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Kinoplakat: Ender‘s Game – Das große Spiel

Eine MultiKulti-Generation
sucht ihren Weg in die Welt

Titel Ender‘s Game – Das große Spiel
(Ender‘s Game)
Drehbuch Gavin Hood
nach dem gleichnamigen Buch von Orson Scott Card
Regie Gavin Hood, USA 2013
Darsteller

Asa Butterfield, Harrison Ford, Hailee Steinfeld, Abigail Breslin, Ben Kingsley, Viola Davis, Aramis Knight, Suraj Partha, Moises Arias, Khylin Rhambo, Jimmy 'Jax' Pinchak, Nonso Anozie, Conor Carroll, Caleb J. Thaggard, Cameron Gaskins u.a.

Genre Science Fiction, Abenteuer
Filmlänge 114 Minuten
Deutschlandstart
24. Oktober 2013
Inhalt

Die Erde wurde von den Formics, einer feindlichen Alien-Rasse, attackiert und beinahe vernichtet. Ohne Flotten-Kommandant Mazer Rackham, der damals ein halsbrecherisches Manöver flog, wäre die Menschheit Geschichte. In Vorbereitung auf den nächsten Angriff der insektenartigen Außerirdischen sucht Colonel Graff für das Militär nach den talentiertesten Kindern, die in den Kampf gegen die Feinde aus dem All ziehen könnten.

Ein schüchterner, aber strategisch brillanter Junge namens Ender Wiggin wird aus der Schule genommen, um der Eliteeinheit beizutreten. Beim militärischen Training meistert er schwierigste Kriegsspiele und gewinnt bald den Respekt seiner Mitstreiter. Graff sieht in Ender die neue große Hoffnung für seine Armee.

Auf der Kommandanten-Schule bildet schließlich Mazer Rackham persönlich den Jungen weiter aus: Ender soll die Soldaten in eine Schlacht führen, die das Schicksal der Erde und der menschlichen Rasse bestimmen wird …

Was zu sagen wäre

SciFi-Abenteuer für eine neue Generation. Alle Kriege sind gekämpft. Alle Religionen, alle Ethnien befriedet. Alle Lügen gelogen. In einer solchen Welt bleiben Computerspiele und Schulhofraufereien, um sich zu beweisen; und der große Krieg gegen den unbezwingbaren äußeren Feind, dem die Gesellschaft alles untergeordnet hat.

In so einer Welt lernen Außenseiter früh, sich mit ihren Mitteln durchzusetzen; dass der schmalbrüstige, wasserblauäugige Ender aussieht wie ein Nerd ohne Brille, ist sicher kein Besetzungszufall. Ebensowenig wie der schneidige Militarismus, mit dem Harrison Ford als alternder Colonel die Fäden in der Hand zu halten versucht (Paranoia – 2013; Cowboys & Aliens – 2011; Morning Glory – 2010; Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels – 2008; Firewall – 2006; K-19 – Showdown in der Tiefe – 2002; Schatten der Wahrheit – 2000; Begegnung des Schicksals – 1999; Sechs Tage, sieben Nächte – 1998; Air Force One – 1997; Vertrauter Feind – 1997; Das Kartell – 1994; Auf der Flucht – 1993; Die Stunde der Patrioten – 1992; In Sachen Henry – 1991; Aus Mangel an Beweisen – 1990; Indiana Jones und der letzte Kreuzzug – 1989; Die Waffen der Frauen – 1988; Frantic – 1988; Mosquito Coast – 1986; Der einzige Zeuge – 1985; Indiana Jones und der Tempel des Todes – 1984; Blade Runner – 1982; Jäger des verlorenen Schatzes – 1981; Ein Rabbi im Wilden Westen – 1979; Apocalypse Now – 1979; Krieg der Sterne – 1977; "Der Dialog" – 1974; American Graffiti – 1973).

Fords Generation, also Menschen, die mit Harrison Ford als Han Solo aufgewachsen sind, ist aus dem vorliegenden Film längst rausgewachsen.

Abenteuerkino für die Abnabel-Generation

"Ender‘s Game" ist ordentliches Abenteuerkino, kann man nichts gegen sagen. Dass er lange wirkt, wie ein andauernder Siegeszug eines im wahren Leben zu kurz Gekommenen, macht nur um so misstrauischer, dass da ein dickes Ende noch kommen muss. Und richtig: Das dicke Ende kommt noch.

"Ender‘s Game" beschreibt eine faschistische Militär-Gesellschaft, in der die Alten (Männer) das Sagen, aber keine Eier mehr in der Hose haben und die Jungen clever und hungrig genug sind, um zu akzeptieren, dass man skrupellos drauftreten muss, bis der Käfer nicht nur tot ist, sondern auch sicher keine Nachkommen mehr zeugen kann. Es gilt allein das Computergame-Prinzip: Fokussiere Dich auf den Sieg, wer bremst, verliert, Mitleid ist Schwäche. Auch diese – letzte – Religion muss ein Kind durchbrechen. Erste Lektion: Glaube nicht, was Erwachsene Dir als Wahrheit verkaufen!

Harrison Ford verkommt zum knurrigen Stichwortgeber

Das ist alles sehr Zielgruppen-orientiert, das Motiv des Jungen, dem die ganze (Erwachsenen-)Welt fremd ist und der sich deshalb alleine – oder mit anderen ebenso Ausgestoßenen – durchschlagen muss, ist gerade sehr en vogue – von Hunger Games über "Chroniken der Unterwelt", Die Bestimmung – Divergent bis hin zu "Twilight" und "Seelen – The Host". Das macht die Rollen der Erwachsenen etwas einseitig.

Harrison Ford und Ben Kingsley ("Walking with the Enemy" – 2013; Iron Man 3 – 2013; Hugo Cabret – 2011; Der Tod und das Mädchen – 1994; "Gandhi" – 1982) – in ihren virilen Jahren zwischen 1980 und 2000 durchaus in der Lage, komplexe, zwiespältige Charaktere zu spielen – verkommen neben Asa Butterfield (Hugo Cabret– 2011), dem Posterboy der jungen Metro-Sex Generation, zu einsilbigen Figuren, die sich im Austragshäuserl ihrer Karriere noch ein klein wenig was hinzuverdienen. Auf der Kommandobrücke versammeln sich um den blasshäutigen Asa Butterfield die neuen Helden: Oscar-Nominee Hailee Steinfeld ("Romeo and Juliet" – 2013; "True Grit – Vergeltung" – 2010), Aramis Knight (The Dark Knight Rises – 2012), Abigail Breslin (Im August in Osage County – 2013; Zombieland – 2009; Little Miss Sunshine – 2006).

Am Ende hat Titelheld Ender Narrenfreiheit und er nutzt sie in der einzigen Art, die ihm diese Menschengesellschaft lässt: Er verlässt sie, fliegt in die Tiefen des Raums (frühere Helden ritten in den Sonnenuntergang), um Gutes zu tun, für Fehler zu bezahlen, Unrecht wieder gut zu machen. Es gibt Schlimmeres, als wenn junge Menschen mit Eindrücken aus diesem Film in die Pubertät kommen.

Wertung: 4 von 7 €uro
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