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Plakatmotiv: Frankenweenie (2012)

Ein herziger Puppenfilm in
düster-herzigem Ambiente

Titel Frankenweenie
(Frankenweenie)
Drehbuch John August
nach Ideen von Tim Burton und dem Originalscript von Leonard Ripps zum gleichnamigen Kurzfilm von 1984
Regie Tim Burton, USA 2012
Stimmen

Martin Short, Jakob Riedl, Benedikt Gutjan, Martin Landau, Erich Ludwig, Winona Ryder, Laura Maire, Melanie Manstein, Catherine O'Hara, Farina Brock, Charlie Tahan, Niklas Münnighoff, Robert Capron, Leonard Rosemann, Tom Kenny, Alexander Duda u.a.

Genre Trickfilm
Filmlänge 87 Minuten
Deutschlandstart
24. Januar 2013
Inhalt

Victor geht noch zur Schule. Die findet er ziemlich nervtötend. Richtig wohl fühlt er sich erst, wenn er seine Kamera in der Hand hat und zum Filmregisseur mutiert. Dann passiert die Katastrophe: Sein Hund Sparky wird von einem Auto überfahren – Viktor verliert seinen besten Kumpel – und mit dem seinen Hauptdarsteller.

Inspiriert von seinem Naturwissenschaftslehrer Rzykruski, der mit elektrischen Impulsen die Muskeln von toten Fröschen bewegt, versucht der bedrückte Victor, auf dieselbe Weise seinen toten Hund wiederzubeleben. Das gelingt. Victors Schulbanknachbar Edgar Gore bemerkt das und will erfahren, wie Victor das Wunder vollbracht hat, auch weil ein Naturwissenschaftswettbewerb ausgerufen wurde, den Edgar und weitere unbedingt gewinnen möchten. Edgar droht, Victors Tat aufzudecken.

Gezwungenermaßen führt Victor nun ein weiteres Experiment zusammen mit Edgar durch. Sie erwecken einen Goldfisch zum Leben, welcher jedoch unsichtbar ist, den Edgar daraufhin den Klassenkameraden zeigt. Die Schüler erwecken weitere Tiere zum Leben, die jedoch Monster werden, während endlich auch Victors Eltern bestürzt feststellen, dass Sparky wieder lebt. Das blöde an den wieder erweckten Viechern: Keines wird so wie vorher. Außer Sparky verwandeln sich alle anderen toten Tiere in Monster oder bissige Aliens.

Und dann kriegen auch die restlichen Stadtbewohner mit, was Victor und seine Schulkameraden angestellt haben und wollen ihn zur Rede stellen. Victor versteckt sich in einer alten Mühle …

Was zu sagen wäre

Tim Burtons (Dark Shadows – 2012; "Alice im Wunderland" – 2010; Big Fish – 2003; Planet der Affen – 2001; Sleepy Hollow – 1999; Mars Attacks! – 1996; Edward mit den Scherenhänden – 1990; Batman – 1989; Beetlejuice – 1988) Fallhöhe zeigt sich auch in diesem Film wieder in seiner Machart. Er erzählt seine Geschichte als Puppenfilm, dem kreativsten, phantasievollsten, buntesten Märchenmedium. Und dann verweigert er die Farbe. Er stülpt den Mythos von Frankenstein über Stephen Kings „Friedhof der Kuscheltiere”. Und dann verweigert er den Horror. Jedenfalls den Splatter- und Gore-Horror. Burton bekam das Einverständnis für das Schwarz-Weiß von Disney problemlos. Der Film bekomme, sagt Burton, dadurch „eine zusätzliche, leicht eigenartige emotionale Tiefe, die in Farbe anders gewesen wäre”.

Die Suburbs – Das ewige Fegefeuer

Sein Fegefeuer sind wieder die Suburbs. Aber es erweist sich ein ums andere Mal eben auch als das erstrebenswerteste aller Fegefeuer, nämlich dann, wenn sich diese dämonische Nachbarschaft plötzlich in etwas Gutes auflöst. Plakatmotiv: Frankenweenie (2012)Die Handlungsorte wurden Gegenden aus Burtons Kindheit nachempfunden.

Ein bisschen ist der Film wie die auf düster gemodelte Version des auch nicht gerade topfröhlichen Paranorman, der im August 2012 in die Kinos kam. Aber nur ein bisschen. Burtons Film hat mehr Klasse, Burton ist der Romantiker, der Träumer, der große Naive. Er flirtet mit der Trash- und B-Movie-Filmgeschichte – Monster- und Science-Fiction-Filme, altmodischer Grusel, Slapstick-Humor. Dieser Flirt ist bevölkert von sympathischen Un-Wesen und Toten und Burton findet eindringliche Bilder für sein Generalthema, die Einsamkeit unter Seinesgleichen. „Seinesgleichen”, das sind Wesen in quadratisch gezirketen 90-Grad-Welten von geradezu Stanley-Kubrikhafter Strenge mit genormten Baby-Buggies und bizarren, aber verliebten Pudel-Damen.

Mehr als 200 Puppen bevölkern den Film

Vincent Price hat viele Verdienste und findet Verehrer in mehreren Generationen. Michael Jackson verewigte ihn als Moritaten-Erzähler, eine Spinne verspeiste ihn in die Fliege und auch in diesem Tim-Burton-Film spielt er mit, jedenfalls sein Geist als osteuropäischer Wissenschaftslehrer, dem im Original der ehrenwerte Martin Landau Geist und Stimme gibt. Die einzelnen Figuren wurden per Hand angefertigt, insgesamt mehr als 200 Puppen, darunter 18 Victors und 15 Sparkys. Die Duplikate waren nötig, da stets mehrere Animatoren gleichzeitig an verschiedenen Szenen arbeiteten und hin und wieder Reparaturen an den Puppen fällig wurden.

Gedreht wurde mit einer Canon EOS 5D Mark II-Kamera in London. Später wurden die Bilder in 3D- und IMAX-Format konvertiert. Die Puppen- und Filmtechnik ist inzwischen so ausgereift, dass man eigentlich gar keine Puppen mehr sieht, sondern glaubt, digitale 3D-Figuren aus dem Computer zu sehen, so perfekt bewegt sich alles. Die Zeichen häufen sich, dass Kino in Stopmotion lange noch kein Fall für den Friedhof der Filmgeschichte ist.

Tim Burton, ein Seher

Diese Leichtigkeit, mit der Burton das Tempo wechselt und dabei ohne Worte des Helden Motivation erklärt. Sowas in dieser einfach scheinenden Klarheit können nur die Verrückten …, die Seher unter den Filmemachern.

Tim Burton ist so ein Seher.

Wertung: 6 von 7 €uro
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