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Plakatmotiv: Independence Day – Wiederkehr (2016)

Ein Familientreffen an der Achterbahn.
Nichts Neues, aber manche Überraschung.

Titel Independence Day – Wiederkehr
(Independence Day: Resurgence)
Drehbuch Nicolas Wright & James A. Woods & Dean Devlin & Roland Emmerich & James Vanderbilt
Regie Roland Emmerich, USA 2016
Darsteller

Liam Hemsworth, Jeff Goldblum, Jessie T. Usher, Bill Pullman, Maika Monroe, Sela Ward, William Fichtner, Judd Hirsch, Brent Spiner, Patrick St. Esprit, Vivica A. Fox, Angelababy, Charlotte Gainsbourg, Deobia Oparei, Nicolas Wright u.a.

Genre Action, Abenteuer
Filmlänge 120 Minuten
Deutschlandstart
14. Juli 2016
Website foxmovies.com/independence-day-resurgence
Inhalt

4. Juli 2016: Die Welt feiert ihren immer noch neuen Independence Day – jenen Tag, an dem vor 20 Jahren angreifende Aliens vernichtet wurden. Da schrillen die Alarmglocken. Die Aliens sind zurück.

Als direkt bei der Verteidigungsbasis auf dem Mond ein kugelförmiges Raumschiff auftaucht, wird es von der US-Präsidentin zum Abschuss freigegeben. Nach dem geglückten Abschuss schlägt der Alienologe David Levinson vor, die Absturzstelle zu untersuchen. Dort können sie gerade eine geschlossene Kapsel bergen, als ein deutlich größeres Schiff eintrifft. Es zerstört die Mondbasis und tritt in die Erdatmosphäre ein. Durch seine enorme Größe mit einem Durchmesser von 5.000 Kilometer hat das Mutterschiff seine eigene Gravitation, sodass ganze Städte abheben, als es landet.

Levinson bietet für den Kampf gegen die Aliens seine Erfahrungen an, die er bei der ersten Invasion gesammelt hat. Unterstützt wird Levinson vom Alienologen Dr. Brakish Okun. Dylan Dubrow-Hiller tritt das Erbe seines Stiefvaters Captain Steven Hiller an. Die Tochter des ehemaligen Präsidenten Whitmore ist mit dem Ex-Kampfpiloten Jake verlobt. Dieser hatte seine Eltern während der ersten Alien-Invasion verloren und absolvierte anschließend eine Ausbildung beim Militär.

Von der inzwischen als Militärbasis für Alienangriffe ausgebauten Area 51 startet die erste Gegenoffensive der Menschen, die von Hiller angeführt wird. Sie stellen fest, dass sie nichts ausrichten können und erleiden schwere Verluste. Ein kleiner Verbund dringt in das Innere des Schiffs ein und wird dort durch eine elektromagnetische Schockwelle zum Absturz gebracht.

Währenddessen wird die geborgene Kapsel vom Mond untersucht. In ihrem Inneren verbirgt sich eine kugelförmige Raumsonde. Als sie aktiviert wird, erfahren die Menschen von den Plänen der angreifenden Aliens. Sie ziehen von Planet zu Planet, um aus deren Kernen Energie zu gewinnen, die sie für ihre Entwicklung benötigen. Mit diesem Wissen gehört die Spezies der Sonde zu den Feinden der Aliens. Sie hat zur Rettung der ausgelöschten Spezies zudem eine Rettungsmission gestartet und die Überlebenden auf einen sicheren Planeten gebracht. Ihre Mission war nun, die Erde zu evakuieren und wird damit zur Verbündeten der Menschen. Es handelt sich um die letzte ihrer Art.

Die Aktivierung der Sonde wird von der Alienkönigin registriert, welche sich nun mit einer Flotte von Alienjägern in Richtung Area 51 bewegt, um die Sonde zu vernichten …

Was zu sagen wäre

Eine Remake des 1996er-Klassikers. Auch wenn sich der Film die größte Mühe gibt, als notwendige Fortsetzung aufzutreten, kommt er doch nur mit dem Gleichen im neuen, digitalen Gewand daher. Da erfahren wir dann, wenig überraschend eigentlich, dass die Aliens eine Abart der interstellaren Comic-Nemesis Galactus aus dem MARVEL-Universum sind; sie reisen von Planet zu Planet und saugen ihm die Energie aus.

Wieder greifen die Aliens also an, wieder wachsen Übersehene über sich hinaus, wieder drehen die Alien-Wissenschaftler doll und gerieren sich wie Kinder, wieder werden ultimative Opfer gebracht, wieder steht die Welt in einer Stunde zusammen, in der sie keine Chance hat und wieder feuern Kampfpiloten und martialische Kämpfer Oneliner ab, als hätten sie eine Akademie für Comedians absolviert. Eine Fortsetzung also, auf die niemand gewartet hat, die keiner braucht. Aber Achterbahnen braucht – im Ernst  ja auch keiner. Beim zweiten mal kennt man die Magenumdreher-Stellen und beim dritten Besuch fällt auch ein neuer Looping kaum mehr auf.

Popcorn-Movie mit ALbert-Speer-Bombast

Kurz gesagt: Der Film macht Spaß! Sonst nichts. Die Witwe des verstorbenen Kampfpilotenhelden Steven Hiller, dem Will Smith vor 20 Jahren ewige Heldenstatur gegeben hat, hat es von der Prostituierten zur Chefärztin am Krankenhaus in Washington gebracht – ihr Sohn Dylan ist der neue Kampfpilot-Superstar. Der andere neue Kampfpilotheld, der schmucke Liam Hemsworth, klagt, dass er „gegen den Flugadel“ eben keine Chance bekomme. Darüber klagte vor 20 Jahren auch Steven Hiller/Will Smith; und nachdem der damals die Welt rettete, gehört heute also sein Sohn zum Adel und der weiße Haudegen fliegt Transportereinsätze. Die Zeiten ändern sich. Wer damals im Kino saß und sich amüsierte, kommt heute auf ein Hallo beim Klassentreffen vorbei und schaut mal, was aus den Figuren geworden ist.

Vor allem ist da Weltfrieden geworden. Der damalige Feind hat die Welt zusammenrücken lassen, alle Konflikte beendet und das große, friedliche Mit- und Nebeneinander begonnen – unter militärischer Leitung der USA, deren Präsidentin(!) die via Monitor dauernd zugeschalteten anderen Staatslenker wenigstens erst fragt, bevor sie dann schießt. Da feiert Roland Emmerich den äußeren Feind, den jede Gesellschaft braucht, um im Inneren zusammenzustehen und den jede Großmacht braucht, um die Schwächeren hinter sich zu scharen und zu lenken. Das endet bei Emmerich dann in Jubelfeiern zum 20-Siegestag über die Aliens, deren Bombast Albert Speer zur Ehre gereicht. Zum Glück greifen in dem Moment die Aliens wieder an.

Gucken, nicht denken

Stimmt schon: Was passiert in der befriedeten Gesellschaft, wenn kein äußerer Feind mehr da ist? Langeweile? Unruhe? Aufstände? Dem begegnet die (herrschende) US-Präsidentin mit weltweit übertragenem Jubelbombast, während sie ihre Generäle ein Raumschiff abschießen lässt, das zwar nicht so aussieht, wie das der damaligen Aliens, aber ein bisschen Krieg spielen fanden Emmerichs Genräle immer schon gut. Und dass das abgeschossene Raumschiff dann tatsächlich ein neuer, ein – wie sich herausstellt – hilfreicher Player im intergalaktischen Krieg ist, den man vielleicht besser nicht zerschossen hätte, ist dann auch gar nicht schlimm, denn da ist ja immer noch ein Buchhalter, der unbedingt Held werden will und Dr. Okun, der vor 20 Jahren von den Aliens getötet worden war und der jetzt von den Toten wieder aufersteht; war halt nur ein 20jähriges Koma – und die Fans, sagt Roland Emmerich in der SZ, wollten halt unbedingt Brent Spiner wiedersehen. So manche Links-Rechts-Kombination ist ja auch auf der Achterbahn redundant, macht aber so schön wooshi.

Einige Storylines laufen ins Leere, auch manche Figur ist ermüdend nur auf kurzen Effekt oder den asiatischen Markt konzipiert (eine asiatische Kampfpilotin, die nichts tut außer hübsch, arrogant und verfügbar zu sein, in die sich prompt ein frühreifer US-Pilot verknallt? Nun ja …) – dass Judd Hirsch als Jeff Goldblums jüdisch-nörgelnder Papa auftaucht, ist verständlich, aber überflüssig. Er nimmt sich in der Wüste einer Gruppe Kinder an, die ihre Eltern verloren haben; das soll irgendwie eine humane Note geben, wirkt aber, wie der hilflose Versuch, auch die Welt der verlorenen Seelen der Caravan-Cities, aus der im Original der Trinker und Held Russell Casse (Randy Quaid) stammte, in die Neuauflage zu integrieren.

So sinnvoll wie das jährliche Treffen der ganzen Familie

Roland Emmerich macht aus diesem Manko ein Plus. Die eigentlich überflüssigen Szenen mit Judd Hirsch geben dem Spektakel menschelnde Pausen. Und gemäß dem Motto Zeigen, was der Zuschauer noch nicht gesehen hat macht jetzt die Alien-Mother einen ausgedehnten Spaziergang durch die Wüste und haut allerlei zu Klump. Selbst die Entwicklung der beiden Heldenknaben, die sich anfangs nicht riechen können, nimmt einen unterhaltsamen Verlauf, Jeff Goldblum macht es sichtlich Spaß, seine Rolle 20 Jahre später zu karikieren und Emmerich lässt ihm den Raum dafür. Der Auftritt des siechen, vor 20 Jahren noch kernigen und im Dezember 2015 verstorbenen Robert Loggia sorgt für den Gänsehautmoment, der mir im Kinosaal das Gefühl gibt, an einem fröhlichen Familientreffen teilzunehmen.

Da erzählt Opa auch immer dieselben Geschichten, klagt Tante immer über zu viel Kalorien im Kuchen, jammert Mutti über Vati, der sein zuvieltes Bier aufmacht und sind die Nichten und Neffen immer präpotent nervig. Aber it’s all in the family.

Wertung: 3 von 8 €uro
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