IMDB

Plakatmotiv: Im August in Osage County (2013)

„Fuck Love“! Große Schauspieler
adeln ein boshaft wahres Drama

Titel Im August in Osage County
(August: Osage County)
Drehbuch Tracy Letts
nach ihrem eigenen Theaterstück
Regie John Wells, USA 2013
Darsteller

Meryl Streep, Julia Roberts, Chris Cooper, Ewan McGregor, Margo Martindale, Sam Shepard, Dermot Mulroney, Julianne Nicholson, Juliette Lewis, Abigail Breslin, Benedict Cumberbatch, Misty Upham, Will Coffey, Newell Alexander, Jerry Stahl u.a.

Genre Drama
Filmlänge 121 Minuten
Deutschlandstart
6. März 2014
Inhalt

Nach dem Tod von Beverly Weston kommt die Familie aus allen Himmelsrichtungen zurück nach Osage County. Mutter Violet, bissig und verbittert, trauert auf ihre eigene, unversöhnliche Weise, schluckt mehr Schmerzmittel als ihr gut tut und lässt an nichts und niemandem ein gutes Haar.

Plakatmotiv (US): Im August in Osage County (2013)In ihrem Haus im schwülheißen Oklahoma sind weder die drei Töchter noch die angeheiratete Verwandtschaft vor ihren Beschimpfungen sicher. So dauert es nicht lange, bis alte und neue Konflikte aufbrechen und man sich buchstäblich an die Kehle geht.

Für die Töchter Barbara, Karen und Ivy ist klar, dass etwas geschehen muss. Aber Violet ist längst nicht so hilflos, wie alle glauben. Besser als jeder andere durchschaut sie, was sich hinter den Kulissen abspielt. Und sie kennt auch die intimsten Familiengeheimnisse. Und von denen gibt es viele. Und sie alle werden in diesen drei Tagen bei 40 Grad Celsius aufgedeckt …

Was zu sagen wäre

Fuck Love!" sagt Barbara, die Älteste, als die Brüche in der Familie nicht mehr zu verdecken, nicht mehr zu kitten sind. Alles eine bittere Illusion. „Misery loves Family" zynelt das Kinoplakat. You know what: All das bietet dieser Film.

Anfangs dachte ich, na, da muss der Regisseur ja nur die Kamera laufen und diese Top-Schauspieler aufeinander los lassen; und wahrscheinlich hätte das auch gelangt. Aber John Wells macht dann doch mehr und gibt diesem beklemmenden Drama den engen, weiten, kleingeistigen, großartigen Rahmen, den es im Kino benötigt. Niemand kommt ungeschoren davon.

Meryl Streep als verbitterte Giftspritze ist einzigartig (Die eiserne Lady – 2011; Julie & Julia – 2009; Von Löwen und Lämmern – 2007; Der Teufel trägt Prada – 2006; Robert Altmans Last Radio Show – 2006; Der Manchurian-Kandidat – 2004; Die Brücken am Fluss – 1995; Am wilden Fluss – 1994; Das Geisterhaus – 1993; Der Tod steht ihr gut – 1992; Jenseits von Afrika – 1985; Der Liebe verfallen – 1984; Kramer gegen Kramer – 1979; Manhattan – 1979; Die durch die Hölle gehen – 1978).

Julia Roberts als älteste Tochter, als große Enttäuschung, als verlassene Ehefrau ist überirdisch – nebenbei sitzt man atemlos davor und sieht ihr dabei zu, wie mühelos sie den Sprung von den zahllosen Mädchen– zu den raren Frauenrollen absolviert hat (Spieglein Spieglein – Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen – 2012; Larry Crowne – 2011; "Eat Pray Love" – 2010; Valentinstag – 2010; Duplicity – 2009; Der Krieg des Charlie Wilson – 2007; Ocean's Twelve – 2004; Hautnah – 2004; Mona Lisas Lächeln – 2003; Geständnisse – Confessions of a Dangerous Mind – 2002; Voll Frontal – 2002; Ocean's Eleven – 2001; America's Sweethearts – 2001; Erin Brockovich – 2000; Die Braut, die sich nicht traut – 1999; Notting Hill – 1999; Seite an Seite – 1998; Fletchers Visionen – 1997; Die Hochzeit meines besten Freundes – 1997; Alle sagen: I love you – 1996; Michael Collins – 1996; Mary Reilly – 1996; Power of Love – 1995; Prêt-à-Porter – 1994; I love Trouble – Nichts als Ärger – 1994; Die Akte – 1993; The Player – 1992; Hook – 1991; Entscheidung aus Liebe – 1991; Der Feind in meinem Bett – 1991; Flatliners – 1990; Pretty Woman – 1990; Magnolien aus Stahl – 1989; Pizza, Pizza – Ein Stück vom Himmel – 1988). Jede und Jeder der Schauspieler kann hier glänzen – am wenigsten noch können die Blockbuster-Stars Ewan McGregor und Benedict Cumberbatch aus ihren Rollen machen (was aber an den Rollen liegt), aber sie füllen sie qua Ihres Namens mit der Präsenz, die die Figuren nötig haben – auch das muss ein Castingbüro können.

Kinoplakat (US): Im August in Osage County"August: Osage County" ist ein Drama über … das Leben als solches. Im Zentrum stehen Verletzungen, die Kinder ihren Eltern antun. Zu oft wird an solcher Stelle einfach gesagt „You hurt me!“ und Tochter/Sohn sagt dann „I am sorry, Mom …" und dann ist alles gut, aber das, was da verletzt wurde, bleibt dann ungesagt. Aber hier spielt Meryl Streep die Mutter, die ein Drachen ist und wahrlich wenig Grund hat, auf die Liebe ihrer Töchter zu pochen.

Aber sie wirft ihnen dann doch vor, dass sie mit ihrem Mann sechs Jahre in einem Auto gelebt hätte, bis der Mann/Vater es zu was gebracht hatte und die Töchter deswegen aufs College konnten, was die als selbstverständlich sahen, ohne die Mühen dahinter zu sehen. ∂as sind nur ein paar Sätze im Drama, aber sie drehen eine Klischee-Figur komplett um. Eine ähnliche Szene bekommt Margo Martindale, die Streeps schwester spielt und ihrer Nichte, der kaum eine Lebensverirrung fremd ist, tatsächlich erklären muss, dass sie nicht immer die fette, nette Tannte Mattie fay war, sondern einstmals jung war und schön – und deswegen Fehler gemacht hat. Fehler, die die Nichte heute für sich wie selbstverständlich in Anspruch nimmt.

Niemand ist ohne Schuld. Oder: Wer ohne fehl ist, der werfe den ersten Stein.

"August: Osage County" ist einer der großen Schauspielerfilme in diesem Jahr; einer, der deutlich macht, dass das Leben endlos ist, es immer weiter geht und die Menschen viel zu langsam lernen, weil sie, anstatt zu leben, sich dauernd die Wunden vergangener Zeiten lecken wollen.

Groß!

Wertung: 8 von 8 €uro
IMDB