Im Marseille der 1930er-Jahre wird der Kleingangster Roch Siffredi aus dem Gefängnis entlassen und macht sich auf die Suche nach seiner Begleiterin Lola. Siffredi muss allerdings feststellen, dass Lola inzwischen mit dem Ganoven François Capella zusammen ist. Trotz – oder wegen – einer Schlägerei werden Siffredi und Capella rasch Freunde und schließen sich zusammen.
Die beiden übernehmen anfangs einige Aufträge für einen lokalen Gangster. Nachdem sie die Konkurrenz auf dem Fischmarkt ausgeschaltet haben, beschließen sie, gemeinsam die Stadt zu übernehmen. Ohne Skrupel greifen sie Poli, einen der beiden Marseiller Paten, außerdem Besitzer eines Restaurants und des Fleischmarktes der Stadt, an. Aufgrund eines Verräters misslingt die Vernichtung von Polis Fleischvorräten jedoch und der Pate hetzt seine Männer auf sie. Nach ihrer Flucht ziehen sich Capella und Siffredi vorerst aufs Land zurück, wo sie neue Mitglieder in ihre Bande aufnehmen, sich neue Waffen beschaffen und ihre Vergeltungsaktion vorbereiten. Bei ihrer Rückkehr töten sie Poli vor seinem Restaurant und sichern sich damit ihren Platz unter den Standespersonen von Marseille.
Als Maitre Rinaldi eines Tages seine Kandidatur für die Stelle des Abgeordneten verkündet, will Roch eingreifen, denn Rinaldi ist der Anwalt von Marello, einem Casinobesitzer, mit dem sie sich die Stadt teilen …
Wenn ein Gangsterkrimi im Titel den Namen einer Hutmarke für den gehobenen Anspruch trägt, darf man annehmen, dass es zwar um Gangster geht, um Maschinenpistolen und seufzende Witwen. Aber auch um Stil. Die beiden Freunde, die sich an die Spitze der Unterwelt in Marseille schießen, tragen nur teures Tuch, der eine, Siffredi, dazu die titelgebenden Hüte, der andere, Capella, schiefe Fedoras à la Humphrey Bogart oder Schiebermützen – braune Nadelstreifen, Smoking und eng sitzende Dreiteiler runden die Kleidung ab. Die beiden Herren genießen ihren Stil, jeder seinem Image entsprechend.
Jacques Deray hat unter Mithilfe seines Produzenten Alain Delon die beiden Kerle des französischen Films aufeinander losgelassen – Alain Delon und Jean-Paul Belmondo, die schon in Brennt Paris? 1966 mal gemeinsam vor der Kamera standen – und siehe da, die Chemie zwischen den beiden funktioniert prächtig. Kein Diventerror, kein Stellungskrieg männlicher Eitelkeit, die Schauspieler ergänzen sich, der eine, Delon, ruhig, die Dinge auf sich zukommen lassend und dann zielbewusst kalt in seinen Entschlüssen (Der Clan der Sizilianer – 1969; Der Swimmingpool – 1969; Der eiskalte Engel – 1967; Die Abenteurer – 1967; Brennt Paris? – 1966; Der Leopard – 1963; Rocco und seine Brüder – 1960; Nur die Sonne war Zeuge – 1960), der andere, Belmondo, als der Draufgänger, der seine Chance im Angriff sieht, immer ein Lächeln um die Mundwinkel, dabei hart in der Sache.
Das Wort Traumpaar kommt mir in den Sinn, was im allgemeinen für (Liebes)Paare auf der Leinwand strapaziert wird; die beiden führen sowas auf wie eine homoerotische Liebe. Dass beide auf Frauen stehen, macht Deray schnell deutlich, wenn die auch nur als Staffage oder Spielbällchen durchs Bild laufen – man weiß nie so recht, mit wem Belmondos Capella gerade liiert ist. Aber als sich Siffredi und Capella nach einem Streit längere Zeit nicht sehen, sind beide kreuzunglücklich. Frauen in knappen Klamotten gibt es in diesem Film, in dem zahlreiche Huren vorsprechen, nicht. Dafür aber die definierten, enthaarten Körper Delons und Belmondos im Schwimmanzug.
Jacques Deray hat seinem Produzenten ordentlich Geld aus der Tasche gezogen, um ein elegantes, teures Dekor auf die Leinwand zu bringen. Das wird dem Produzenten recht gewesen sein, weil er ahnt, dass er in teurem Ambiente noch besser zur Geltung kommt. Alles an diesem Film, der in den 30er Jahren spielt, als Weltwirtschaftskrise die Menschen beutelte und man Pfründe noch mit Maschinengewehren erobern konnte, wirkt teuer. Natürlich sind Delon und Belmondo die halbe Miete, sie tragen uns durch den Action- und Gangster-Thriller. Aber auch die Montage, der Rythmus, der lockerflockige Score tragen zum sehr gelungenen Gesamtbild bei.
Lose orientiert sich Deray in seinem Film an dem Roman "Bandits à Marseille" von Eugène Saccomano, in dem er das Leben der beiden französischen Gangsterbosse François Spirito und Paul Carbone beschrieb. Der Thriller war in Frankreich ein so großer Kassenerfolg, dass Deray 1974 auch die Fortsetzung Borsalino & Co. drehte – allerdings ohne Belmondo.
Jean-Paul Belmondo im Kino
Jean-Paul Belmondo (* 9. April 1933 in Neuilly-sur-Seine; † 6. September 2021 in Paris) war ein französischer Film– und Theaterschauspieler. Er wurde ab den späten 1950er Jahren zunächst als Darsteller innerhalb der Nouvelle Vague bekannt. Ab Mitte der 1960er Jahre war er zwei Jahrzehnte lang als Komödiant und agiler Held actionbetonter Filme einer der erfolgreichsten Stars des europäischen Kinos.
- À pied, à cheval et en voiture (1957)
- Sonntagsfreunde (1958)
- Sei schön und halt den Mund (1958)
- Die sich selbst betrügen (1958)
- Leben und lieben lassen (1958)
- Ein Engel auf Erden (1959)
- Schritte ohne Spur (1959)
- Ausser Atem (1960)
- Der Panther wird gehetzt (1960)
- Stunden voller Zärtlichkeit (1960)
- Die Französin und die Liebe (1960)
- Die Nacht vor dem Gelübde (1960)
- … und dennoch leben sie (1960)
- Das Haus in der Via Roma (1961)
- Eine Frau ist eine Frau (1961)
- Eva und der Priester (1961)
- Galante Liebesgeschichten (1961)
- Sie nannten ihn Rocca (1961)
- Mit meinen Augen (1961)
- Riviera-Story (1961)
- Cartouche, der Bandit (1962)
- Ein Affe im Winter (1962)
- Der Teufel mit der weißen Weste (1962)
- Verrückte Seefahrt (1963)
- Bonbons mit Pfeffer (1963)
- Heißes Pflaster (1963)
- Die Millionen eines Gehetzten (1963)
- Abenteuer in Rio (1964)
- 100.000 Dollar in der Sonne (1964)
- Der Boss hat sich was ausgedacht (1964)
- Jagd auf Männer (1964)
- Dünkirchen 2. Juni 1940 (1964)
- An einem heißen Sommermorgen (1965)
- Elf Uhr nachts – Pierrot le Fou (1965)
- Die tollen Abenteuer des Monsieur L. (1965)
- Geliebter Schuft (1966)
- Brennt Paris? (1966)
- Der Dieb von Paris (1967)
- Casino Royale (1967)
- Ho! (1968)
- Das Superhirn (1969)
- Das Geheimnis der falschen Braut (1969)
- Dieu a choisi Paris (1969)
- Der Mann, der mir gefällt (1969)
- Borsalino (1970)
- Musketier mit Hieb und Stich (1971)
- Der Coup (1971)
- Der Halunke (1972)
- Der Mann aus Marseille (1972)
- Der Erbe (1973)
- Le Magnifique (1973)
- Stavisky (1974)
- Angst über der Stadt (1975)
- Der Unverbesserliche (1975)
- Der Greifer (1976)
- Der Körper meines Feindes (1976)
- Ein irrer Typ (1977)
- Der Windhund (1979)
- Der Puppenspieler (1980)
- Der Profi (1981)
- Das As der Asse (1982)
- Der Außenseiter (1983)
- Die Glorreichen (1984)
- Fröhliche Ostern (1984)
- Der Boss (1985)
- Der Profi 2 (1987)
- Der Löwe (1988)
- Der Unbekannte (1992)
- 101 Nacht - Die Träume des M. Cinema (1995)
- Les misérables (1995)
- Désiré (1995)
- Alle meine Väter (1998)
- Peut-être (1999)
- Les acteurs (2000)
- Amazone (2000)
- Ein Mann und sein Hund (2008)