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Plakatmotiv: Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa (1993)

Eine kleine Geschichte
in großen Bildern

Titel Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa
(What's eating Gilbert Grape)
Drehbuch Peter Hedges
Regie Lasse Hallström, USA 1993
Darsteller

Johnny Depp, Leonardo DiCaprio, Juliette Lewis, Mary Steenburgen, Darlene Cates, Mary Kate Schellhardt, Kevin Tighe, John C. Reilly, Crispin Glover, Penelope Branning, Tim Green u.a.

Genre Drama
Filmlänge 118 Minuten
Deutschlandstart
28. April 1994
Inhalt

Endora, eine kleine Stadt in Iowa. Höhepunkt des Jahres ist die Wohnwagen-Karawane, die jeden Sommer das Gebiet durchquert. Sonst hat Endora nichts zu bieten.

Hier lebt die Familie Grape. Vater Grape hat sich vor Jahren erhängt. Mutter stellte daraufhin das Lleben ein, setzte sich aufs Sofa und wurde fett. Gilbert, der älteste Sohn hat so etwas die Vaterrolle übernommen. Seine ältere Schwester Amy gibt analog dazu die Ersatzmutter. Dazu kommen die pubertierende Schwester Ellen und der geistig zurückgebliebene Bruder Arnie.

Zu Gilberts Aufgaben gehören die Instandhaltung dieses Hauses sowie Arnies kontinuierliche Beaufsichtigung und dessen regelmäßiges Baderitual. Gilberts eigene Interessen bewegen sich im Hintergrund. Er geht einer anspruchslosen Tätigkeit in einem Lebensmittelgeschäft nach und unterhält eine Affäre mit der älteren verheirateten Betty Carver. Gilberts einzige Freunde sind der Bestattungsunternehmer Bobby McBurney und der Imbissbudenbesitzer Tucker van Dyke. Arnies Betreuung erfordert Gilberts stete Aufmerksamkeit. Sein unbekümmerter Elan lässt ihn immer wieder über die Stränge schlagen und beansprucht die Geduld aller Beteiligten in erheblichem Maß.

Im Rahmen der alljährlichen Wohnwagen-Karawane ist die junge Becky mit ihrer Großmutter nach einer Autopanne gezwungen, ihre Reise zu unterbrechen – in Endora. Für mehrere Tage. Gilbert verliebt sich in die unkomplizierte Frau, muss jedoch erkennen, dass eine Beziehung zu ihr nur möglich ist, wenn er seine eigenen Wünsche stärker in den Vordergrund rückt und sein bisheriges Leben in neue Bahnen lenkt …

Was zu sagen wäre

Leben in Endora ist wie ein Tanz ohne Musik“, steht auf dem Kinoplakat. Das beschreibt die Stimmung des Films ganz gut. Der Film ist wie das fiktive Endora – langsam, beschaulich und erst nach und nach schält sich der spröde Charme heraus.

Ich sehe den Protagonisten gerne zu beim großen Nichts, mit dem sie ihre Tage gestalten. Juliette Lewis (Kalifornia – 1993; Ehemänner und Ehefrauen – 1992; Kap der Angst – 1991) ist entzückend, ein belebendes Element im dörflichen Einerlei. Großartig spielt der damals 19-jährige Leonardo DiCaprio, der zuvor in TV-Serien oder als Nebennebendarsteller in kleinen Kinofilmen, bzw. fünftklassigen Horrorfilmchen auftrat. Seine Performance als Arnie zeugt von großem Können. Di Caprios Karriere startete drei Jahre später erst durch mit William Shakespeares Romeo & Julia. Und mit Titanic (1997) wurde er zum Kreischfaktor auf jedem Roten Teppich.

Johnny Depp, der hier mit großer Zurückhaltung den scheinbar ambitionslosen Gilbert gibt, hatte sich schon einen Namen gemacht als Schauspieler für die schwierigen Parts in kleinen Filmen ("Benny & Joon" – 1993; "Arizona Dream" – 1992). Bald wurde er die Muse des Regisseurs Tim Burton, für den er als Edward Scissorhands (1990) vor der Kamera stand, später als "Ed Wood" (1994) und in jedem weiteren Burton-Film. Erstes Geld verdiente er als Nebenrolle in der damals erfolgreichen Nightmare on Elm-Street-Reihe oder im Fernsehen, wo ihn die Schul-Cop-Serie "21 Jump Street" einem weiblichen Teenager Publikum nahe brachte. Viel später machte er einen Piraten massentauglich.

Lasse Hallström lässt die Zuschauer teilhaben an der Weite des Landes. Viele Totalen gliedern den Film, niemals wird er hektisch. Die Montage des Films ist bedächtig wie die Gegend. Und am Ende ist alles wie immer. Das heißt, nicht ganz: Kleinigkeiten haben sich verändert. Plötzlich reist Glück durch Endora.

Eine wunderschöne Philosophie über Leben, Liebe und den Tod.

Wertung: 10 von 10 D-Mark
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