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Kinoplakat: Gran Torino

Große Gefühle
von Clint Eastwood

Titel Gran Torino
(Gran Torino)
Drehbuch Nick Schenk + Dave Johannson
Regie Clint Eastwood, USA 2008
Darsteller Clint Eastwood, Christopher Carley, Bee Vang, Ahney Her, Brian Haley, Geraldine Hughes, Dreama Walker, Brian Howe, John Carroll Lynch, William Hill, Brooke Chia Thao, Chee Thao, Choua Kue, Scott Eastwood, Xia Soua Chang, Sonny Vue, Doua Moua u.a.
Genre Drama
Filmlänge 116 Minuten
Deutschlandstart
5. März 2009
Inhalt

Walt Kowalski. Rentner, Witwer. Korea-Veteran. Verbittert. Er ist der letzte in seinem Detroiter Vorort-Viertel. Seine ehemaligen Kollegen, seine Kumpel sind lange weggezogen oder längst verstorben. Um Walt herum wohnen … Asiaten. Für Walt gleich bedeutend mit Abschaum … „Bambusratten”. Aber Walt hat immer hier gelebt, hat in den Goldenen 70er Jahren hier Fords zusammen geschraubt. War hier mit seiner Frau glücklich. Also, warum sollte er hier weg? Er war zuerst hier!

Aber jetzt, wo gerade seine Frau verstorben ist und der 27-jährige Pfarrer ihm auf den Geist geht, die Asiaten von nebenan offenbar ein Familienfest nach dem anderen feiern – „Wie viele Bambusfresser gehen denn da noch rein in dieses Haus?” – wo seine eigenen Söhne ihn behandeln, wie einen sabbernden Lappen und ihn Erbgierig am liebsten ins Heim abschieben würden, und wo Schlitzaugengangs seinen Rasen betreten und die Gartenzwerge zerdeppern, ist es Zeit, gerade zu stehen: „Kennst Du das Gefühl, einem Typen gegenüberzustehen, der nicht wankt? So einer bin ich!”

Weil Walt nicht weicht, sich statt dessen Respekt verschafft, wird er vom asiatischen Umfeld als Held gefeiert und liebevoll umsorgt. Was Walt überhaupt nicht passt. Aber der Erstkontakt ist hergestellt – zum Nachbarsjungen Thao, der erst Walts Ford Gran Torino klauen will und sich dann entschuldigen muss und zu dessen smarter Schwester Sue, die Walt chrmant den Kopf gerade rückt und sich dafür allerlei Beleidigungen einhandelt …

Was zu sagen wäre

Es gibt zwei Szenen, in denen könnte Walt Kowalski genauso gut „Go ahead! Make my day!” sagen – so wie einst sein (Dirty) Harry Callahan. Um so erstaunlicher ist die Entwicklung der gesamten Story.

Wieder bleibt Clint Eastwood auf seinem Regiestuhl („Der fremde Sohn” – 2008; „Flags of Our Fathers” – 2006; „Million Dollar Baby” – 2004; Mystic River – 2003; Space Cowboys – 2000) extrem gelassen, verzichtet auf Sperenzchen, und erzählt seine Story mit Kamera auf Augenhöhe, auf der schon Howard Hawks seine besten Werke abgedreht hat. „Gran Torino” hätte leicht in sozialen Randgruppenkitsch entgleiten können, zu fett prangt die Message von Anfang an am Bildrand; denn natürlich wird sich Walt Kowalski, der sich eingangs als rechtschaffendes Arschloch geriert, dem man nur bedingt Sympathie entgegen trägt, es sei denn die, dass er doch Clint Eastwood ist, entwickeln, wird Freundschaft schließen, lernen. Genauso, wie seine Nachbarn das auch tun werden. Dies wissend, vertraut Eastwood ganz auf das stimmige Drehbuch, seine Gelassenheit auf dem Regiestuhl und auf sein Publikum.

Es gibt jede Menge Oneliner, unerwartete Lacher und einige Jawoll-gibs-dem-Drecksack-Szenen. Denn Walt Kowalski ist zwar ein Arsch, das aber nachvollziehbar. Nicht zufällig hat Easzwood Szenen bei einem Friseur eingebaut, die das Arschloch-Image brechen. Beide, Walt und Martin, der Friseur, schnauzen sich ununterbrochen an – aber liebevoll und mit Respekt. Das gibt seinem harten Knurren gegen die Nachbarn einen anderen Schlag. Eigentlich will Walt nur in Ruhe gelassen werden; und das kann man ja auch verstehen. Und wer bestreitet, dass nicht auch in ihm ein bisschen Walt Kowalski steckt, der/die lügt. So treibt dieses Vorstadt-Drama seinem ultimativen Ende entgegen, mit dem Eastwoods eingangs erwähnter Harry Callahan gar nicht zurecht käme.

Großen, reifes, gefühlvolles Kino mit vielen Wahrheiten.

Wertung: 6 von 6 €uro
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