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Plakatmotiv: The French Connection II (1975)

Neuer Regisseur, selber Cop
Neue Stadt, andere Methoden

Titel The French Connection II
(The French Connection II)
Drehbuch Alexander Jacobs + Robert Dillon + Laurie Dillon + Pete Hamill (uncredited)
Regie John Frankenheimer, USA 1975
Darsteller

Gene Hackman, Fernando Rey, Bernard Fresson, Philippe Léotard, Ed Lauter, Charles Millot, Jean-Pierre Castaldi, Cathleen Nesbitt, Samantha Llorens, André Penvern, Reine Prat, Raoul Delfosse, Ham-Chau Luong, Jacques Dynam, Malek Kateb u.a.

Genre Thriller, Crime
Filmlänge 119 Minuten
Deutschlandstart
13. April 1976
Inhalt

Voller Hass ist Popeye Doyle dem flüchtigen Charnier auf den Fersen. Seine Behörde schickt ihn schließlich nach Marseille, um dort gemeinsam mit den französischen Kollegen dem Drogenhändler endgültig das Handwerk zu legen. Die französischen Kollegen jedoch haben wenig Verwendung für den „Cowboy“, lehnen dessen amerikanische Fahndungsmethoden ab und legen ihn an die Kette.

In der Metropole Marseilles fällt Doyle auf wie ein bunter Hund: mit seinen Sprachschwierigkeiten, seinem schreiend lauten Hawaii-Hemd, seiner „Zivilisationslosigkeit“. Dass die Kollegen ihn als Lockvogel einsetzen, um selber Charniers Spur zu folgen, ahnt er nicht. Allerdings merkt er schnell, dass er verfolgt wird und kaum hat er seine (polizeilichen) Verfolger abgeschüttelt, schlägt der Drogenbaron zu: Charniers Leute entführen ihn, um herauszufinden, wieviel die Polizei weiß. Sie pumpen sie Doyle mit Heroin voll und erfahren: Die Polizei weiß so gut wie nichts über die verzweigte Organisation.

Doyles französischer Kollege Barthélémy rettet Doyle, verschweigt den vorgesetzten und den Kollegen in New York, dass Doyle vom Heroin abhängig gemacht wurde. Doyle kämpft jetzt seinen schwersten Kampf – gegen die Sucht auf den nächsten Schuss und gegen Barthélémy, der den Cowboy zwar nicht leiden kann, der aber nicht zulassen will, dass ein guter Cop mit dem Goldenen Schuss aus der Nadel endet.

Die Jagd auf Charnier wird zu einer persönlichen Abrechnung. Verhaften ist Doyle jetzt nicht mehr genug …

Was zu sagen wäre

Keine realen Vorbilder mehr, diese Geschichte ist erfunden – und auch aus der Luft gegriffen. Wir müssen schon sehr schiefe Fünfe gerade sein lassen, um die Prämisse zu akzeptieren, dass die New Yorker Polizei einen ihrer besseren Drogenermittler als Lockvogel auf fremdes Terrain schickt, ohne diesen einzuweihen. Auch dass der Cop in Marseille tagelang ohne Sinn und Programm durch die Straßen schlendert, junge Frauen anbaggert und wir das dann für Ermittlungsarbeit halten sollen, ist ein bisschen viel erwartet.

Die Fortsetzung des Erfolgsthrillers French Connection – Brennpunkt Brooklyn (1971) war unvermeidlich. Und es ist eine schöne Idee, hier eine Art Clash of Cultures zu inszenieren – die europäisch genießenden Franzosen gegen den harten Cop aus der neuen Welt. Daraus schlägt der Film viele Funken. Vor allem in der zweiten Hälfte, wenn der französische Bulle Barthélémy die französische Franternité hervorkramt und den Einzelgänger-Cop entgegen allerlei Vorschriften heimlich wieder aufpäppelt. John Frankenheimer, der Meister des Paranoia-Kinos aus der Schwarz-Weiß-Ära ("König Ballermann" – 1974; "Grand Prix" – 1966; Der Mann, der zweimal lebte – 1966; Der Zug – 1964; "Sieben Tage im Mai" – 1964; Botschafter der Angst – 1962; Der Gefangene von Alcatraz – 1962) inszeniert das im Stil des Originals. Er filmt weitgehend ohne Stativ in den Straßen Marseilles und zeigt wenig Ermittlungsarbeit.

Die längste Zeit nimmt er sich für Doyles Schicksal. Charnier pumpt den harten Cop aus Brooklyn mit Drogen so voll, dass der in eine scheinbar rettungslose Abhängigkeit verfällt und von Barthélémy mühsam wieder aufgerichtet wird. Dass ist ein Fest für den Schauspieler Gene Hackman, der hier alle seelischen Aggregatzustände durchspielen darf; das ist ein interessanter anderer Blick auf Drogen in einer Zeit, in der wir Drogen im Kino eher noch durch den Flower-Power-Pop-Up-Filter betrachten. Für den Zuschauer allerdings wird's ein bisschen lang. Deshalb gibt es zum Finale dann einen gewaltigen Shoot-Out in einem Trockendock, das geflutet wird, während die Kugeln sirren.

Und Popeye Doyle muss auch wieder jede Menge rennen.

Dieser Fortsetzung fehlt die Originalität ihres Vorgängers. Das Original von 1971 wirkte wie eine Dokumentation, deren Längen sich aus dem Job der Polizisten erklärte und niemand zu wissen schien, was hinter der nächsten Ecke lauert, auch Drehbuch und Regie nicht; und trotzdem blieb der Film in sich schlüssig und klar. In der Fortsetzung sehen wir die Story-Konstruktion, erkennen die Bemühung der Produzenten, die Erwartungen der Zuschauer des Originals zu erfüllen und zu übertreffen. Aber wirklich Überraschendes sehen wir nicht.

Wertung: 5 von 8 D-Mark
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