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Kinoplakat: Frühstück bei Tiffany

Verlierer, Produzenten, Träumer
und die Perlen der Audrey Hepburn

Titel Frühstück bei Tiffany
(Breakfast at Tiffany's)
Drehbuch George Axelrod
nach dem gleichnamigen Roman von Truman Capote
Regie Blake Edwards, USA 1961
Darsteller

Audrey Hepburn, George Peppard, Patricia Neal, Buddy Ebsen, Martin Balsam, Mickey Rooney, José Luis de Villalonga, John McGiver, Alan Reed, Dorothy Whitney, Beverly Powers, Stanley Adams, Claude Stroud, Elvia Allman, Orangey u.a.

Genre Drama, Komödie
Filmlänge 115 Minuten
Deutschlandstart
12. Januar 1962
Inhalt

Das New Yorker Partygirl Holly Golightly führt ein Leben voller Extreme: gefrühstückt wird in Abendrobe vor dem Schaufenster des Nobel-Juweliers Tiffany, geschlafen bis zum frühen Nachmittag. Die Nächte sind lang, die Partys schrill, die Begleiter zahlreich und von den Herren nimmt man schon mal fünfzig Dollar „für die Toilette”.

Für den jungen ambitionierten Schriftsteller Paul Varjak ist die schillernde Holly zunächst ein faszinierendes Studienobjekt; als er sie jedoch näher kennen lernt, fühlt er sich zu ihr hingezogen. Auch Holly fühlt sich in Varjaks Nähe wohl, und so beginnt sich zwischen beiden eine enge Freundschaft zu entwickeln. Tiefere Gefühle gegenüber Varjak gestattet sich Holly jedoch nicht, denn sie verfolgt ein größeres Ziel: sie will sich unbedingt reich verheiraten. Der von ihr bevorzugte Kandidat, ein politisch einflussreicher brasilianischer Großgrundbesitzer, macht ihr schließlich einen Heiratsantrag, und Holly beginnt, ihre Zelte in New York abzubrechen.

Bevor sie jedoch ihren Plan in die Tat umsetzen kann, holt die Vergangenheit sie ein. Eines Tages steht ihr ältlicher Ex-Ehemann aus der Provinz vor der Tür und will sie zurück holen. Varjak erfährt Hollys Geschichte: sie heißt in Wirklichkeit Lulla Mae Barnes, kommt aus sozial schwachen Verhältnissen und wurde bereits mit vierzehn Jahren verheiratet, um für die Kinder des Witwers zu sorgen.

Als Holly und Paul nach einem Tag voller bunter Erlebnisse nach Hause zurückkommen, fallen plötzlich die Masken; nichts ist mehr, wie es war. Für einen leidenschaftlichen Augenblick lang erkennen beide, dass sie einander lieben – so, wie sie sind. Als Holly bald danach jedoch die Nachricht vom Tod ihres Bruders Fred erhält, glaubt sie, für ihre Liebe zu Paul bestraft worden zu sein. Sie erleidet einen Nervenzusammenbruch und bricht danach ihre Beziehung zu ihm ab.

Hartnäckig verfolgt sie weiterhin ihre Heiratspläne und trifft die letzten Vorbereitungen für ihre Abreise. An ihrem letzten Tag in New York bittet sie Paul um ein Abschiedstreffen. Wehmütig durchstreifen beide die Stadt. Bei ihrer Rückkehr in ihr Apartment wird Holly verhaftet: Man sagt ihr Beziehungen zu einem stadtbekannten Gangsterboss nach (welchen sie tatsächlich auch gegen Bezahlung jeden Donnerstag im New Yorker Gefängnis Sing Sing besuchte). Eine Heirat kommt für den Brasilianer aufgrund seiner öffentlichen Ämter nun nicht mehr in Frage; er löst die Verlobung.

Paul gelingt es, Holly mithilfe eines ihrer ehemaligen Gönner freizubekommen. Trotzdem will sie nach Südamerika reisen, um dort ein neues Leben zu beginnen. Als sie, restlos verunsichert, ihre geliebte Katze aus dem Auto in den Regen jagt, verliert Paul die Fassung. Er führt ihr vor Augen, dass sie in Wirklichkeit nur auf der Flucht vor ihrer Lebensangst ist …

Was zu sagen wäre

Immer wieder schön. Obwohl so wenig vom Geist des Buches übrig geblieben ist. Selbst der eigentlich unglaublich rassistische Auftritt Mickey Rooneys (großer Kinderstar der Schwarz-Weiß-Film-Ära) als japanischer Nachbar Mr. Yunioshi verklärt sich in der Historie auf sein Treppenhaus-Gezeter ohne „r” („Miss Goleitli, ich lufe die Polizei. Ich welde mich übel sie beschwelen. Ich will endlich schlafen!”). Na ja.

Kinoplakat (US): Frühstück bei TiffanyEine Lovestory, die da nicht hingehört

Nachdem ich im Oktober 2009 endlich mal das Buch gelesen habe, bin ich über die Änderungen überrascht. Klar: Paul Varjak wird ein dreidimensionaler Charakter. Im Buch der namenlose Ich-Erzähler und Alter Ego Truman Capotes, wird daraus im Film Paul (George Peppard), ein aufstrebender Autor, dem eine Gönnerin an die Seite gestellt wird. Das gibt der Figur Tiefe. Audrey Hepburn sollte gar nicht Holly werden, ist aber toll. Die Hauchzarte ist auf die Rolle des einfachen/rebellischen/naiven Mädchens, das sich in Diamanten-Abendrobe eher verirrt, abonniert (Denen man nicht vergibt – 1960; Geschichte einer Nonne – 1959; Ariane – Liebe am Nachmittag – 1957; Funny Face – 1957; Sabrina – 1954; Ein Herz und eine Krone – 1953). So auch hier. Allerdings ist die deutsche Synchronstimme ganz auf das Image der edel-adligen-mondänen-hochdeutsch-Frau ausgelegt. Die Original-Sprech-Audrey ist in diesem speziellen Fall viel näher bei der Figur.

Was stört, ist die Lovestory, die dem Film aufgepfropft wird. Das Happy End zeugt von Respektlosigkeit der Vorlage gegenüber, die dieses in dieser Form auch nicht kennt. Der melodramatische Kuss im Regen ist nicht mehr als eben die Mutter aller Küsse im Regen. Aber wer will glauben, dass sich der doch eher einfach gestrickte Paul zu diesem Glamour-Schmetterling in Liebe entbrennt? Oder sie, die ihre 50-Dollar-Gönner liebt, in diesen gut gebauten, aber schlichten und noch wenig erfolgreichen Autor?

Das Buch auseinander genommen und neu zusammen gesetzt

Wie einfach so ein entscheidender Twist in der Story zu bauen ist, wird daran deutlich, dass alle Szenen aus dem Buch auch im Film sind, Dialoge teils wörtlich übernommen wurden. Die Szenen tauchen im Film aber woanders auf und schwupps gibt‘s am Ende Küsse im Regen. Hinzugenommen hat Regisseur Blake Edwards (Unternehmen Petticoat – 1959) eine Szene in Sing Sing, weil die im Buch offensichtliche Mafiaverstrickung im Film sonst so ein wenig untergeht und der ausgebaute (oben schon erwähnte) Mr. Yunioshi. Die Rückblende, in der die Geschichte im Buch erzählt wird, fällt auch weg, was bei dem abgeänderten, massenkinotauglichen Filmende aber nur logisch ist.

Wertung: 6 von 7 D-Mark
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