender Action.

Wertung: 9 von 10 D-Mark
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