Es ist fast zu schön, um wahr zu sein: Zufällig lernt der ehemalige Pianist und seit zehn Jahren als Ingenieur arbeitende Simon Nardis in einem Jazzkeller die Liebe seines Lebens kennen. Und findet dabei auch seine Leidenschaft für den Jazz und das Leben wieder – ganze zehn Jahre lange hatte er sich vom Jazz und Alkohol fern gehalten und mit seiner Frau Suzanne ein angenehmes Dasein gehabt.
Nur eine Nacht und ein paar Stunden am Strand sind nötig, und Simon weiß, er kann und will in sein altes „Leben“ nicht zurück. Seine Freiheit hat allerdings einen Preis …
Ein Buch wie eine Jam-Session. Der Ich-Erzähler ist ein Freund des Jazz-Pianisten, der vieles nach Hören-Sagen berichtet. Das heißt, er bleibt im Vagen, rätselt selbst manchmal über die Motive seines Freundes, bleibt aber am Ball und erzählt mit viel Sympathie. Eher zwischen den Zeilen erfährt man die biografischen Einordungen – Alter und Aussehen der Figuren bleiben verschwommen – das führt zur Erkenntnis: „Das Alter ist nicht so wichtig, das passiert Jedem“. Man verliebt sich, führt ein Leben. Und plötzlich ist alles wieder offen, wieder auf Anfang. Mit neuen Möglichkeiten. Neuen Schmerzen.
Christian Gailly entwirft auf 140 Seiten einen Kosmos sehr realer Menschen mit Schwächen und Sehnsüchten, mit Witz und Fehlern. Er lässt seinem Erzähler lange Leine; der kommt ohne ortografisch korrekte Anführungs- und Abführungszeichen bei Dialogen aus und erzählt einfach drauflos.
Wunderschön zu lesen, am besten an einem Nachmittag auf der Couch zuhause mit einem schönen Glas Wein. Sie mögen aber kein Jazz? Ich auch nicht!
Macht bei diesem Buch aber nichts.
Der Autor:
Christian Gailly, geboren 1943, war Jazzsaxofonist, dann Psychoanalytiker und lebt heute als Autor in Paris. „Ein Abend im Club“ wurde vom Magazin Lire zum besten französischen Roman des Jahres 2002 gewählt.