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Kinoplakat: Findet Nemo

„Stumm wie ein Fisch”
war gestern

Titel Findet Nemo
(Finding Nemo)
Drehbuch Andrew Stanton + David Reynolds + Bob Peterson
Regie Andrew Stanton & Lee Unkrich, USA 2003
Stimmen

Domenic Redl, Albert Brooks, Christian Tramitz, Ellen DeGeneres, Anke Engelke, Andrew Stanton, Udo Wachtveitl, Geoffrey Rush, Thomas Fritsch, Barry Humphries, Thomas Albus,  Bob Peterson, Jean Pütz, Willem Dafoe, Martin Umbach, Stephen Root, Kai Taschner, Joe Ranft, Frank Lenart, Brad Garrett, Michael Gahr, Allison Janney, Sibylle Nicolai, Austin Pendleton, Claus Brockmeyer, Vicki Lewis, Marina Köhler, Eric Bana, John Friedmann, Bruce Spence, Florian Simbeck, Elizabeth Perkins, Claudia Lössl, Nicholas Bird, Maxi Belle, Bill Hunter, Willi Roebke, Lulu Eberling Geraldine, Haacke-Guillaume u.a.

Genre Animation
Filmlänge 100 Minuten
Deutschlandstart
20. November 2003
Website pixar.com
Inhalt

Das große Riff vor der Küste Australiens. Nemo fiebert seinem ersten Schultag entgegen. Endlich wird er sich ein wenig aus der 150-prozentigen Kontrolle seines ängstlichen Vaters befreien können, der ihm verbietet, was nach Gefahr richt. Also alles. Marlin, Nemos Vater, hat wohl gute Gründe für seine Angst. Kurz vor Nemos Geburt waren Nemos Mutter – Marlins Frau – und Nemos 399 Geschwister von einem Barracuda getötet worden – er fraß Eier und Frau. Marlin hat das nie verwunden.

Und, dass sich die Nachbarn über ihn lustig machen, weil er als Clownfisch doch bestimmt Super-Witze erzählen können muss, nervt ihn auch. Kurz: Vater und Sohn Clownfisch haben nicht viele Freunde – was Nemo derart nervt, dass er seinen Vater bei jeder Gelegenheit an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringt, indem er verbotene Dinge tut – sich zum Beispiel etwas zu weit von der heimischen Anemone zu entfernen.

Am ersten Schultag hat es Nemo übertrieben. Er schwamm über den großen Abgrund rüber zu einem Schiff, das an der Oberfläche ankerte; Nemo wollte seinen Mut beweisen und geriet ins Netz eines Tauchers – ein Zahnarzt, der den kleinen Clownfisch mit der verkümmerten Flosse in sein Aquarium in der Praxis wirft. Marlin, Nemos ebenso ängstlicher wie – jetzt – verzweifelter Erziehungsberechtigter, konnte die Entführung seines Sohnes nicht verhindern. Und das, wo er doch versprochen hatte, dafür zu sorgen, dass seinem Sohn nie etwas passieren würde. Nie.

„So was kann man doch nicht versprechen”, sagt Dorie, die blaue Fischdame, „Dann passiert ihm ja nie was.” Dorie hat sich entschlossen, Marlin bei der Suche zu helfen. Die Fischdame hat zwar ihr Kurzzeitgedächtnis verloren, fragt also dauernd dasselbe – sucht abwechselnd Nemo, Klitschko, Tschibo, Rhino oder Bimbo – spricht dafür aber walisch, kann die menschliche Schrift lesen und taucht unerschrocken in die schwärzesten Tiefen des Meeres, um Marlin zu helfen.

Die beiden kleinen Fische nehmen es mit Bruce und seiner Truppe vegetarischer Haie auf („Ein Fisch ist Freund – Kein Futter”), surfen auf Schildkröten durch den OAS, den Ostaustralischen Strom, weisen Möwen („Meins!”, „Meins!”) in die Schranken und gewinnen Fisch fressende Pelikane für ihre Suche nach Nemo …

Szenenbild aus Findet Nemo: Clownfisch Marlin und Dorie, der blaue Paletten-Doktorfisch

Was zu sagen wäre

So soll Kino sein: Großartige Bilder, wunderbare Bigger-than-life-Charaktere und eine menschelnde Geschichte in Form eines Road Movies, die von den Werten der Familie erzählt und davon, wie wichtig Freunde sind und was man von ihnen lernen kann.

DVD-Cover: Findet NemoEin Film wie ein Weihnachtsteller – Voller Überraschungen

In dieser Pixar-Produktion fehlt der klassische Bösewicht; selbst der dämonisch grinsende Hai auf dem Plakat ist eigentlich ein netter, der auf den Namen Bruce hört – eine Verbeugung vor Steven Spielberg, der seinen mechanischen Weißen Hai auf diesen Namen getauft hatte. Bruce verbietet sich und den anderen „Anonymen Fischessern” jeglichen Fischverzehr. Was ihm freilich nicht immer gelingt. Ein zweiter Bösewicht ist eher ein unschuldiger: Die kleine Tochter des Zahnarztes, die persönlich erst zwanzig Minuten vor Schluss auftaucht und mit Bernard Hermanns schrillen Streicherklängen aus Hitchcocks Duschenmord eingeführt wird, soll den Neuzugang im Aquarium, Nemo, geschenkt bekommen und die Kollegen im Bassin wissen, dass Fischen bei der Tochter ein in Minuten zu zählender Lebensrest beschieden ist.

Die geradlinige Geschichte reiht Höhepunkt an Höhepunkt und wird so zum Höhepunkt des Filmjahres 2003. Und es sind keine aufgedonnerten Klamauk-Sequenzen, die da gereiht werden, sondern Überraschungen, die sich aus der Story ergeben. Das Drehbuch erzählt zwei Geschichten: Die Suche nach Nemo und dessen Rettungsversuche aus dem Aquarium im Wettlauf gegen die Zeit – in 48 Stunden wird Darla, die Zahnarzttochter, erwartet, um Nemo in der Plastiktüte abzuholen.

Dialogwitz und ausgesuchte Synchron-Künstler

Von der Stille im Meer – „Stumm wie ein Fisch” – ist hier wenig zu spüren. Selten waren Fische geschwätziger. Das nehme ich bei so viel Dialogwitz und so sorgsam ausgesuchten Synchronsprechern gerne in Kauf. Dass Moderatoren-Legende Jean Pütz („WDR-Hobbythek”) einem Schul-Lehrer (ein Rochen) die Stimme leiht, ist ein freundlicher Einfall der deutschen Buena-Vista-Bosse.

Als bekennender Clownfisch-Fan seit meinem ersten Tauchgang Ostern 2002 gestehe ich: Ohne Doktorfisch-Dame Dorie wäre „Findet Nemo” lange nicht so schön. Der Trickfilm-typische Sidekick ist in diesem Fall ein süßer Charakter, dem Anke Engelke und – im Original – Ellen DeGeneres wunderbar Stimme und Charakter schenken.

Wertung: 11 von 11 D-Mark
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