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Plakatmotiv: Es begann im September (2000)

Eine Liebesgeschichte mit Winona Ryder.
Immerhin, aber mehr ist auch nicht

Titel Es begann im September
(Autumn in New York)
Drehbuch Allison Burnett
Regie Joan Chen, USA 2000
Darsteller

Richard Gere, Winona Ryder, Anthony LaPaglia, Elaine Stritch, Vera Farmiga, Sherry Stringfield, Jill Hennessy, J.K. Simmons, Sam Trammell, Mary Beth Hurt, Kali Rocha, Steven Randazzo, Toby Poser, George Spielvogel III, Ranjit Chowdhry u.a.

Genre Drama
Filmlänge 103 Minuten
Deutschlandstart
12. Oktober 2000
Inhalt

Will Keane ist ein Mann, der alles hat, aber nicht bereit ist, zu geben: Als Besitzer eines In-Restaurants liegt ihm die High-Society zu Füßen. Die Herzen der Frauen fliegen ihm zu, aber Will ist zu keiner Beziehung fähig.

Er lernt Charlotte Fielding, Tochter einer alten Flamme, kennen, und mit einem Mal ist alles anders. Charlotte will nur den Moment von ihm, nicht die Zukunft – sie hat keine Zukunft, hat bestenfalls noch ein Jahr zu leben.

Das Wunder tritt ein: Auf einmal beginnt Will Keane zu lieben. Und zu kämpfen: Er will und kann Charlotte nicht wieder verlieren …

Was zu sagen wäre

Wir sind absolut nicht füreinander geschaffen“, sagt Charlotte. „Ich könnte Dein Vater sein“, entgegnet Will. „Eher mein Onkel.“ Und damit ist eigentlich schon alles gesagt. Warum aus Will und Charlotte mit 26 Jahren Altersunterschied unvermittelt doch ein Paar wird, verrät der Film nicht. Es könnte sein, so eine Andeutung gibt es, dass Will in Charlotte deren Mutter wieder erkennt, mit der er in der Vergangenheit, lange her, mal was gehabt haben muss; und Charlottes Mutter war  auch in Will verliebt. Aber es bleibt bei dieser Andeutung und es bleiben eine herzkranke Charlotte und ein emotional verwirrter Endvierziger, die ein paar romantisch aufreibende Monate miteinander verbringen. In denen Will freilich trotzdem nicht seine Finger auch von anderen Frauen lassen kann.

Es hätte schön werden können: ein Liebesfilm mit der bezaubernden Winona Ryder. ich war bereit, mich im Kinosessel fallen zu lassen. Aber dann kommt da auf der Leinwand gar nichts. Natürlich strahlen und blitzen Ryders Rehaugen und wenn sie lächelt, geht immer noch die Sonne auf. Aber es lächelt nur eine Hülle, die keinen Inhalt hat, keinen Charakter. Ihre Charlotte ist herzkrank und gestaltet ausgefallene Hüte. Mehr bietet uns das Drehbuch nicht an. Will Keane besitzt ein Restaurant, liebt die raffinierte Küche und verführt ununterbrochen Frauen, denen er nach der ersten Nacht erzählt, dass er „mehr als das jetzt“ nicht werde bieten können. Und alle Frauen finden ihn trotzdem toll, charmant und große Klasse. Richard Gere spielt ihn (Die Braut, die sich nicht traut – 1999; Der Schakal – 1997; Red Corner – 1997; Zwielicht – 1996; Der 1. Ritter – 1995; …und das Leben geht weiter – 1993; Sommersby – 1993; Eiskalte Leidenschaft – 1992; Pretty Woman – 1990; Internal Affairs – 1990; "Gnadenlos" – 1986; Cotton Club – 1984; Atemlos – 1983; "Ein Offizier und Gentleman" – 1982; Ein Mann für gewisse Stunden – 1980), ohne sich groß anzustrengen. Er lächelt einfach unter seinem eisgrauen Wallehaar und weiß wahrscheinlich auch nicht, warum sein Will in Charlotte verliebt sein soll.

Man möchte weinen aus Mitleid mit der Regisseurin. Schauspielerin Joan Chen wollte mit ihrer ersten amerikanischen Regiearbeit einen Tränenzieher par excellence bauen. So eine Art zweite Love Story (1970). Und dann ist sie so in diesen Ich-liebe-eine-Todgeweihte-Aspekt vernarrt, dass sie ihre Figuren vergisst. Deren Handeln bleibt beliebig. Was Will in der jungen Frau sieht, warum sie nun plötzlich diejenige ist, welche, bleibt im Nebel der schön fotografierten herbstlichen Brauntöne. Und was sieht Charlotte eigentlich in ihm? Und was wird eigentlich erzählt? Sollen wir der Läuterung des notorischen Frauen-Verführers zusehen, der bestraft wird, indem er seine Zeit an der Seite einer schönen jungen Frau verbinden muss? Einer Frau, die so alt ist, wie seine Tochter Lisa, die irgendwann im Bild steht und eine ganze Zeit lang so wirkt, wie eine der zahllosen Verflossenen Wills, aber dann doch dessen – schwangere – Tochter ist. Wo die herkommt, wo sie war, wie ihr Verhältnis zum Vater ist – alles Punkte, die geeignet gewesen wären, den Restaurantbesitzer Will Keane mit Charakterzügen auszustatten. Joan Chen reiht aber lieber Stereotype aneinander: Manhattan im goldbraunen Herbst. Es geht auf Weihnachten zu, also gibt es zuckrigen Schnee in der Stadt und auf der Eisbahn an Rockefeller Plaza vergnügen sich die Verliebten romantisch gleitend. Die Kamera fliegt im Hubschrauber über die Hudsonbrücken auf das nächtlich illuminierte Manhattan zu und die Menschen speisen in edlen Restaurants.

Furchtbar, aber es ist nicht so, dass ich mich großartig gelangweilt hätte; im Gegenteil. Der schön fotografierte Film hat seine Momente. Winona Ryder ist natürlich ganz entzückend (Durchgeknallt – 1999; Celebrity – Schön, reich, berühmt – 1998; Alien – Die Wiedergeburt – 1997; Ein amerikanischer Quilt – 1995; Betty und ihre Schwestern – 1994; Reality Bites – Voll das Leben – 1994; Das Geisterhaus – 1993; Zeit der Unschuld – 1993; Bram Stokers Dracula – 1992; Meerjungfrauen küssen besser – 1990; Edward mit den Scherenhänden – 1990; Great Balls of Fire – 1989; Beetlejuice – 1988). Aber ihre Rolle ist so dürftig, dass sich Joan Chen ein ums andere Mal in Close-Ups von Ryders großen Augen geflüchtet hat. Bei mir funktioniert das, weil ich Miss Ryder gerne anschaue und für den Film passt das, weil sie sich – euphemistisch formuliert – dem Niveau der Produktion anpasst: schöne Oberfläche, nichts dahinter. Dass Ryder gleich für die Goldene Himbeere nominiert war, liegt wohl in der Natur von Filmen, die nicht funktionieren.

Auf dem Filmplakat steht erklärend „Er zeigt ihr das Leben, sie ihm die Liebe“. Ach so. Dann muss man der Regisseurin wohl sagen: Thema verfehlt.

Wertung: 3 von 11 D-Mark
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