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Kinoplakat: Harry Potter und der Feuerkelch
Nummernrevue mit Zauberstab,
Herzrasen und Over-Acting
Titel Harry Potter und der Feuerkelch
(Harry Potter and the Goblet of Fire)
Drehbuch Steve Kloves
nach dem gleichnamigen Roman von Joanne K. Rowling
Regie Mike Newell, UK, USA 2005
Darsteller Daniel Radcliffe, Rupert Grint, Emma Watson, Robbie Coltrane, Ralph Fiennes, Sir Michael Gambon, Brendan Gleeson, John Isaacs, Alan Rickman, Dame Maggie Smith, Gary Oldman, Tom Felton, Stanislav Ianevski, Katie Leung, Matthew Lewis, Timothy Spall, Robert Pattinson, Clémence Poésy, Pedja Bjelac, Frances de la Tour, Roger Lloyd Pack, Miranda Richardson, David Tennent u.a.
Genre Fantasy
Filmlänge 157 Minuten
Deutschlandstart
16. November 2005
Website carlsen-harrypotter.de
Inhalt

Die Zaubererwelt fiebert der Quidditch-Weltmeisterschaft entgegen. Aber es schaffen gerade mal die Iren gegen die Bulgaren anzutreten. Im Anschluss treten die Totesser gegen die wehrlosen Zauberer an. Die Party zur WM-Premiere wird gnadenlos niedergemacht von Todessern und einem geheimnisvollen Zauberer. Harry Potter überlebt den Angriff knapp, ein paar seiner Schlachtenbummler-Gefährten nicht.

Per Hogwarts-Express werden Potter und seine verbliebenen Freunde in die Zaubererschule verfrachtet, wo sie alle einigermaßen sicher sein sollten. Hier wartet Direktor Albus Dumbledore gleich mit der nächsten Überraschung auf: Hogwarts soll das diesjährige Trimagische Turnier ausrichten – das Turnier dreier Zaubererschulen, zu welchem je ein Schüler entsandt wird. Und die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der beiden anderer Schulen sind auch schon eingetroffen.

Der magische Feuerkelch soll die Teilnehmer ermitteln – Bedingung: Man muss älter sein als 17 Jahre und ein Zurück gibt es nicht. Wen der Kelch aus den Bewerbungen auswählt, m-u-s-s antreten! Drei wählt der Kelch: Fleur Delacourt von der Beauxbatons-Akademie, Viktor Krum aus den Reihen der grüblerischen Durmstrang-Jungen und Cedric Diggory von Hogwarts.

Und Harry Potter von Hogwarts.

Aber Harry hatte sich gar nicht beworben., Er ist ja auch noch nicht einmal 17. Er hat keine Ahnung, was passiert ist und alle anderen feinden ihn an, glauben, er wolle sich wichtig machen, seinen Ruhm auskosten als derjenige, welcher Du-weißt-schon-wer überlebt hat. Dieser bereitet ihm noch heute Albträume, aus denen er regelmäßig schweißgebadet erwacht. Aber die bösen Gefühle halten nicht lange, denn die erste Aufgabe des Trimagischen Turniers wartet: Ein Drache, der gefährliche Hornschwanz, muss besiegt werden, um an das Goldene Ei mit dem wichtigen Rätsel zu kommen.

Harry bereitet sich vor – erst der Drache, dann in die Tiefen eines Sees tauchen und schließlich den Weg durch ein Labyrinth finden, das ein seltsames Eigenleben entwickelt. Doch richtig Angst und Bange wird ihm genau genommen erst vor der größten Herausforderung überhaupt: Wie soll er eine Tanzpartnerin finden, die ihn auf den Weihnachtsball begleitet?

Drachen, Wasserdämonen und Grindelohs erledigt Harry mit links – doch der Angstschweiß steht ihm auf der Stirn, als er die schöne Cho Chang bittet, mit ihm auf den Weihnachtsball zu gehen. Und wenn Ron nicht so abgelenkt wäre, würde er merken, dass sich seine Gefühle für Hermine verändert haben.

Unbeobachtet von allen kämpft sich der finstere Lord zurück ins Leben. Er wartet schon auf Harry. Gleich hinter dem Labyrinth …

Was zu sagen wäre

Man kann es ja nicht verhindern, dass eine so erfolgreiche Buchreihe verfilmt wird. Schon gar nicht mittendrin an der Stelle, wo sich die Autorin der Vorlagen eingegroovt hat und die Produzenten erfolgreich gemerkt haben, dass ein Kindergarten-Regisseur wie Chris Columbus (Teile I und II) nicht der Richtige ist, die Bücher zu verfilmen. Teil IV hat Mike Newell (Mona Lisas Lächeln 2004; „Vier Hochzeiten und ein Todesfall” – 1994; „Verzauberter April” – 1992) umgesetzt. Er hat sich mit Patrick Doyle einen eigenen Komponisten mitgebracht, der das John Williams'sche Grundthema behält und weiter entwickelt und er hat die großartigen (digitalen) Außen-Kulissen aus dem dritten Teil übernommen.

Fliegende Kamera durch ein Potter-Reader's-Digest

Zum Fantasy-Kino passt der Bigger-than-Life-Auftritt und da greift Newell in die Vollen: Hinreißende Kameraflüge (aus dem Computer) treiben uns durch die trimagischen Aufgaben, atemberaubende Action entwickelt sich beim Kampf zwischen Harry und dem Drachen, zauberhafte Wesserelfen treiben die Spannung und ein gänsehauttreibender Mad-Eye Moody lässt uns applaudieren. Aber der Film ist wie sein (guter) Vorgänger wenig mehr als eine Nummernrevue der besten Szenen der Buchvorlage – ein Reader's Digest von Harry Potter & der Feuerkelch.

Der Schauplatz der Quidditch-WM ist ebenso großartig wie verschenkt. Kaum sind Stadion und Spieler vorgestellt geht es auch schon atemlos in den Hogwarts Express und atemlos zu den konkurrierenden Schülern – ziemlich albern geraten ist der Auftritt der „schönen jungen Damen von Beauxbatons” – und schnellschnellweiter … wir haben doch keine Zeit. Obwohl der Film stolze 157 Minuten dauert.

Das Personal vor der Kamera trübt den Eindruck

Langweilg wird's nie. Nervend schon eher. Rupert „Ron” Grint hat wieder nichts dazu gelernt, Daniel „Harry” Radcliffe ist farblos wie in den Vorgängern, Emma „Hermine” Watson wenigstens ist entzückend wie immer. Ralph Fiennes als schlangennasiger Wiedergänger Voldemort kann noch nicht viel zeigen, ist aber, wie es zu erwarten war, zum heiser krächzenden over-acting angehalten. Ich frage mich bei solchen Aufführungen immer, ob es eigentlich Not tut, als behauptet „Unbesiegbarer” so großspurig anzugeben. Reicht es nicht, mit souverän sonorer Stimme den lästigen Brillenträger in die Enge zu treiben?

Eine Enttäuschung ist „Fleur Delacourt” und das ist nicht die Schuld von Clémence Poésy, die sie spielen muss. Hier hat die Besetzung geschlampt. Ein Mädchen, das als derart schön beschrieben wird, dass alles um sie herum erstrahlt (ich darf nur mal an ihre – beschriebene – Erscheinung im Roman Harry Potter und der Halbblut-Prinz erinnern), darf nicht derart farblos besetzt werden. Pardon Mademoiselle.

Dauernde Action verhindert Entwicklung

Warum Nebenfiguren wie Rita Kimkorn oder Wurmschwanz oder Lucius Malfoy angehalten sind, wie Knallchargen aufzutreten inklusive übertriebenem Augenrollen, schrillen Stimmwechseln und übertriebener Gestik, ist mir ein Rätsel. Wahrscheinlich hat J.K. Rowling herself gesagt, sie will das so haben, weil sie das für besonders lustig hält; prompt weiß der Film die Balance nicht zu halten zwischen Klamotte, Thriller und Fantasy.

Mike Newell hat einige Traditionen von seinem Vorgänger auf dem Regiestuhl weiter geführt: Harrys verfettete Stief-Familie, die Dursleys, tauchen gar nicht auf, die Punktevergabe fliegt raus und Quidditch wird, wie gesagt, eher pflichtschuldigs angeschnitten. Leider fällt auch so manch Anderes der der dauernden Action zum Opfer und so kann von einer sich entwickelnden Dramaturgie nicht die Rede sein. Die Eifersucht Harrys auf Cedrick, die im Buch eine wichtige Motivation bildet, fällt hier flach, Cedrick wird dadurch zu einem lahmen Schönling mit College-Boy-Grinsen.

Alles in allem also eine überflüssige Verfilmung wie so oft, aber als schnelles Nachschlagewerk (in welchem Potter war noch mal die Geschichte mit …) geeignet und mit Bildern versehen, die auf der Cinemascope-Leinwand – wenigstens – noch lange in Erinnerung bleiben. Chapeau dafür!!

Wertung: 4 von 6 €uro
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