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Kinoplakat: Hotel Lux
Ein ehrbares Unterfangen, das
an seinem Anspruch scheitert
Titel Hotel Lux
Drehbuch Leander Haußmann
nach Motiven von Uwe Timm + Volker Einrauch
Regie Leander Haußmann, Deutschand 2011
Darsteller

Michael Herbig, Jürgen Vogel, Thekla Reuten, Valeriy Grishko, Alexander Senderovich, Juraj Kukura, Thomas Thieme, Gennadi Vengerov, Josef Ostendorf, Sebastian Blomberg, Sibylle Canonica, Axel Wandtke, Steffi Kühnert, Robert Dölle, Daniel Wiemer u.a.

Genre Komödie
Filmlänge 102 Minuten
Deutschlandstart
27. Oktober 2011
Inhalt

Der Film beginnt im Jahr 1938 und handelt von dem Kabarettkomiker Hans Zeisig, der sich mit einer überzogenen Hitler-Parodie einen Fehltritt erlaubt und spontan nach Moskau fliehen muss. Dort kommt er im Hotel Lux unter, einem Zufluchtsort für kommunistische Funktionäre.

Die erste Ernüchterung kommt durch die kafkaeske Erkenntnis, dass er für alles einen „Propusk“ (Passierschein) benötigt. Ein Missverständnis macht ihn dort prominent, denn man glaubt, dass er der Leibastrologe Adolf Hitlers sei. In dem Hotel wohnen Dissidenten und vor allem deutsche Exil-Kommunisten, die meist für die Kommunistische Internationale arbeiten. Einige von ihnen werden später sehr große Bekanntheit erreichen, sind aber zu diesem Zeitpunkt noch einigermaßen unbekannt.

Ihm stellen sich unter anderem Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht und Kurt Funk (Herbert Wehner) vor. Schnell begreift Zeisig, dass Trotzkisten oder auch solche, die nur Kontakt zu anderen in Ungnade gefallenen Kommunisten wie Nikolai Iwanowitsch Bucharin hatten, gefährlich leben. Meist wird nachts an die Tür geklopft, um die unliebsamen Gäste abzuholen. Zeisig hat das Glück, auf dem Flügel für Funktionäre zu wohnen, und wird auf die Datscha von Josef Stalin gefahren. Dieser will ihn befragen, ob er mit Adolf Hitler verhandeln solle. Der Schauspieler Zeisig hinterlässt einen guten Eindruck und erhält dafür den Druschba-Orden (Orden der Freundschaft).

Hans sucht in seinem früheren Bühnenpartner Siggi Meyer und der Untergrundkämpferin Frida Unterstützung und versucht der Situation mit allen Mitteln zu entfliehen …

Was zu sagen wäre

Deutsche Komödien werden gerne über eine Verwechslung erzählt. Diese hier ist so gewaltig, dass man ihr kaum folgen mag, aber gerade deshalb ist sie so zwingend. Stalin hält einen kleinen Schauspieler für den leibastrologen Adolf Hitlers? Was hat dieser Russe denn für einen Geheimdienst?

Hans Zeisig erzählt seine Geschichte auf dem Dach des Hotel Lux kauernd in einer langen Rückblende, was Script und Regisseur ermöglicht, die trockene historische Politik durch launige Kommentare Zeisigs aufzulockern. Einem Großteil der heutigen Kinogeneration sagen die namen der Leute, die in diesem Hotel wohnen, höchstens noch was aus dem Geschichtsunterricht – wenn sie da nicht gerade auf dem Klo waren – also lockert Zeisig das Personentableau mit lockerer Wortwahl auf. Das ist auch deshalb nötig, weil es nicht voran geht in diesem Hotel; so wie dort alle unablässig darauf warten, dass endlich die Revolution losgeht, warten auch die Zuschauer darauf, dass endlich mal was passiert denn seit zeisig aus Berlin raus ist, ist nicht mehr viel passiert – bis er dann auf diesem Dach hockt. Aber das zählt dann auch schon zur kinodramturgisch notwendigen Showdown-Action.

Michael „Bully“ Herbig in der Rolle des Zeis ist sehr gut. Im Kino allerdings hat es hörbar für Enttäuschung gesorgt, als manche Zuschauer feststellten, dass sie gar nicht in einem typischen Bully-Film sitzen („Wickie und die starken Männer“ – 2009; „Die Geschichte vom Brandner Kaspar“ – 2008; (T)Raumschiff Surprise - Periode 1 – 2004; Knallharte Jungs – 2002; Der Schuh des Manitu – 2001). Die melodramatische Politnummer kaufen sie ihm nicht ab – unabhängig davon, dass er sich wacker gegen Großmimen wie Jürgen Vogel („Die kommenden Tage“ – 2010; „Männersache“ – 2009; „Die Welle“ – 2008; „Ein Freund von mir“ – 2006; „Der freie Wille“ – 2006; „Barfuss“ – 2005; Good Bye Lenin! – 2003; Nackt – 2002; Manila – 2000) schlägt.

Es ist die scheinbare Wahllosigkeit, die Leander Haußmanns Film aus den Fugen hebt. Was will er eigentlich? Hier fröhliche Tanzrevue, im nächsten Moment werden Menschen deportiert oder einfach erschossen, eben noch der platte Gag, jetzt hohe, historisch verbürgte Politik. Irrwitziges wechselt mit Sequenzen, bei denen dem Zuschauer das Lachen im Halse stecken bleiben dürfte. Das ist ein ehrbares Unterfangen, die brutale Historie spürbar zu machen, indem man leichtgängigen Boulevardzucker darüber streuselt. Aber es ist ein spürbar bemüht ehrbares Unterfangen.

Dem Film fehlt die lockere Hand eines souveränen Regisseurs. Oder ihm fehlt die Strenge eines politischen Dramas. Auf jeden Fall fehlt dem Film etwas.

Wertung: 4 von 8 €uro
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