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Kinoplakat: Good bye, Lenin!
Ein Schwanengesang
mit einigen Glucksern
Titel Good bye, Lenin!
Drehbuch Bernd Lichtenberg + Wolfgang Becker
Regie Wolfgang Becker, Deutschland, Türkei 2003
Darsteller Daniel Brühl, Katrin Saß, Chulpan Khamatova, Maria Simon, Florian Lukas, Alexander Beyer, Burghart Klaußner, Christine Schorn, Michael Gwisdek u.a.
Genre Drama, Komödie
Filmlänge 121 Minuten
Deutschlandstart
13. Februar 2003
Inhalt

Ost-Berlin in den 70ern: Alex' Vater macht rüber in den Westen. Seine Mutter bleibt allein mit zwei Kindern zurück, wird aus ihrem Schuljob geschmissen und verschreibt sich fortan ganz dem strammen Sozialismus, wird stolze DDR-Mutter. Am 7. Oktober 1989 findet sie ihren Jungen, Alex, auf einer Demo gegen Honecker und Vaterland, erleidet einen Herzinfarkt – und fällt ins Koma. Und dann wird Geschichte gemacht. Alex, mittlerweile 21 Jahre alt, stolpert in die Welt aus Hamburger, Coca Cola und „Dee-Mark”. Seine Mutter verschläft das alles.

Acht Monate später, wie durch ein Wunder, wacht sie wieder auf. Sie ist weiterhin sehr schwach, darf sich „um Himmels willen” nicht aufregen, sagt der Arzt. Sie hat nicht miterlebt, wie West-Autos und Fast-Food-Ketten den Osten überrollen, wie Coca Cola Jahrzehnte des Sozialismus einfach wegspült, wie man hastig zusammenwachsen lässt, was zusammengehören soll. Um seine Mutter zu retten, muss Alex nun auf 79 Quadratmetern Plattenbau die DDR wieder auferstehen lassen. Seine Schwester ist gar nicht begeistert: Die allein erziehende Mutter der zweijährigen Paula hat ihr Studium geschmissen, hat bei Burger-King angeheuert und da ihren neuen Freund kennen gelernt – einen Wessi.

Aber auch Alex hat neue Freunde – Denis zum Beispiel, Hobby-Filmer, der von der großen Regie-Karriere träumt. Alex' neue Freundin, die russische Lernkrankenschwester Lara, hilft, wo sie kann, begeistert aber ist sie nicht, dass Alex seiner Mutter was vorlügt. Nur einige der Hausbewohner sind glücklich, für Alex' Mutter die alte DDR wieder auferstehen zu lassen, die ihnen der Kapitalismus genommen hat – samt Job.

Anfangs, als Mutters Radius sich auf ihr Schlafzimmer begrenzt, ist alles recht einfach, mal abgesehen von all den guten Ost-Produkten, die mit dem Land untergegangen sind – Kaffee heißt jetzt Jacobs, „Spreewald”-Gurken heißen jetzt Hengstenberg, Rotkäppchen-Sekt wurde von Henkell überflutet. Und als Mutter mal wieder fernsehen möchte, kann Kumpel Denis, der Hobbyregisseur einspringen und die alte Nachrichtensendung „Aktuelle Kamera” wieder aufleben lassen.

Aber irgendwann – in einem unbeobachteten Moment – geht Mutter runter auf die Straße. Das wirft ganz neue Fragen auf. Und als Mutter ein Geständnis ablegt, über ein Geheimnis, das sie lange Jahre gehütet hat, wird es richtig schwierig …

Was zu sagen wäre

Die Marketingleute verkaufen den Film als Komödie – und das ist der Film nun eher wenig. „Good bye Lenin!” ist ein Drama mit tragischen Momenten. Dass bei so einer Geschichte komische Momente einfließen, lässt sich eher gar nicht vermeiden. Was will Wolfgang Becker mit seiner Geschichte erzählen? Auf 79 Quadratmeter Wohnfläche steht die DDR wieder auf. Größtenteils gelungen. Aber zu lang geraten. In den Momenten, wo es nicht um DDR-Reborn geht, passiert nämlich nichts.

Die Schauspieler sind gut – Daniel Brühl („Vaya con Dios” – 2002; „Nichts bereuen” – 2001; Schule – 2000), Katrin Saß, Florian Lukas („Befreite Zone” – 2003; „Mädchen Mädchen!” – 2001; „Absolute Giganten” – 1999; St. Pauli Nacht – 1999). Bezaubernd ist Chulpan Khamatova, die die Lernschwester Lara spielt.

Aber es entwickelt sich kein echter Konflikt. Alle sagen Alex, dass er wahnsinnig ist, diese Täuschung aufrecht zu erhalten, aber der macht weiter. Seine Schwester, die „Mutter am liebsten tot sähe”, wie Alex ihr mehrfach vorwirft, bleibt immer bei der Stange – dabei bietet sie reichlich Konfliktstoff: allein erziehende Mutter, neuer Freund aus dem Westen, wieder schwanger. Auch Lernschwester Lara, die irgendwie wohl in Prüfungsstress fällt – das wird jedenfalls behauptet – erwartet, dass Alex die Täuschung beendet, bleibt aber bei ihm und macht mit.

Es bleibt als einziger Konflikt die Frage, ob oder wann Mutter die Täuschung aufdeckt und wie sie dann reagiert. Und so wippt der Zuschauer auf seinem Kinosessel – ungeduldig, wie es denn nun wohl weiter geht. Hier helfen die witzigen Inszenierungen von Regie-Hoffnung Denis, der intelligente Geschichtsfälschung begeht – und damit für die komischen Momente im Film sorgt.

Als Mutter ihr überraschendes Geheimnis ausplaudert, ist der Film fast schon zu Ende und das Geheimnis, das einen einzelnen Film tragen könnte, bleibt ein Randthema – „solche Schicksale gab es übrigens auch”.

Insgesamt eine zähflüssige Angelegenheit. Eine gewisse Lockerheit würde deutschem Kino gut tun. Das muss ja nicht gleich die nächste Teenie-Schmonzette sein.

Wertung: 4 von 6 €uro
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