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Plakatmotiv: Green Lantern (2011)

Mangelhaftes Script
Schlechte Akteure

Titel Green Lantern
(Green Lantern)
Drehbuch Greg Berlanti & Michael Green & Marc Guggenheim & Michael Goldenberg
nach dem Comic-Character von DC-Comics
Regie Martin Campbell, USA 2011
Darsteller

Ryan Reynolds, Blake Lively, Peter Sarsgaard, Mark Strong, Tim Robbins, Jay O. Sanders, Taika Waititi, Angela Bassett, Mike Doyle, Melanie Hebert, Nick Jandl, Dylan James, Gattlin Griffith, Jon Tenney, Leanne Cochran, Temuera Morrison, Jeff Wolfe, Lena Clark, Jenna Craig u.a.

Genre Comic-Verfilmung
Filmlänge 114 Minuten
Deutschlandstart
28. Juli 2011
Inhalt

Alle halten ihn für ein Arschloch – ein unzuverlässiges Arschloch, dass sich vor jeder Verantwortung drückt; aber er ist ein herausragender Testpilot. Hal Jordan ist der erste, der all dies sofort unterschreiben würde. „Wenn ich etwas wirklich gut kann, dann ist das Fliegen!”, sagt das selbstgefällige Arschloch. Und dann wird er von einer grünen Macht zu einem sterbenden Außerirdischen gezwungen, der auf der Erde gestrandet ist. Der drückt Hal einen grünen Ring in die Hand, sagt, der Ring habe ihn, Hal, ausgesucht und, dass das eine große Verantwortung und Ehre sei und dass er die Batterie nicht vergessen solle, die im Wrack steht … und dann stirbt er.

Hal weiß zunächst mit dem Ring nichts anzufangen, wird dann aber – von einem mächtigen grünen Energiefeld – auf den fernen Planeten Oa geschossen, wo er die Hintergründe zu seinem Ring erfährt: Es gibt da ein Green-Lantern-Corps, das das Universum in 3.600 Sektoren aufgeteilt hat. Pro Sektor eine Lantern zum Schutz des Sektors. Stirbt diese, sucht sich der Ring einen neuen Träger aus diesem Sektor. Den Ring wiederum haben die Beobachter konstruiert, unsterbliche Wesen, denen das Wohl des Universums am Herzen liegt; sie schufen den Ring aus der grünen Energie des freien Willens – der als „stärkste Kraft im Universum” apostrophierten Energie. Dagegen steht die – ebenso nahezu unbezwingbare – gelbe Kraft der Angst.

Diese gelbe Kraft beherrscht Paralax, ein mächtig böser, mächtig großer Zeitgenosse, der den Tod jenes Außerirdischen verantwortet, der auf der Erde in Hal Jordans Nähe aufschlug. Während nun Paralax dabei ist, den Corps der Green Lanterns zu zerstören und Oa zu vernichten, zeigen die Green Lanterns ihrem neuen Mitglied dessen Grenzen auf, sodass der bald die Schnauze voll hat und – wieder mal – vor der Verantwortung abhaut. Auf der Erde hat unterdessen die NSA das Raumschiff und den toten Alien gesichert und untersuchen lassen.

Diese Untersuchung führte Hector Hammond durch, guter Wissenschaftler, vor allem aber Sohn von Senator Hammond, der in Verteidigungsfragen der USA ein wichtiges Wort spricht und eng mit dem Industriellen Carl Ferris arbeitet, der gerade den neuesten, unbesiegbaren Kampfjet an die Regierung verkaufen möchte. Für Carl Ferris arbeitet Hal Jordan als Testpilot und lebt in einer Art On-Off-Beziehung mit Carl Ferris' ebenso schöner wie geschäftstüchtiger Tochter Carol.

Hector nun wird bei den Alien-Untersuchungen infiziert und verwandelt sich. Ein wenig „Paralax” wächst in ihm heran. Hal ist mittlerweile wieder auf der Erde und rettet in seinem grünen Kostüm mithilfe seines Rings eine Cocktailparty Carl Ferris' vor einem abstürzenden Helikopter. Ein Held ist geboren und macht Schlagzeilen.

Während Carol, die Hal hinter der Maske natürlich gleich erkannt hat, versucht, mit dieser neuen Entwicklung umzugehen, kämpft Hector erst gegen, dann aber sehr bald mit der gelben Energie, mit der er sich infiziert hat und dann taucht schließlich Paralax höchstselbst am Himmel auf, um sich an der Angst der sieben Milliarden Menschen zu laben und später einen verwüsteten Stein namens Erde zurückzulassen …

Kinoplakat (US): Green Lantern

Was zu sagen wäre

In einer Zeit (Sommer 2011), in der die Marvel-Studios mit Macht und Iron Man, Thor und Captain America die Leinwände mit anspruchsvoller Comic-Verfilmung beherrschen, kommt diese Green-Lantern-Verfilmung (aus dem Konkurrenz-Comic-Universum DC) ein wenig wie Kleinkinder-Geburtstag daher. Nichts an diesem Film ist echt. Und das will bei einer Superhelden-Story schon was heißen.

Ein gelackter Ryan Reynolds mit schlecht geklebtem Haupthaar

Die Marvel-Filme machen vor, wie man im Universum der Superhelden glaubwürdige, in sich stimmige Figuren schafft. Da kommt hier der gelackte Ryan Reynolds (Selbst ist die Braut – 2009; X-Men Origins: Wolverine – 2009; Blade: Trinity – 2004) im lebendig schimmernden CGI-Kostüm und schlecht geklebtem Haupthaar in einer Welt daher, der man die knallgrüne Wandbespannung im Trickstudio jederzeit anmerkt. Und dann jammert er ununterbrochen, dass er nicht will, nicht kann und Angst hat und also ein Versager sein muss.

Okay: Kino muss für jede Generation neu erzählen, dazu gehören dann auch manche Kalendersprüche, im Film meist vom Vater an den Sohn weitergegeben („Weißt du, mein Junge …”). Dass allerdings "Angst haben" zum Heldenleben dazu gehört wie die geheime Identität, das ist längst allseits von Alt und Jung erkanntes Kulturgut der westlichen Hemisphäre. Aber "Green Lantern" verkauft uns die Erkenntnis, dass sich ein Held erst als solcher auszeichnet, wenn er den Mut aufbringt, seine Angst zu bekämpfen, als die alles entscheidende Erlösung in Hero's Journey.

Kinoplakat (US): Green LanternJunge Frauen für komische Männer

Was eine erfolgreiche Schönheit wie Carol Ferris, eindimensional schön dargestellt von der bisweilen bezaubernden Blake Lively, an dieser Hal-Jordan-Type finden mag, wird nicht erklärt ("The Town – Stadt ohne Gnade" – 2010; Pippa Lee – 2009). Der Zuschauer – zumeist männlich, zumeist pubertär – muss es halt hinnehmen. Es gab mal eine Zeit, da war das auch schon so und wurde aber hingenommen, weil man(n) es noch nicht besser wusste. Das war die Zeit, als nicht mehr 60jährige Hollywoodstars Männer verkörperten, denen reihenweise die 30-jährigen Frauen wie selbstverständlich zu Füßen lagen. Es waren die 1980er Jahre.

Da waren Frauen und Männer schon eher mal gleich alt – insgesamt aber auch schon der Zielgruppe angepasst jünger –, die Frauen allerdings hingen immer noch Halt suchend an der Schulter des Mannes, der breitbeinig jeder Gefahr mit erigierter Kanone die Stirn bot. So wirkt das ganze Script zu diesem Green-Lantern-Spektakel: Wie aus einer Zeitkapsel gefallen, als welke es seit Ende der 1970er Jahre in der Schublade eines Hollywood-Produzenten, weil für das Grobgerüst der Story erst die zeitgemäße Ausgestaltung und später die Tricktechnik fehlte.

Eine fragwürdige Moral des Green-Lantern-Corps

Jetzt, wo seit Spider-Man und X-Men (seit der Jahrtausendwende) Superhelden auf der Leinwand erfolgreich sind – manchmal auch wegen ihrer schwarz-weiß-Gut-Böse-Schemata – jetzt konnte dieses welke Script endlich umgesetzt werden; vielleicht hieß der Held nur damals nicht Green Lantern, sondern war integrer Architekt eines kunstvollen Skyscrapers im Erdbebengebiet am Rande eines Vulkans, der im Rahmen eines Katastrophenmovies über sich selbst hinaus wächst und … so weiter und so weiter.

Fragwürdig im Green-Lantern-Universum ist die Moral des grünen Corps, das doch füreinander einsteht und das Universum schützen soll. Und dann kommt die Green Lantern der Erde, bittet um Hilfe gegen den alles verschlingenden, auch Oa bedrohenden Paralax … und der Lantern-Corps sagt "Och nö … mach Deine Weltenrettung alleine!"

Da kann die Welt aber schon froh sein, dass sich das machtvolle, von gelber Angst ernährende, gigantische Wesen namens Paralax offenbar im Schneckentempo durchs All bewegt. Während Hal Jordan im Laufe des Films zweimal die Strecke Erde – Oa – Erde bewältigt – und wir reden hier von Welten, die in unterschiedlichen Galaxien liegen, also von einer ziemlichen Strecke – kommt Paralax den ganzen Film über nicht mal aus unserem Sonnensystem heraus; und wird am Ende einfach in die Sonne geworfen, wo es dann verbrennt?? Also, bitte!

Der Film "Green Lantern" hat seine Momente, die Spaß machen, aber diese breitgetretene Moral aus dem Glückwunschpostkartenuniversum ist dann doch schwer zu ertragen.

Wertung: 2 von 7 €uro
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