Buchcover: Jack Finney – Von Zeit zu Zeit
Zeitreise zu einem
ungeklärten Suizid
Titel Von Zeit zu Zeit
(Time and Again)
Autor Jack Finney, USA 1970
aus dem Amerikanischen von Karl-Heinz Ebnet
Verlag Bastei Lübbe
Ausgabe Taschenbuch, 539 Seiten
Genre Drama, Fantasy
Inhalt

Si Morley ist zunächst ungläubig, als ihm die Chance geboten wird, in die Vergangenheit zu reisen. Doch trotz aller Skepsis bricht er schließlich ins New York des 19. Jahrhunderts auf, um den mysteriösen Suizid des Großvaters seiner Freundin, Andrew Carmody, aufzuklären. Zu diesem Zweck folgt er der Spur eines Briefes, der im Januar 1882 aufgegeben wurde; so kommt er in eine Pension, wo er Julie kennen lernt, die Tochter der Herbergsmutter. Julie ist die Verlobte des Brief-Absenders Jake.

Zwischen beiden funkt es. Ganz vorsichtig, denn nicht nur muss Si acht geben, nicht in die Historie einzugreifen. Auch sind die Moralvorstellungen im ausgehenden 19. Jahrhundert ja ganz andere. Bald weiß Si, dass Julies Verlobter den Großvater seiner Freundin, Carmody, erpresst. Der, ein aufsteigender Millionär in New Yorks Society, hat ein paar schmutzige Geschäfte gemacht, deren Aufdeckung ihn Stellung, Einfluss, Geld und Gattin kosten würden. Offenbar führen diese dereinst zu seinem Selbstmord.

Zuvor aber – im New York 1882 – werden Si und Julie Zeuge, wie Carmody sich aus Jakes Erpressungsversuch windet und dabei einen Großbrand verursacht, der mehrere Tote fordert. Tags darauf werden Si und Julie von der Polizei verhaftet.

Der Vorwurf lautet: Brandstiftung mit Todesfolge. Augenzeuge: Andrew Carmody Esq

Was zu sagen wäre
Von Zeit zu Zeit

Ein New York-Krimi. Und so also vor allem für New Yorker interessant; so wie ein Köln-Krimi hauptsächlich für Kölner interessant ist. Jack Finney nimmt sich viel Zeit für Beschreibungen des New York von 1882. Dazu hat er viel recherchiert und in seinem Roman verarbeitet. Aber all die vielen Fakten bremsen und gehen zu Lasten der Geschichte. Auf 539-Zeitreise-Krimi-Seiten müsste eigentlich mehr passieren. Tut es aber nicht.

Die Story als solche ist langweilig. Eine vorhersehbare Romanze. Keine Überraschungen in der sich entwickelnden Kriminal-Handlung. Auch das Reisen durch die Zeit, das in sich nicht so recht schlüssig ist, was aber nicht wirklich stört, bringt keine Neuigkeiten.

Es dauert 150 Seiten, bis die eigentliche Krimi-Handlung überhaupt mal los geht. Vorher wird ausführlich das komplizierte Zeitreise-System vorgestellt und die Gefahren, die mit der Reise in die Vergangenheit verbunden sind. Der Roman ist von 1970. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass der Autor vieles erläutert, was heute – 21. Jahrhundert – keiner Erläuterungen mehr bedarf.

Zu Zeitreisegeschichten gehört zwingend, dass eine solche Reise in unserer Gegenwart etwas verändert. Finney lässt sich Zeit bis zu den letzten Seiten, bevor das passiert. Das ist dann schön und romantisch und in seiner Einfachheit faszinierend. Wird aber wenige Seiten nach Roman-Ende dadurch ad absurdum geführt, dass die Leseprobe eines zweiten Si-Morley-Romans vorgestellt wird. Eine zweite Reise führt ihn auf die Titanic. Was aber nicht sein kann, wenn man den vorliegenden Roman zu Ende gelesen hat.

Über dieses Buch hat sich meine Lokalzeitung „Mainzer Allgemeine Zeitung“ jubelnd ausgelassen und ich war gerade auf der Suche nach neuen Autoren. Nach 200 Seiten erlahmte mein Interesse durch den erzählerischen Zähfluss derart, dass ich nicht nur insgesamt von 15. April 2006 bis zum 29. Januar 2007 gebraucht habe, um den Roman doch noch fertig zu bekommen. Ich habe in der Zwischenzeit auch Frank Schätzings Der Schwarm verschlungen.