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Kinoplakat: Godzilla – Die Rückkehr des Monsters (1984)
Die Rückkehr zum Bösen: Das
Monster walzt durch Tokio
Titel Godzilla – Die Rückkehr des Monsters
(Gojira)
Drehbuch Shuichi Nagahara + Tony Randel + Tomoyuki Tanaka
Regie Koji Hashimoto, Japan 1984
Darsteller

Ken Tanaka, Raymond Burr, Yasuko Sawaguchi, Yôsuke Natsuki, Keiju Kobayashi, Shin Takuma, Eitarô Ozawa, Taketoshi Naitô, Mizuho Suzuki, Junkichi Orimoto, Hiroshi Koizumi, Kei Satô, Takenori Emoto, Sho Hashimoto, Nobuo Kaneko, Kunio Murai u.a.

Genre Monsterfilm
Filmlänge 103 (82 in Deutschland) Minuten
Deutschlandstart
26. Juli 1985
Website Godzilla-Wiki
Inhalt
Ein Überlebender eines Schiffsunglücks berichtet vom wieder aufgetauchten Godzilla. Um eine Massenpanik auszuschließen, beschließt der japanische Premier absolute Geheimhaltung.

Nach einem weiteren Vorfall, bei dem ein russisches U-Boot verloren geht, glauben die Russen, die Amerikaner wären dafür verantwortlich. Die Spannung eskaliert: Die Welt steht kurz vor einer kriegerischen Auseinandersetzung der beiden Supermächte. Der japanische Premierminister sieht sich deshalb genötigt, beiden Seiten die Wahrheit über Godzilla zu offenbaren. Amerikaner und Russen sind sich einig: Godzilla muss unter atomaren Beschuss genommen werden. Ganz und gar unmöglich, so der japanische Einwand. Kein Gebrauch von Atomwaffen auf japanischem Boden.

Kinoplakat (Jap.): Godzilla – Die Rückkehr des Monsters (1984)Da die Miltärs mit Godzilla nicht fertig werden, scheint die fliegende Wunderwaffe Super X die letzte Rettung zu sein. Doch Godzilla, mächtig aufgepowert durch seinen letzten Angriff auf ein Atomkraftwerk, wittert den Braten und zerstört der Menschheit letzte Hoffnung. Doch ein Wissenschaftler hat die Ähnlichkeit zwischen Godzillas Hirn und Vogelhirnen erkannt und den Plan ausgeheckt, Godzilla mittels Vogelstimmen zu einem Vulkan zu locken.

Ein künstlich hervorgerufener Lavaausbruch soll Godzilla letzlich vernichten …

Was zu sagen wäre

Er spie einen blauen Lichtstrahl als er schrie“, sagt der letzte Überlebende. „Ich konnte ihn nicht erkennen, sein Kopf war zu hoch.“ Die Toho-Studios haben die Uhr auf Null gestellt und erzählen das Drama 30 Jahre, nachdem das Original auf die Leinwand kam, von vorne. Allerdings kennen die Filmjapaner das Ungeheuer aus früheren Tagen. Aber von dem kinderfreundlichen Drachen aus den 70er Jahren, in denen der Große Grüne zunehmend verniedlicht worden war, ist wenig geblieben auußer seinem markanten Schrei und der Gummianzugattitüde, mit der ein Stuntman durch XL-Kulissen stapft – vorbei ist der Kindergeburtstag aus den 1970er Jahren – Godzilla ist mächtig sauer und darf wieder ordentlich Bauschutt hinterlassen.

Tricktechnisch ist der Film, nunja, seinen Vorgängern treu geblieben. Der trampelnde Mann im Gummianzug, große, unbewegliche Parasiten, erkennbar aus Gummi, die von versteckten Technikern auf Schauspieler geworfen werden, das sieht zunächst aus, als hätte seit 1974 keine Entwicklung von Filmtechnik stattgefunden. Erst, wenn der Gigant die Bucht von Tokio erreicht und das eigentliche Spektakel beginnt, erreicht die Qualität der Special Effects das Produktionsjahr dieses Films; es fehlt auch nicht die klassische „Monster-greift-nach-rasender-Hochbahn-und-zerstört-diese“-Szene.

Erkennbar entwickelt haben sich Schauspiel und politische Hintergründe. Die Akteure agieren wie richtige Menschen. Wenn auch der Japaner als solcher mit seiner ständigen Verbeugerei und dem etwas archaischen Frauenbild dem abendländischen Gemüt ohnehin fremd vorkommen mag, so schien ihm aber in den 60er und 70er Jahren ausgeprägter Schrecken selbst in den monströsesten Situationen nicht zu beschleichen. Das ist heute anders: Manchmal steht einer nach einem Angriff sogar zitternd unter Schock.

Kinoplakat (Jap.): Godzilla – Die Rückkehr des Monsters (1984)Auch politisch hat sich Godzillas Welt weiter gedreht. Zwar hieß es auch früher schon mal, „Godzilla greift New York an“, aber mehr gab es dann nicht zu sehen – Godzilla auf dem Empire State Building? Fehlanzeige. Das Ungeheuer, seine Freunde und Feinde, die Schäden, die Außerirdischen, die dauernd neue Ungeheuer auf die Erde schickten, sie alle konzentrierten sich stets allein auf Japan. Der Rest der Welt blieb unsicht- und unhörbar, während japanische Militärs Panzer, Raketen und Laser gegen die Ungeheuer feuerten – freilich vergebens. Wenn sich die Militärs im jüngsten Godzilla dem japanischen Premierminister aufdrängen, weist er deren Ansinnen, Panzer, Raketen und Laser gegen Godzilla einzusetzen, gleich zurück und setzt auf die Wissenschaftler, die das Urviech schließlich über dessen tierische Instinkte in einen märchenhaft anmutenden Feuertod stürzen lassen, dem selbst die Menschlein betroffen nachhängen.

Und mehr noch: Nachdem Godzilla gerade ein russisches Atom-U-Boot zerstört hat, sitzen ruckzuck russische und US-Diplomaten im Büro des Premiers und verlangen, dass augenblicklich nukleare Waffen gegen das Ungeheuer in Stellung gebracht werden und als der Premier das mit einem kleinen Diskurs durch die jüngere japanische Geschichte zurückweist, ermahnen ihn die Kalten Krieger aus Ost und West, jetzt dürfe man doch mal nicht kleinlich und egoistisch sein, da müsse man doch an die internationale Verantwortung denken; und der Russe wirft ein, Godzilla sei schließlich aus Japan gekommen, als er das russische U-Boot zerstörte und da habe man doch ein Recht auf Vergeltung.

Der Sarkasmus, der aus dieser Szene tropft und viel über den Minderwertigkeitskomplex der Japaner erzählt, muss auch die Toho-Studios erschreckt haben, schließlich wollen sie den Film weltweit vermarkten. Deshalb gibt es anschließend gleich eine Szene, in der der Premier seinen Leuten sagt, er habe im Weißen Haus und im Kreml Verständnis erhalten, als er darum gebeten habe, man möge sich Godzilla an der 5th Avenue vorstellen. „Würden Sie dann ohne Rücksicht die Bombe einsetzen?“ Das hätte der Präsident verstanden; und dann schießen die Russen eine Nuklearrakete – angeblich aus Versehen – gen Tokio, und als diese im Orbit detoniert, hat der Film einen Moment apokalyptischer Schönheit. Aber es bleibt schließlich doch ein Godzillafilm, in dem die Apokalypse immer monströs sein muss, aber nicht unbedingt schön.

Vor 30 Jahren begann die Godzilla-Epoche mit einer düsteren Parabel auf die Schrecknisse, die die Japaner nach Hiroshima und Nagasaki durchlitten haben. Später mäanderten die Filme zwischen naiver Kinderbelustigung und Gruselabenteuer für späte Teenager. Und heute? 1984 verbindet der Charakter auf der Leinwand naive Abenteuerlust mit politischen Nadelstichen und gewaltigem Monsterspektakel.

Wertung: 6 von 9 D-Mark
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